Der Lambertimord
die Tochter von dem alten van den Hövel aus Kaldenkirchen. Obsthof van den Hövel, müßtest du doch noch kennen?«
»Was hast du mit Kaldenkirchen zu tun?«
»Nichts. Heike hat ihren Vater schon öfter bei mir aus der Spielhalle abgeholt. Toni van den Hövel hat meist donnerstags gespielt und sich von einem seiner Arbeiter bringen lassen. Und später kam dann seine Tochter, um ihn abzuholen.«
»Wie lange geht das schon?«
»Das habe ich mir nicht gemerkt, bestimmt ein paar Jahre schon. Und oft ging es um ganz ordentliche Beträge.« Giskes kratzte sich am Kopf. »Ja, fast regelmäßig sogar. Er spielt zur Entspannung, wie er immer sagt.« Josef Giskes dachte kurz nach. »Ich weiß nur nicht, wie man sich beim Zocken entspannen kann.«
»Zur Entspannung, also?« Ecki schrieb mit.
»Heike van den Hövel aus Kaldenkirchen«, wiederholte Frank die Angaben seines Schulfreundes. »Obsthof van den Hövel, also. Bist du sicher?«
Giskes nickte wieder stumm und blickte zu Boden.
Frank sah sich zu dem Polizeihauptmeister um, der scheinbar gelangweilt mit verschränkten Armen vorne am Kotflügel seines Streifenwagens gelehnt stand.
»Ist die Familie schon informiert, Kollege?«
Polizeihauptmeister Johannes Peters schüttelte stumm den Kopf.
»Das machen wir dann schon. Wann war van den Hövel das letzte Mal bei dir?« Frank musterte Josef, der fast einen Kopf kleiner war. Und obwohl fast gleichaltrig, wirkte Giskes gut zehn Jahre älter. Der Anorak war wirklich schon ziemlich alt, dachte Frank. Sah so aus, als ginge es seinem Schulfreund finanziell nicht besonders gut.
»Na, gestern erst. War ja wieder Donnerstag. Klar bin ich sicher. Er hat wie immer richtig viel Geld in die Automaten geworfen. Und dabei Kaffee getrunken. Viel Kaffee. Bier gibt es bei uns ja nicht.«
»Und wann hat Herr van den Hövel die Spielhalle verlassen? Die Uhrzeit will ich wissen, möglichst genau. Und, hat seine Tochter ihn auch diesmal wieder abgeholt?« Ecki wartete ungeduldig auf eine Antwort.
»Nein, Heike war gestern Abend nicht da. Ich denke, er ist wohl selbst mit dem Auto heim, oder mit dem Taxi. Weiß nicht. War auf jeden Fall nicht allzu lange da. Ist auf einmal aufgestanden und raus, ohne sich groß zu verabschieden.«
Frank wurde neugierig. »Weißt du, warum van den Hövel es so eilig hatte?«
»Keine Ahnung. Ich glaube, er wollte noch was mit seiner Tochter besprechen. Hab nicht so genau hingehört, ehrlich gesagt. Ich kümmere mich nicht so um die privaten Sachen der Kunden. Das geht mich nichts an, gibt sowieso nur Ärger. Und nun ist die Arme tot. Arme Heike.« Josef Giskes hatte tatsächlich Tränen in den Augen.
Frank nahm Josef Giskes beim Arm. »Paß auf, Josef, du fährst jetzt mit dem Beamten zur Wache nach Viersen. Dort wird man deine Aussage zu Protokoll nehmen. Anschließend bringen dich die Beamten wieder nach Breyell. Oder willst du lieber mit dem eigenen Wagen fahren?«
Josef Giskes schüttelte den Kopf und zog aus der Anoraktasche eine angebrochene Schachtel Zigaretten hervor. »Ich habe kein Auto.« Er verabschiedete sich umständlich von den beiden Polizeibeamten. Beim Einsteigen in den Streifenwagen drehte er sich aber noch einmal um und lächelte mit großen Augen durch seine Hornbrille. »Wir sollten bald noch einmal ein Klassentreffen machen. Wär’ schon wirklich schön.«
Frank nickte nur und hob eher halbherzig die Hand. Mit einem Mal fühlte er sich müde. Er zog hörbar die Luft ein. Mord in Breyell. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ausgerechnet Breyell.
Als der Streifenwagen um die Ecke bog, packte er Ecki am Arm und zog ihn zurück zur Absperrung. Er nickte den beiden Bestattern zu, die dort darauf warteten, Heike van den Hövels Leiche im Aluminiumsarg in die Gerichtsmedizin nach Duisburg bringen zu können. »Warten sie bitte, sie können noch nicht fahren. Möglicherweise kann die Leiche noch hier vor Ort identifiziert werden. Sie müssen sich also noch etwas gedulden. Vielleicht gehen sie solange einen Kaffee trinken. Wie ich sehe, hat Café Schluhn schon geöffnet.«
Die Zwei nickten und verschwanden in dem Café, das neben dem alten Kirchturm stand.
Ecki sah ihnen nachdenklich nach. »Wer von uns fährt eigentlich zur Obduktion? Fährst du?«
»Nee, fahr du man lieber. Da fallt mir ein, wo ist eigentlich der Staatsanwalt? Weißt du, wer heute Dienst hat?«
Ecki zuckte mit den Schultern und verzog beleidigt das Gesicht. »Das ist doch nicht dein Ernst? Muß das sein? Muß
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