Der Lambertimord
Enthüllungsreporter Bert Becks laut.
»Kirchplatz, Kirchturm, alter Friedhof – vielleicht ein Opfer? Ein Menschenopfer? Sieht fast so aus. Was hat der Turm damit zu tun?« Frank schüttelte demonstrativ die Gedanken ab. »Schluß damit, jetzt fange ich auch schon an, so wie du zu spekulieren. Vielleicht ist die Geschichte ganz anders. Das Schlimme ist nur, daß wir sie nicht kennen. Noch nicht.« Frank stand auf und nahm das Geschirr mit.
Toter lag im Garten – Mord nahe der Grenze: Polizei hält sich bedeckt GRENZLAND (Ig). 23 Morde zählte die Grenzprovinz Limburg im vergangenen Jahr. Diese Serie scheint so weiterzugehen: Am Montag fanden Nachbarn in Geelen die Leiche eines 33jährigen. Er lag ermordet im Garten seines Hauses. Aus ermittlungstaktischen Überlegungen macht die Polizei derzeit noch keine Angaben darüber, wie der 33jährige ums Leben kam. Auch ist noch nicht bekannt, wie lange der Ermordete schon tot war. Er bewohnte das Haus mit seiner Lebensgefährtin. Gerüchte, wonach es bei dem Mord um eine Abrechnung innerhalb der kriminellen Szene des Grenzlandes ging, will die Polizei weder bestätigen noch verneinen. Auch macht die Polizei bisher noch keine Angaben darüber, ob der Ermordete der Polizei bekannt war.
XXVI.
Vander sah Böskes durchdringend und lange an, bevor er sprach. »Das solltest du dir noch einmal überlegen.«
Böskes schwitzte, obwohl er im Hemd in seinem Büro saß und die Heizung nicht höher stand als üblich. Die Schweißperlen hinterließen auf seinen grauen, schlecht rasierten Wangen schmale unregelmäßige Spuren. Er fühlte sich von einer unsichtbaren Faust tief in seinen Bürostuhl gepreßt. Er war unfähig, sich zu bewegen. Das hatte er nicht erwartet. Nicht von seinem besten Freund. Zumindest hatte er bis eben gedacht, daß Vander sein bester Freund war.
»Wie konntest du das tun? Von Mord war nie die Rede. Du solltest ihn nur etwas hinhalten, mehr nicht. Sicher, Masuhr war ein Schwein, aber wir wären auch so mit ihm fertiggeworden. Es gibt immer einen Ausweg. Mord ist nie ein Ausweg. Nie. Das kannst du mir glauben.«
»Hör auf zu jammern. Es ist, wie es ist. So oder so wirst du zahlen müssen. Laß Masuhr nur meine Sache sein. Niemand wird auf mich kommen.« Vander lachte leise. »Schließlich bin ich mit deinem Wagen gefahren, vergiß das nicht. Sie werden deinen Wagen suchen, nicht meinen.«
Dieter Böskes hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er hörte nicht mehr zu. Im Zeitraffer liefen die letzten gemeinsamen Jahre mit Vander vor ihm ab. Die gemeinsamen Jagdausflüge, die Kegeltouren, die Treffen mit den Freunden und Förderern des Brauchtums, Vander, van den Hövel und die anderen. Lachen, Zuprosten, verschwitzte Männerfreundschaft auf Sauftouren, Schwüre, das Gefühl, zusammen unschlagbar zu sein. Gegenseitig gebeichtete Frauengeschichten. Und immer wieder das Gefühl, einen Freund zu haben, der zu einem steht. Betrogen hatte Vander ihn, ausgenutzt. Vander hatte ihn ganz klein gemacht, er hatte ihn jetzt in der Hand. Er konnte nur noch willenlos gehorchen, wie ein Hund. Er war tot. Er mußte bezahlen, so oder so, das hatte Vander gesagt.
»Hörst du mir überhaupt noch zu? Willst du das Foto noch einmal sehen?« Vander hielt ihm das Foto entgegen. »Na? Bist gut getroffen, mein Lieber.«
Böskes drehte mit einem gequälten Laut seinen Kopf zur Seite.
»Sieh es dir doch an, wird mächtig Spaß gemacht haben, an dem Tag. Hast du gestöhnt, vor Lust, als du die kleine van den Hövel gevögelt hast? Hast du dabei an ihren Alten gedacht? Was dein Freund van den Hövel wohl sagen würde, wenn er das Foto zu sehen bekäme. Eigentlich keine schlechte Idee.«
»Was willst du? Sag’ endlich, was du willst.«
Klaus Vander rückte seine Brille zurecht. Wie immer war er ganz in Schwarz gekleidet. Der Teufel in Person saß in Böskes Büro. »Das habe ich dir eben schon gesagt, lieber Dieter. Ich will, daß du mir den Rest der 100.000 gibst. Außerdem will ich fünf Prozent von jedem deiner Aufträge. Und ich bin der Alleinlieferant für deine Baustellen. Das muß dir mein Schweigen und mein Freundschaftsdienst doch wert sein, oder?«
Böskes sprach jetzt mit der gequälten Stimme eines Kindes, das sich vor seinem Vater fürchtet. »Wie soll ich das machen? Das ist mein Ruin. Du ruinierst mich. Ich komme eh’ nur so gerade über die Runden. Außerdem bist du zu teuer. Das geht nicht. Überleg’ dir was anderes. Bitte hab Mitleid mit mir. Wir
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