Der Lambertimord
erinnerst du dich. Wer von deinen Jammer-Musikern kann da schon mithalten!«
Frank war längst am Auto und schloß die Tür auf. Im Sitzen rief er Ecki zu: »Nerv mich nicht. Komm endlich. Wir haben noch lange nicht Feierabend.«
Ecki kletterte auf den Beifahrersitz. »Wenigstens willst du heute fahren. Könntest du ruhig öfter machen.« Beim Anschnallen wechselte er das Thema. »Was denkst du? Hat der junge Pole etwas mit dem Tod von Heike van den Hövel zu tun?«
»Wir werden es herausfinden.«
»Meine Güte, das ist wirklich schlimm mit dir. Was bist du denn so kratzbürstig?« Ecki konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen. »Hast du was von Lisa gehört? Außerdem, was soll die Spurensicherung hier? Meinst du, Heike ist hier umgebracht worden? Irgendwo auf dem Gelände ihres Alten?« Ecki hielt eine imaginäre Zeitung hoch. »Junge reiche Erbin auf dem Obsthof ihres Vaters brutal ermordet. Täter hatte sich im Torf versteckt. Ich kann die Schlagzeile förmlich sehen.«
»Ach, laß’ mich in Ruhe.« Etwas versöhnlicher fuhr Frank fort: »Nein. Ich habe von Lisa noch nichts gehört. Ich traue mich auch nicht mehr zu ihr hin. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.«
Frank wurde wieder dienstlich. »Ich weiß auch nicht, ob das Sinn macht mit der Spurensicherung. Aber ich will nichts unversucht lassen. Wir haben doch noch nichts Konkretes in der Hand. Wir wissen ja noch nicht einmal, wo sie umgebracht wurde. Vielleicht bringt uns die Durchsuchung des Geländes ja weiter. Böllmann wird langsam ungeduldig.« Frank sah Ecki von der Seite an. »Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Im Moment hab ich einfach zuviel am Hals. Der Mord, Lisa. In der Band gibt es Knatsch, und der Proberaum ist auch noch nicht fertig umgebaut. Ich hab echt die Schnauze voll.«
»Man, du hast ja wirklich den Blues.« Ecki zog eine CD aus der Tasche auf dem Rücksitz. »Wie heißt der? Popa Chubby? One million broken guitars?« Er runzelte beim Lesen die Stirn. » Nobody knows you when you are down and out. Hm, das ist jetzt genau das Richtige.«
Ecki schob die CD ein und drehte den Lautsprecher voll auf. Das war nun wirklich nicht seine Musik, aber einen anderen Rat wußte er im Moment auch nicht, um die Stimmung seines Freundes aufzubessern. Trotzdem war er erleichtert, als sie wieder in die gepflasterte Einfahrt des Präsidiums in Mönchengladbach einbogen. Er würde sich nie an die endlos scheinenden Gitarrensoli gewöhnen, die in seinen Ohren sowieso alle gleich klangen.
XXII.
Frank hielt dem jungen Polen einen Kaffeebecher hin. »Stanislaw, ich darf doch Stanislaw sagen?«
Stanislaw nickte unmerklich und umfaßte mit beiden Händen den Porzellanbecher. Vorsichtig nahm er einen Schluck. Er zuckte zurück, als seine Lippen den heißen Kaffee berührten. Langsam setzte er den Becher auf dem Schreibtisch ab.
»Stanislaw, verstehst du mich, oder sollen wir einen Dolmetscher holen?«
»Nur ein wenig.«
Frank sah Ecki an, als er weitersprach. »Wie lange warst du schon in dem Verschlag?«
Stanislaw zuckte mit den Schultern und sah Frank stumm an.
»Wie lange? Einen Tag, zwei Tage, eine Woche, ein Monat?«
Der junge Pole rutschte auf seinem Stuhl unruhig hin und her. Schweigend sah er ängstlich zwischen Ecki und Frank hin und her.
Ecki versuchte es anders: »Wie lange warst du auf dem Hof? Du brauchst keine Angst zu haben. Wir tun dir nichts. Wir brauchen deine Hilfe.«
Zögernd öffnete Stanislaw seinen Mund und hob vier Finger. »Woche.«
»Vier Wochen, aha. Und was hast du die ganze Zeit gemacht?«
»Immer nur Zimmer, immer nur Zimmer.«
Ecki sah seinen Freund an. »Offenbar hat er die ganze Zeit in dem Verschlag verbracht. Möchte mal wissen, was sich seine saubere Verwandtschaft dabei gedacht hat.«
Stanislaw schien kein Wort zu verstehen.
Frank schob ihm ein Foto von Heike van den Hövel hin. »Kennst du die Frau auf dem Foto?«
Der Pole zuckte zurück, als habe er etwas Verbotenes gesehen. Stumm sah er vor sich auf den Boden.
»Was ist, kennst du die Frau?« Ecki wurde laut.
Frank machte eine beruhigende Handbewegung. »Ist schon gut, Ecki.« Er drehte sich wieder zu dem jungen Mann, der zusammengesunken auf einem Stuhl in ihrem Büro saß. »Das ist die Tochter von Herrn van den Hövel.«
Bei dem Namen van den Hövel hob Stanislaw langsam den Kopf und sah das Foto an. Langsam streckte er seine Hand aus und strich vorsichtig über die Aufnahme, auf der Heike van den Hövel lachend einen Ball in der
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