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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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entschlossen,« fuhr Benassis fort. »Die fichtengetäfelte Zelle, das harte Bett, die Zurückgezogenheit, alles entsprach meinem Gemüte. Die Kartäuser waren in der Kapelle, ich ging hin, um mit ihnen zu beten. Da wurden meine Entschlüsse zunichte. Ich will der katholischen Kirche kein Urteil sprechen, mein Herr, ich bin sehr orthodox und glaube an ihre Werte und Gesetze. Als ich aber jene weltfremden und der Welt abgestorbenen Greise ihre Gebete singen hörte, erkannte ich im Wesen des Klosters eine Art sublimer Selbstsucht. Diese Zurückgezogenheit nützt nur dem Einzelmenschen und ist nur ein langsamer Selbstmord; ich verurteile sie nicht, mein Herr. Wenn die Kirche solche Gräber geöffnet hat, sind sie zweifelsohne für einige Christen, die für die Welt vollkommen des Nutzens entbehren, notwendig. Ich glaubte besser zu handeln, wenn ich meine Reue für die soziale Welt fruchtbar mache. Bei der Rückkehr machte es mir Freude, über die Bedingungen nachzusinnen, unter denen ich meine Entsagungsgedanken ausführen könnte. Bereits führte ich in Gedanken ein einfaches Matrosenleben, verurteilte mich zum Dienste fürs Vaterland, indem ich meinen Platz auf der niedrigsten Stufe suchte und auf alle intellektuellen Kundgebungen Verzicht leistete; doch wenn dies auch ein arbeitsames und aufopferndes Leben bedeutete, schien es mir noch nicht nützlich genug zu sein. Hieß das nicht gegen Gottes Absichten handeln? Wenn er mir irgendwelche geistigen Kräfte verliehen hatte, war es da nicht meine Pflicht, sie zu meinesgleichen Wohle anzuwenden? Dann fühlte ich, wenn es mir erlaubt ist, offen zu sein, in mir ein unsägliches Expansionsbedürfnis, dem lediglich mechanische Verpflichtungen Abbruch taten. Im Seemannsleben sah ich keinerlei Nahrung für die Güte, die sich aus meiner Organisation ergibt, wie jede Blume einen ihr eigentümlichen Duft ausströmt. Ich sah mich, wie ich Ihnen bereits erzählte, genötigt, hier zu übernachten. In jener Nacht glaubte ich in dem mitleidigen Gedanken, den mir der Zustand dieses armen Landes einflößte, einen Befehl Gottes zu hören. Ich hatte von den grausamen Wonnen der Mutterschaft gekostet, ich entschloß mich, ihnen mich ganz hinzugeben, dies Gefühl in einer ausgedehnteren Sphäre als jener der Mütter zu sättigen, indem ich eine barmherzige Schwester für ein ganzes Land würde und dort der Armen Wunden immerfort verbände. Der Finger Gottes schien mir also meine Bestimmung deutlich vorgeschrieben zu haben, als ich daran dachte, daß meiner Jugend erster ernsthafter Gedanke mich dem Arztberufe hatte zuneigen lassen, und ich entschloß mich, ihn hier auszuüben. Ueberdies hatte ich in meinem Briefe gesagt ›Verwundeten Herzen ziemt das Dunkel und Schweigen‹, und was zu tun ich mir selber versprochen hatte, hier wollte ich's ausführen. Ich habe den Pfad des Schweigens und der Resignation betreten. Des Kartäusers Fuge, late, tace ist hier mein Wahlspruch, meine Arbeit ist ein aktives Gebet, mein moralischer Selbstmord das Leben dieses Bezirks, über den ich, die Hand ausstreckend, Glück und Freude auszusäen und ihm das zu geben liebe, was ich nicht habe. Die Gewohnheit, mit Bauern zusammenzuleben, meine Entfernung aus der Welt haben mich wirklich umgewandelt. Mein Gesicht hat den Ausdruck gewechselt, ist an die Sonne gewöhnt, die es runzlig gemacht und abgehärtet hat. Ich habe eines Landmanns Benehmen, Sprache, Kleidung, Gehenlassen und Nichtbeachtung alles dessen, was Maske ist, angenommen. Meine Pariser Freunde oder die Mondänen, deren Cicisbeo ich war, würden in mir den Mann, der einen Augenblick Mode war, den an den Flitterkram, Luxus und die Feinheiten von Paris gewöhnten Sybariten nie wiedererkennen. Heute ist mir alles Aeußerliche vollkommen gleichgültig wie all denen, die unter der Führung eines einzigen Gedankens dahingehen. Kein anderes Ziel habe ich im Leben mehr als das, es zu verlassen; ich will nichts unternehmen, um dem Ende zuvorzukommen oder es zu beschleunigen, aber ohne Kummer werde ich mich an dem Tage, wo die Krankheit kommen mag, zum Sterben niederlegen. Das, mein Herr, sind in aller Offenheit die Erlebnisse des Lebens, das dem, welches ich hier führe, vorherging. Ich habe Ihnen nichts von meinen Fehlern verheimlicht, sie sind groß gewesen und manche Männer haben die nämlichen. Viel habe ich gelitten und leide ich tagtäglich; aber ich habe in meinen Leiden die Bedingung einer glücklichen Zukunft gesehen. Trotz meiner Resignation gibt

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