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Der Landarzt (German Edition)

Der Landarzt (German Edition)

Titel: Der Landarzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Schaffen wir die Pairswürde ab, so werden alle reichen Leute Privilegierte; statt hundert, werden wir ihrer zehntausend haben, und sie werden die Wunde der sozialen Ungleichheiten vergrößert haben. In der Tat bildet für das Volk nur das Recht zu leben, ohne zu arbeiten, ein Privileg. In seinen Augen beraubt der es, welcher konsumiert, ohne zu produzieren. Es verlangt sichtbare Arbeiten und rechnet die intellekten Produktionen, die es am meisten bereichern, nicht. So dehnen Sie also, wenn Sie die Reibungsflächen vermehren, den Kampf auf alle Teile des sozialen Körpers aus, anstatt ihn auf einen engen Kreis zu begrenzen. Wenn Angriff und Widerstand allgemein sind, steht der Ruin eines Landes nahe bevor. Stets wird es weniger Reiche als Arme geben, also gewinnen letztere den Sieg, sobald der Streit ein materieller wird. Die Geschichte stützt mein Prinzip. Die römische Republik verdankte die Eroberung der Welt der Einrichtung des senatorischen Privilegs. Der Senat hielt den Machtgedanken starr aufrecht. Als jedoch die Ritter und die Emporkömmlinge die Regierungstätigkeit dadurch, daß sie das Patriziat erweiterten, ausgedehnt hatten, war die res publica verloren. Trotz Sulla, und nach Cäsar hat Tiberius das römische Kaiserreich daraus geschaffen, ein System, wo die Macht, dadurch, daß sie in eines einzigen Mannes Händen vereinigt war, das Leben dieser großen Herrschaft um einige weitere Jahrhunderte verlängert hat. Der Kaiser war nicht mehr in Rom, als die ewige Stadt an die Barbaren fiel. Als unser Boden erobert wurde, erfanden die Franken, die sich in ihn teilten, das Feudalsystem, um sich ihre Privatbesitzungen zu sichern. Die hundert oder tausend Anführer, die das Land besaßen, führten ihre Einrichtungen zu dem Zwecke durch, die durch die Eroberung erworbenen Rechte zu verteidigen. Die Lehensherrschaft dauerte demnach so lange, bis das Privileg eingeschränkt wurde. Als aber die Männer dieser Nation (hommes de cette nation, wie die wahre Uebersetzung des Wortes gentilshommes lautet), anstatt fünfhundert zu sein, fünfzigtausend wurden, gab es eine Revolution. Zu weit ausgedehnt besaß die Wirkung ihrer Macht weder Spannkraft noch Stärke, und konnte sich außerdem gegen die Freigabe des Geldes und des Gedankens, die sie nicht vorhergesehen hatten, nicht verteidigen. Da der Triumph der Bourgeoisie über das monarchische System also bezweckt, die Zahl der Bevorrechteten in den Augen des Volkes zu vermehren, würde der Triumph des Volkes über die Bourgeoisie die unvermeidliche Wirkung dieser Veränderung sein. Wenn diese Umwälzung eintritt, wird sie das ohne Einschränkung auf die Masse ausgedehnte Wahlrecht als Hilfsmittel haben. Wer abstimmt, streitet. Bestrittene Gewalten existieren nicht. Können Sie sich eine Gesellschaft ohne Macht vorstellen? Nein. Nun gut, wer Macht sagt, sagt Kraft. Die Kraft muß auf ›entschiedenen Sachen‹ beruhen. Das sind die Gründe, die mich auf den Gedanken gebracht haben, daß das Wahlprinzip eines der unheilvollsten für den Bestand der modernen Regierungen ist. Ich glaube meine Liebe zur armen und leidenden Klasse gewiß genugsam bewiesen zu haben, und man dürfte mir nicht vorwerfen können, ihr Unglück zu wollen. Doch obwohl ich sie auf dem arbeitsamen Wege bewundere, den sie, in ihrer Geduld und Resignation erhaben, geht, erkläre ich sie für unfähig, an der Regierung teilzunehmen. Die Proletarier erscheinen mir als die Minderjährigen einer Nation und müssen stets unter Vormundschaft bleiben. So ist meiner Meinung nach das Wort: ›Wahl‹ nahe daran, ebensoviel Schaden anzurichten, wie es die Worte: ›Gewissen‹ und ›Freiheit‹ angerichtet haben, die schlecht verstanden, schlecht gedeutet und den Völkern als Empörungssymbole und Zerstörungsbefehle hingeworfen worden sind. Die Bevormundung der Massen scheint mir daher für die Erhaltung der Gesellschaft eine ebenso gerechte wie notwendige Maßregel zu sein.«
    »Dieses System bietet allen unsern heutigen Ideen so sehr Trotz, daß wir wohl ein wenig das Recht haben, Sie um nähere Begründung zu bitten,« sagte Genestas, den Arzt unterbrechend.
    »Gerne, Rittmeister.« »Was hat unser Herr da gesagt?« rief Jacquotte, als sie wieder in die Küche kam. »Rät der arme liebe Mann ihnen da nicht, das Volk zu bedrücken, und sie hören ihn an ...«
    »Nie hätte ich das von Monsieur Benassis gedacht!« antwortete Nicolle.
    »Wenn ich starke Gesetze fordere, um die unwissende Menge im Zaume zu

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