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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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anzukommen.‹«
    »Ich verstehe.« Standish dachte eine Weile darüber nach. »Und was tut dieses Huhn, wenn es auf der anderen Straßenseite ankommt?«
    »Das bleibt uns die Geschichte schuldig«, erwiderte Kate prompt. »Ich glaube, das geht über den Sinn dieses Witzes hinaus, der sich wirklich nur für den Weg des Huhns über die Straße interessiert und für seine Gründe, den Weg zu unternehmen. Er ist in dieser Hinsicht ein bißchen wie ein japanisches haiku.«
    Kate stellte plötzlich fest, daß sie ihren Spaß hatte. Es gelang ihr, der Schwester heimlich zuzublinzeln, die absolut keine Ahnung hatte, was sie aus alldem machen sollte.
    »Ich verstehe«, sagte Standish noch einmal und zog die Stirn kraus. »Und erfordern diese, äh, Witze als Einstimmung die Benutzung irgendwelcher künstlichen Aufputschmittel?«
    »Hängt vom Witz ab, hängt davon ab, wem er erzählt wird.«
    »Hmm, nun ja, ich muß sagen, Sie haben mir zweifellos ein fruchtbares Areal eröffnet, Miss, äh. Mir scheint, der ganze Bereich des Humors könnte von einer genauen und sofortigen Untersuchung profitieren. Natürlich müssen wir die Witze, die einen wie auch immer gearteten ernstzunehmenden psychologischen Wert haben, von denen trennen, die nur zum Drogenmißbrauch ermuntern und unterbunden werden sollten. Gut.«
    Er drehte sich um und wandte sich an den weißbekittelten Wissenschaftler, der auf den Fernsehmonitor blickte, in dem Mrs. Mays Kritzeleien verfolgt wurden.
    »Irgendwelche Neuigkeiten von Mr. Einstein?« fragte er.
    Der Wissenschaftler wandte seine Augen nicht von dem Bildschirm. Er antwortete: »Sie hat eben geschrieben ›Wie möchten Sie Ihre Eier? Pochiert oder gekocht?‹«
    Wieder zögerte Standish.
    »Interessant«, sagte er, »sehr interessant. Notieren Sie weiter sorgfältig alles, was sie schreibt. Kommen Sie.« Das sagte er zu Kate und begab sich aus dem Zimmer.
    »Sehr sonderbare Leute, diese Physiker«, sagte er, als sie wieder draußen waren. »Nach meiner Erfahrung sind die, die nicht tot sind, irgendwie sehr krank. Nun ja, der Nachmittag eilt dahin, und Sie möchten sicher schnellstens weg und Ihren Artikel schreiben, Miss, äh. Und ich habe natürlich Dinge, die dringend meine Aufmerksamkeit erfordern, und Patienten, die meine Fürsorge erwarten. Also, wenn Sie keine weiteren Fragen haben -«
    »Da wäre nur noch eins, Mr. Standish.« Kate faßte einen Entschluß, und zum Teufel damit. »Wir müssen deutlich machen, daß der Artikel brandaktuell ist. Wenn Sie vielleicht noch ein paar Minuten erübrigen könnten, könnten wir doch mal nachsehen, wer ihr allerneuester Zugang ist.«
    »Ich glaube, das wäre etwas knifflig. Unsere letzte Aufnahme hatten wir vor ungefähr einem Monat, und die Patientin starb zwei Wochen nach der Aufnahme an Lungenentzündung.«
    »Oh, aha. Tja, das ist vielleicht nicht so spannend. So. Keine Neuaufnahmen in den letzten paar Tagen? Keine Aufnahme von jemand besonders Großem oder Blondem oder Nordischem, vielleicht mit einem Pelzmantel oder Schmiedehammer. Ich meine, nur als Beispiel.« Ihr kam eine Idee. »Eine Wiederaufnahme vielleicht?«
    Standish betrachtete sie mit wachsendem Argwohn.
    »Miss, äh -«
    »Schechter.«
    »Miss Schechter, ich habe allmählich den Eindruck, daß Ihr Interesse an unserer Klinik nicht -«
    In diesem Augenblick wurde er unterbrochen, weil die Flügeltüren direkt hinter ihnen aufgestoßen wurden. Er schaute hoch, um zu sehen, wer es sei, und in diesem Moment änderte sich sein Verhalten.
    Mit einem abrupten Wink forderte er Kate auf, zur Seite zu treten, während ein großes Rollbett von einem Pfleger durch die Türen geschoben wurde. Eine Oberschwester und eine weitere Krankenschwester folgten als Begleitung und vermittelten den Eindruck, sie seien das Gefolge in einem Geleitzug und nicht bloß Schwestern bei ihrer normalen Tätigkeit.
    Der Insasse des Rollbetts war ein zierlicher, gebrechlicher alter Mann mit einer Haut wie zart geädertes Pergament.
    Der hintere Teil des Rollbetts war in einem ganz leichten Winkel nach oben geneigt, so daß der alte Mann die Welt betrachten konnte, während sie an ihm vorüberglitt, und er betrachtete sie mit so etwas wie gelassenem, wohlwollendem Entsetzen. Sein Mund stand ein wenig offen, und sein Kopf wackelte ganz leicht, so daß jeder leiseste Ruck beim Fahren des Rollbetts ihn ein bißchen zur einen oder zur anderen Seite baumeln ließ. Doch trotz seiner gebrechlichen Teilnahmslosigkeit war die Stimmung,

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