Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
Vom Netzwerk:
Ecki, dabei kniff er angestrengt die Augen zusammen.
    »Herr van den Hövel, das ist mein Kollege Michael Eckers, mein Name ist Frank Borsch. Wir sind von der Kriminalpolizei in Mönchengladbach.« van den Hövel schien den Sinn der Worte nicht zu verstehen und sah die beiden erwartungsvoll an.
    Frank suchte nach den richtigen Worten und zögerte einen Moment. »Wir haben die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Tochter …« Weiter kam Frank nicht.
    »Meine Tochter? Heike?« Auf einen Schlag wich das Blut aus van den Hövels rosigen Wangen. Sein Gesicht wurde von einer Sekunde auf die andere aschgrau, und er ließ die Zigarre in den Aschenbecher zurückfallen.
    »Was ist mit meiner Tochter? Ich meine, sie muß gleich hier sein. Sie arbeitet bei mir, wissen Sie. Seit sie mit dem Studium fertig ist, hilft sie mir im Büro. Was ist mit ihr? Und, um Himmelswillen, warum kommen Sie extra aus Mönchengladbach hierher zu mir ins Büro? Was ist passiert? Herrgott, nun reden Sie schon!«
    »Herr van den Hövel, es ist mir sehr unangenehm, aber wir können Ihnen das nicht ersparen. Auf dem Marktplatz in Breyell ist vor gut zwei Stunden eine junge Frau tot aufgefunden worden. Am Fuß des alten Lambertiturms. Ein Zeuge behauptet, die Tote sei Ihre Tochter Heike.«
    van den Hövel wurde rot und dann wieder blaß. »Das ist unmöglich, warten Sie, meine Tochter wird gleich hier sein. Sie werden sehen. Ich, ich werde sie anrufen.« Hektisch griff er zum Telefon und tippte eine Nummer ein. »Sie werden sehen. Das muß eine Verwechslung sein. Bestimmt ist das eine Verwechslung. Sie werden sehen. Gleich, gleich können Sie selbst mit Heike sprechen.«
    van den Hövel horchte angestrengt auf das Freizeichen im Hörer. Aber am anderen Ende der Leitung nahm niemand ab. van den Hövel ließ endlich den Hörer langsam sinken und sah sie dabei an. Erst jetzt schien er zu begreifen. Kraftlos legte er den Hörer zurück. »Nein, nicht Heike. Nicht meine Mausi, nein, nein, nein.« Seine Arme lagen schlaff auf dem Schreibtisch. Fassungslos sah er die beiden Beamten an.
    »Das muß ein Irrtum sein, Heike kommt gleich.« Aus seiner Stimme war alle Kraft gewichen.
    Frank trat an den Schreibtisch und nahm den Silberrahmen in die Hand. Eine junge blonde Frau in kurzem Tennisdreß, den Schläger im Arm, lachte ihn aus einem offenen Gesicht fröhlich an.
    »Doch«, sagte Frank, »ich fürchte schon.« Seltsam berührt von der Momentaufnahme aus dem Leben der Toten, stellte er das Foto behutsam an seinen Platz zurück. Als ob er dadurch das Leid erträglicher machen könnte. van den Hövel sank auf seinem Bürostuhl in sich zusammen und sagte kein Wort mehr. Statt dessen wimmerte er leise und starrte mit ausdruckslosem Blick vor sich hin. Zwischendurch bäumte er sich immer wieder auf und stöhnte dabei leise. Dann griff er zu dem Rahmen und preßte das Foto seiner Tochter an seine Brust.
    Mehr aus Verlegenheit hatte Frank sich doch noch gesetzt. Ecki war am Sideboard gelehnt stehengeblieben. Es dauerte einige Minuten, bis van den Hövel wieder sprechen konnte. Mühsam richtete er sich auf, wischte sich die Augen und straffte sich. »Was wollen Sie wissen? Los, fragen Sie! Bringen wir es hinter uns.«
    Frank versuchte behutsam vorzugehen. »Es tut mir wirklich sehr leid. Aber wir müssen Sie bitten, Ihre Tochter zu identifizieren.« Er sah van den Hövel an. Der stattliche Obsthofbesitzer schien in der kurzen Zeit um Jahre gealtert zu sein. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Herr van den Hövel. Wir begleiten Sie. Sollen wir einen Arzt verständigen? Sie sehen sehr blaß aus. Haben Sie jemanden, der Sie begleiten könnte?«
    van den Hövel schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Es geht schon. Danke. Ich habe meine Tabletten. Es ist das Herz, wissen Sie. Das Herz will nicht mehr so recht, seit meine Frau nicht mehr lebt. Ihr Tod vor fast genau vier Jahren hat mich fast umgebracht.« Die Erinnerung an seine Frau ließ ihn wieder stöhnen.
    »Plötzlich stand ich ganz alleine da. Hatte nur noch den Betrieb.« Er zögerte. »Ja, und meine Tochter Heike.« Er konnte nur mit Mühe ein erneutes Schluchzen vermeiden. Während er sprach, kramte Toni van den Hövel angestrengt in einer der unteren Schreibtischschubladen. »Da sind sie ja«, murmelte er und steckte eine schmale Schachtel in seine Jackentasche. Dann suchte er nach einem Stift. »Ich bin fertig. Lassen Sie mich nur noch schnell meiner Sekretärin einen Zettel schreiben. Sie kann gleich

Weitere Kostenlose Bücher