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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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kurz vor dem Abschluß mehrerer Verträge. Darunter auch eine Kooperation mit mehreren Obstbauern aus Jork. Deren Sprecher heißt Wolfgang Meyer, oder so ähnlich.«
    »Jork?«
    »Im Alten Land bei Hamburg. Noch nie gehört? Dort sitzen Deutschlands dickste Obstbauern. Der Vorstand der Volksbank Nettetal hat erzählt, daß van den Hövel mit seiner Tochter und einer Delegation aus Jork kommende Woche zu Verhandlungen zu ihnen kommen wollte. Offenbar stand ein hohes Darlehen an. Ich warte noch auf eine E-Mail von Coentges. Er wollte mir eigentlich noch heute seinen Abschlußbericht schicken.«
    Ecki räusperte sich. »Jork, Obstbauern. Was hat das mit dem Tod von van den Hövels Tochter zu tun?«
    »Weiß man’s?«
    »Schon gut.« Ecki warf seinen Bleistift auf die Unterlage.
    »Dann müssen wir auch noch mal an die Polen ran. Was sagt eigentlich das Arbeitsamt? Hast du die Liste schon? Vielleicht haben die ja eine Beobachtung gemacht. Vielleicht war es ja wirklich einer von denen. Kann ich mir gut vorstellen: monatelang weit weg von der Heimat, nur arbeiten und keine Frau in der Nähe. Könnte ich verstehen, wenn sich einer von denen in die hübsche Tochter des Chefs verguckt haben sollte.«
    Ecki sah ihn schief an: »Nun übertreib mal nicht. Nur weil du in den vergangenen Wochen nicht bei Lisa landen konntest, heißt das noch lange nicht, daß die Saisonarbeiter vom alten van den Hövel sämtlich unter Hormonstau leiden. Auch wenn sie ständig mit geilen Trieben zu tun haben.«
    Frank sah ihn fragend an.
    »Na ja, geile Triebe: das meinen Gärtner, wenn die Triebe unkontrolliert sprießen. Wie sinnig. Keine schlechte Bezeichnung, oder? Nomen est omen. Oder wie heißt das auf Latein?«
    Frank reagierte nicht auf die Frage. »Du Landei. Geile Triebe. Überprüf die Polen trotzdem. Am besten heute noch.«
    »Wird gemacht, Chef«, meinte Ecki militärisch zackig. Er mochte es gar nicht, wenn Frank so förmlich und dienstlich wurde. Schließlich hatten beide den gleichen Dienstgrad und arbeiteten schon seit Jahren zusammen.
    Frank hatte den ironischen Unterton in Eckis Antwort nicht gehört. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Unbekannter Heike irgendwo aufgelauert hat, um sie dann umzubringen. Vielleicht war es auch Rache.«
    »Wer sollte sich an Heike rächen wollen? Bisher gibt es auch dafür keinen Anhaltspunkt. Nicht den geringsten. Alle haben die junge Frau bisher als freundlich, hilfsbereit und überaus reizend beschrieben. Wüßte wirklich nicht, wer bei der van den Hövel an Rache denken könnte.«
    »War auch nur so eine Vermutung. Reizend, vielleicht doch im wahrsten Sinne. Wir müssen schließlich im Moment noch an alles denken. Wenn wir nur wüßten, was Heike am Abend ihres Todes gemacht hat, und vor allem, mit wem sie zusammen war. Daß sie ohne Mantel gefunden wurde, könnte bedeuten, daß sie mit ihrem Mörder in einem Auto oder in einer Wohnung war. Zumindest in einer Umgebung, in der sie keinen Mantel brauchte. Vielleicht war sie ja auch in einer der Kneipen und Diskotheken im Umland. Wir werden ihr Bild wohl noch vielen Leuten zeigen müssen.«
    »Oder der Mörder hat ihren Mantel verschwinden lassen. Vielleicht war er voller Blut?« gab Ecki zu bedenken. »Das könnte doch sein, oder? Was hältst du von Eifersucht? Wer sagt uns denn, daß der Mörder nicht eine Frau ist? Oder vielleicht ist Heike ihrem Mörder auch nur zufällig begegnet. Es laufen ja genug Psychos durch die Gegend.«
    Frank pochte gedankenverloren mit dem Bleistift auf die Unterlage. Auf der standen schon wieder mehrere L und F. Frank stand auf und kippte den kalten Rest aus seinem Kaffeebecher an die Cannabispflanzen auf dem Fensterbrett. Die Kollegen von der Rauschgiftfahndung hatten besonders witzig sein wollen und als Einstimmung auf Weihnachten mehrere kleine Blumentöpfe mit den verbotenen Pflanzen verschenkt. Die Cannabistriebe schienen sehr widerstandsfähig zu sein, denn bislang hielten sie den unregelmäßigen Kaffeeduschen hartnäckig stand.
    Neben dem Topf mit der Drogenpflanze standen eine Anturie und ein Ficus. Das merkwürdige botanische Sammelsurium und die fast kahlen Äste des Ficus spiegelten Franks unausgeglichene Gemütsverfassung wider. Er ging zu Eckis Schreibtisch und zog seinen Freund am Pullover. »Laß uns gehen, die Kollegen warten schon auf uns.«

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