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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Spielzeugmodelle hing ein Bücherregal. Dort standen und lagen zahlreiche Bücher. Beuke griff in seine Parkatasche und nahm seine Brille aus dem Etui. Halblaut las er die Titel vor: »Der Feldzug im Osten, Die Judenlüge, Wir sind das Volk, Das Parteiprogramm der DVU, Der Panzergrenadier. Da sage noch einer, Lesen bildet nicht.«
    Rolf Graf hatte genug von der Nazi-Gruft. »Was ist in dem Schränkchen?«, meinte er mehr zu sich selbst als zu seinem Kollegen. Er ächzte leise, als er sich bückte, um die Klapptür zu öffnen.
    Er blickte auf ein Sammelsurium aus alten Musikcassetten, Batterien, einem leeren Fotoalbum, ein paar CDs, alten Landserheften und Penthouseausgaben. Obenauf lag eine angebrochene Schachtel Kondome und eine dicke silberne Kette, an der ein großer Anhänger mit den Buchstaben HH hing. Graf sah Peter Beuke unschlüssig an. »Ich glaube nicht, daß uns von dem Zeug hier irgendwas weiterbringt, was meinst du?«
    Beuke gab ihm recht. »Laß’ uns gehen. Wir müssen es bei unseren anderen Kunden versuchen.«
    Auf dem Weg nach draußen machten sie an der Küche halt. Elisabeth Jansen schien sie nicht zu bemerken. Sie saß mit dem Rücken zu ihnen an dem winzigen Küchentisch und trank Kaffee aus einem Becher und blätterte in einer Illustrierten. Daneben lag eine aufgerissene Packung mit Kartoffelchips. Auf dem alten Gasherd standen drei leere Töpfe. In einem lehnte ein Holzlöffel.
    Peter Beuke wollte etwas sagen. Aber dann überlegte er es sich und machte den Mund wieder zu. Wortlos verließen die Männer die Wohnung.
    Unten auf der Straße konnte sich Peter Beuke nicht mehr beherrschen. »Rolf, kannst du mir bitte mal sagen, warum du die ganze Zeit im Wohnzimmer auf diese dämliche Gondel gestarrt hast? Und was sollte das Gefasel über die Gefahren für die Asylbewerber auf hoher See? Das war selten dämlich von dir.«
    »Ich hab nur an die Hochzeitsreise mit Angelika denken müssen. Wir haben damals eine Mittelmeerkreuzfahrt gemacht. Auf der Rückfahrt haben wir uns dann noch ein paar Tage Venedig angesehen. Bella Italia. Mann, ist das schon lange her.«
    »Mein Gott, Graf.« Beuke wollte weiter schimpfen, besann sich dann aber. »Was sagst du zu dem Zimmer von Markus Jansen? Wie kann ein Mensch sich in solch einer Umgebung wohlfühlen?«
    Graf antwortete nicht. Wortlos fuhren die beiden über die A 61 zurück nach Mönchengladbach ins Präsidium.

XV.
    Den Tag hätte Frank sich schenken können. Er war mit den Ermittlungen nicht sonderlich weitergekommen. Die meiste Zeit hatte er ungeduldig im Büro gesessen und auf die Berichte seiner Kollegen gewartet. Die Niederländer ließen sich wahrlich viel Zeit. Die Wartezeit hatte er mit dem halbherzigen Versuch verbracht, alte Akten abzuarbeiten. Der Stapel mit den verschiedenen Unterlagen war allerdings nicht wesentlich kleiner geworden. Gegen Abend hatte er vier Flaschen Mineralwasser auf seinem Schreibtisch stehen, obwohl er nicht sonderlich gerne Wasser trank. Er war zwischendurch mehrfach in der Kantine gewesen, in der Hoffnung auf ein bißchen Ablenkung. Aber das ganze Präsidium schien an diesem Tag unterwegs zu sein, jedenfalls hatte sich kaum jemand gefunden, mit dem er mehr als nur ein paar Worte hatte wechseln können. So hatte er aus lauter Frust die Flaschen Mineralwasser gekauft. Der Kantinenwirt hatte ihn zu allem Überfluß und mit einem verständnisvollen Augenzwinkern noch mit ein paar klugen Sprüchen wie »Schön, daß du so auf deinen Flüssigkeitshaushalt achtest. Das sollten mehr Männer in deinem Alter tun« versorgt.
    Getroffen hatte er bei seinen Kantinengängen lediglich Horst Laumen, der wie immer seinen hellgelben Pullunder trug. Ausgerechnet Laumen. Anstatt Rücksicht auf sein angeschlagenes Gemüt zu nehmen, hatte Laumen in seiner vertrockneten und sturen Verwaltungsart nichts Besseres im Sinn, als ihn noch einmal eindrücklich aufzufordern, »endlich den illegalen CD-Player« aus dem Dienstwagen ausbauen zu lassen. Ohne Vorwarnung hatte Frank Laumen einfach mitten im Satz mit seinem Becher Pfefferminztee in der Kantine stehen lassen. Das kleinkarierte Geschwätz des langweiligen Bürobeamten war das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    Sonderlich besser hatte Frank sich nach diesem Abgang aber auch nicht gefühlt. Dieses Kleinklein, dieses Warten auf andere war nicht seine Welt. Selbst Ecki hatte ihn heute genervt, mit seinem überflüssigen Gequatsche über den neuen Freund seiner Schwester. Und Lisa war mal wieder

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