Der Lambertimord
sind doch Freunde, Klaus, bitte.«
»Ich glaub’, ich höre nicht richtig? Ich muß mir nichts überlegen, du mußt deinen Grips anstrengen! Du hast dich selbst in den Ruin getrieben. Was mußt du auch mit der van den Hövel rummachen? Laß’ dir was einfallen, mein Freund, du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Wirst schon eine Lösung finden. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Klaus …« Böskes versuchte sich zu wehren.
»Klaus, Klaus, hör auf zu wimmern! Du Memme. Statt hier vor mir rumzukriechen, solltest du lieber endlich deine Bank bemühen oder in deinen Sparstrümpfen kramen.« Vander schien diese Vorstellung zu gefallen. »Ja, such’ dir deine Sparstrümpfe zusammen, oder guck unter deine Matratze.«
»Klaus.« Dieter Böskes versuchte es noch einmal. »Ich kann dir so schnell kein Geld geben, Christa …«
»Hör auf mit Christa. Das zieht nicht. Sieh zu, wie du mit ihr klar kommst.«
Böskes hob hilflos seine Hände und ließ sie schwer auf die Armlehne seines Sessels fallen. »Wie soll das gehen?«
»Mensch, stell’ dich doch jetzt nicht ganz blöd an.« Vander klang jetzt regelrecht aufgekratzt, fast fröhlich. »Erhöh’ doch einfach deine Preise. Verkauf dein Auto, was weiß ich? Verkauf dein Wochenendhaus im Allgäu. Ja, genau, verkauf die Wohnung in Moosbach. Ruf den Kreutz-Wirt an, der Martin soll dir einen Käufer suchen.«
Böskes konnte nichts mehr sagen. Schwer atmend saß er in sich zusammengesunken in seinem Ledersessel und starrte erschöpft vor sich hin. Er war erledigt. Tot. Er wollte nicht mehr leben.
Vander stand auf. »Paß auf, Dieter, ich hab noch zu tun. Sieh zu, daß du das Geld bis Anfang nächster Woche hast. Hier hast du das Foto, es soll dich an die Frist erinnern.« Er warf ihm nachlässig das Foto hin, Böskes wischte es voller Ekel vom Schreibtisch. Das Foto landete neben der Tür und blieb mit der weißen Seite nach oben liegen. An der Tür drehte sich Vander noch einmal um und nahm seine Brille ab. »Weglaufen nützt nichts. Denk’ ja nicht, du wärst mit dem Foto alle Sorgen los. Ich habe noch genug davon. Das kannst du dir bestimmt denken. Sie sind eine sichere Bank. Gut angelegt. Besser noch, sie sind meine Altersversorgung, eine krisensichere dazu.« Ihm fiel noch etwas ein. »Denk’ nicht mal daran, zur Polizei zu gehen. Dort wirst du keine Hilfe bekommen. Im Gegenteil, wenn sie von deinem Verhältnis mit ihr erfahren, werden sie dir mit Vergnügen auch noch den Mord an Heike anhängen. Der große Böskes zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen Doppelmordes. Ich kann die Schlagzeile förmlich vor mir sehen.« Mit einer weit ausholenden Bewegung zeichnete Vander die imaginäre Schlagzeile in die Luft. Ohne weiteren Gruß verließ er das Büro.
Zurück blieb Dieter Böskes, der noch lange auf die Stelle starrte, wo das unsichtbare Urteil in der Luft hängen zu bleiben schien. Christa, was konnte er tun, damit Christa nichts merkte? Was hatte er mit seinem Leben gemacht? An der Tür lag das Foto. Der weiße Fleck würde ihn noch umbringen.
Frank hatte den Hefter mit den abgeschriebenen SMS-Botschaften aufgeschlagen vor sich liegen. Er war allein im Raum. Die Kollegen hatten längst Feierabend gemacht. Auch Ecki war schon bei seiner Familie. Er hatte ihm an den Schnellhefter einen gelben Merkzettel geklebt: »Na, altes Frettchen? Erfolg gehabt? Viel Spaß beim Lesen.«
Frank zählte die SMS durch. Insgesamt waren es 19 Stück, verteilt auf zwei Tage. Meist waren die Botschaften nur drei oder vier Zeilen lang. Der Text war nicht sonderlich auffällig. Nur das Übliche: »Ich freue mich auf dich! Wann bist du endlich da?«
»Die Nacht mit dir war schön!«
»Laß uns immer Zusammensein. «
» Ich möchte dir ein Kind schenken.«
Frank mußte an Lisa denken. Sie hatten sich zu Beginn ihrer Beziehung auch jede Menge SMS geschickt. Manchmal war er den ganzen Tag nicht richtig zum Arbeiten gekommen, so sehr war er mit dem Handy beschäftigt.
Frank sah sich den Absender der SMS an. In allen Fällen war es ein Markus Jansen aus Kaldenkirchen, Mitte 20. Frank notierte sich die Adresse. Er kannte die Wohngegend. Sie gehörte nicht eben zu den bevorzugten Quartieren Nettetals. Frank sah auf die Uhr. Er war noch nicht zu spät für einen Besuch.
Eine gute Viertelstunde später stand er vor dem Wohnblock im Kaldenkirchener Westen. Frank sah an der Fassade hoch. Nur in wenigen Fenstern war Licht. Eine Wohnung schien gar nicht belegt zu sein. Er suchte
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