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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Ohren.« Ecki hätte sich vor Lachen fast verschluckt. Er mußte husten und hielt sich die Hand, in der er den Becher balancierte, vor den Mund. Dabei schwappte der Kaffee verdächtig heftig hin und her. Ecki sah die Blicke. »Keine Angst, passiert schon nix. Fahr’ du lieber los.« Ecki grinste noch immer. Er wußte, daß Frank den Ausdruck »besicktes Pony« nun so gar nicht mochte. »Bißchen eng in deinem MGB. Wo geht es eigentlich hin?«
    »Wir sehen uns die Wohnung von Masuhr an.«
    Ecki blieb unbeeindruckt. »Aha. Na, was sagst du zu den SMS? Ziemlich verliebt der Gute, oder? Hach, ist das nicht schön, glücklich verliebt zu sein?«
    Frank bremste so abrupt, daß Ecki der Becher fast aus der Hand gerissen wurde. »Wenn du nicht aufhörst mit diesen dämlichen Anspielungen, kannst du zu Fuß nach Hinsbeck latschen. Ich jedenfalls habe keinen Bock, mir das Gequatsche jeden Tag anzuhören. Such’ dir einen anderen, aber verschone mich mit diesen neumalklugen Kalendersprüchen!«
    »Ach, der Herr haben schlechte Laune? Kann ja heiter werden.« Ecki nippte beleidigt an seinem Kaffee. Er hatte Frank nun wirklich nicht ernsthaft hochnehmen wollen. An Lisa und Franks Seelenschmerzen hatte er überhaupt nicht gedacht. Er hatte wirklich nur die Unbekümmertheit gemeint, mit der offenbar die SMS hin und her gegangen waren. Statt Briefchen zu schreiben wie in seiner Jugend, diente heute die mobile Telekommunikation als Amors Bote.
    »Tut mir leid.« Frank hatte sich schon wieder beruhigt.
    »Ich finde, daß wir endlich eine heiße Spur im Mordfall van den Hövel haben. Aber erst mal werden wir die Wohnung von Masuhr auf den Kopf stellen. Ich habe auf der Fahrt zum Präsidium schon einen Schlüsseldienst bestellt. Bin gespannt, was wir da so alles finden. Erinnere mich daran, Beuke nachher anzurufen. Ich habe Jansen gestern Abend nicht mehr angetroffen. Angeblich weiß seine Mutter nicht, wo ihr Sohn steckt.«
    In Hinsbeck wartete schon ein Handwerker im grauen Kittel und mit Werkzeugkasten auf die beiden. Es dauerte keine dreißig Sekunden, und sie waren im Haus. Beim Unterschreiben des Auftrags, den ihm der ältere, leicht gebeugte Angestellte des Schlüsseldienstes wortlos auf einem Klemmbrett hinhielt, konnte Frank aus den Augenwinkeln sehen, daß sich im Nebenhaus die Gardinen bewegten. Blockwartmentalität, dachte Frank verächtlich und ging ins Haus. Für einen Moment sah es so aus, als wollte ihm der Mann mit dem Werkzeugkasten folgen, dann aber drehte sich der Handwerker um und ging kopfschüttelnd zu seinem Wagen. Frank fragte sich, was er wohl dachte.
    Ecki knipste das Licht im Flur an und ging voraus. Die Räume im Untergeschoß machten einen heruntergekommenen Eindruck. Dem Tapetenmuster nach zu urteilen, war bestimmt schon zehn, fünfzehn Jahre nicht mehr renoviert worden. Die Möbel im Wohnzimmer und im Schlafzimmer waren ebenfalls längst aus der Mode. Überall roch es muffig, nach kaltem Rauch und altem Schweiß. In der Küche herrschte das absolute Chaos. Die Spüle stand voll mit schmutzigem Geschirr, die Oberfläche des einst weißen Herdes war über und über mit braun und schwarz eingebrannten Essensresten bedeckt. Die drei Töpfe waren dreckig.
    Als Frank den Kühlschrank öffnete, wich er unvermittelt zurück. Ihm kam der stechende Geruch verschimmelter Lebensmittel entgegen, obwohl die beiden Polizeibeamten nur eine verschlossene ovale Fischkonserve fanden und zwei verschweißte Wurstpackungen. Die etwas windschiefe Küchenzeile mußte aus den 70er Jahren sein. Der Abfalleimer quoll über von leeren Fastfood-Schachteln, Kippen und leeren Dosen einer billigen Biersorte.
    Ecki zog die Rolläden hoch und kippte das Küchenfenster. »Das ist ja nicht auszuhalten. Wie kann man sich in so einer Umgebung wohlfühlen? Das stinkt ja wie in einem Russenpuff. Fürchterlich.«
    »Woher weißt du, wie es in einem Russenpuff riecht?« Frank öffnete mit routinierten Bewegungen die Oberschränke der Küchenzeile, fand aber außer ein paar Tassen und Tellern nicht viel mehr als nur Tütensuppen, Salz und Pfeffer. Masuhr hatte nach dem Tod seiner Eltern das Haus regelrecht verkommen lassen. Irgendwann hatte Masuhr vermutlich gegen den Schmutz und die Notwendigkeit, zu putzen, kapituliert, oder er hatte von Anfang an keinen Wert auf Sauberkeit gelegt. Vielleicht aus einer unbewußten inneren Auflehnung gegen die erlebte Allmacht der Eltern, dachte Frank, und kam sich dabei vor wie ein Psychoanalytiker für

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