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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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sind Sie nicht einfach still und lassen mich Ihnen die Geschichte erzählen?«
    »Ja«, sagte Kate, »das wäre gut.«
    Kate erzählte ausführlich die Ereignisse der letzten paar Tage, oder zumindest die, die sie kannte, und dann kam sie zu ihren Eindrücken von Woodshead.
    Trotz des Abscheus, mit dem sie die Klinik beschrieb, hörte es sich für Dirk ganz so an, als sei das genau der Ort, zu dem er sich gern zurückziehen würde, möglichst schon morgen. Dieser Ort verband das Engagement fürs Unerklärliche, das auch sein ständiges Laster war (er konnte es nur als das bezeichnen und kämpfte bisweilen mit der Wut des Süchtigen dagegen an), mit einer verhätschelten Maßlosigkeit, die ein Laster war, das er liebend gern angenommen hätte, wenn er sich's nur jemals hätte leisten können.
    Zum Schluß berichtete Kate von ihrer aufregenden Begegnung mit Mr. Odwin und seinem widerlichen Lakaien, und erst danach blieb Dirk eine Minute lang in finsteres Schweigen versunken. Ein Großteil dieser Minute wurde allerdings von einem inneren Kampf darüber eingenommen, ob er nachgeben und eine Zigarette rauchen solle oder nicht. Er hatte ihnen seit kurzem abgeschworen, und der Kampf ereignete sich regelmäßig, und er verlor ihn regelmäßig, oft, ohne es zu bemerken.
    Er beschloß triumphierend, daß er keine rauchen werde, und dann nahm er trotzdem eine raus. Als er in der geräumigen Tasche seines Mantels nach dem Feuerzeug suchte, förderte er als erstes den Umschlag zu Tage, den er aus Geoffrey Ansteys Badezimmer mitgenommen hatte. Er legte ihn neben das Buch auf den Tisch und zündete sich die Zigarette an.
    »Das Mädchen am Abfertigungsschalter auf dem Flughaften ...«, sagte er schließlich.
    »Hat mich zum Wahnsinn getrieben«, sagte Kate spontan. »Sie vollzog die Tätigkeiten ihres Jobs wie eine hirnlose Maschine. Nicht zuhören, nicht denken. Ich weiß nicht, wo man solche Menschen findet.«
    »Sie war mal meine Sekretärin«, sagte Dirk. »Jetzt weiß man offenbar auch nicht, wo man sie finden soll.«
    »Oh. Tut mir leid«, sagte Kate sofort, und dann dachte sie einen Moment nach.
    »Ich nehme an, Sie wollen sagen, daß sie eigentlich nicht so war«, fuhr Kate fort.
    »Tja, das ist möglich. Sie hat sich wohl nur gegen die Frustrationen ihres Jobs gewehrt. Die Arbeit auf einem Flughafen muß einen ja notgedrungen abstumpfen.«
    »Ich denke, ich hätte Mitgefühl gehabt, wenn ich nicht selber so verdammt frustriert gewesen wäre. Tut mir leid, ich hab's nicht gewußt. Also das ist es, was Sie rauszukriegen versuchen.«
    Dirk nickte irgendwie unverbindlich. »Unter anderem«, sagte er. Dann setzte er hinzu: »Ich bin Privatdetektiv.«
    »Ach?« sagte Kate überrascht und machte ein verdutztes Gesicht.
    »Stört Sie das?«
    »Es ist nur so, ich habe einen Freund, der spielt Kontrabaß.«
    »Aha«, sagte Dirk.
    »Wenn ihm Leute begegnen und sehen, wie er sich damit abschleppt, sagen sie alle dasselbe, und das macht ihn verrückt. Alle sagen: ›Ich wette, Sie würden lieber Pikkoloflöte spielen.‹ Niemand kommt jemals darauf, daß jeder genau dasselbe sagt. Ich habe bloß überlegt, ob es etwas gibt, das einem Privatdetektiv von allen Leuten gesagt wird, so daß ich es vermeiden könnte.«
    »Nein. Es passiert etwas ganz anderes, nämlich jedem entgleisen einen Moment lang die Gesichtszüge, und das haben Sie prima hingekriegt.«
    »Ich verstehe.« Kate sah enttäuscht aus. »Tja, haben Sie irgendwelche Hinweise - das heißt, irgendeine Vorstellung, was Ihrer Sekretärin zugestoßen ist?«
    »Nein«, sagte Dirk, »keine Ahnung. Nur eine vage Idee, aus der ich noch nicht ganz klug werde.« Er spielte gedankenverloren mit seiner Zigarette, und dann ließ er den Blick wieder über den Tisch zu dem Buch hinüberwandern.
    Er nahm es in die Hand und besah es sich, wobei er sich fragte, welcher Impuls ihn überhaupt hatte danach greifen lassen.
    »Ich weiß eigentlich überhaupt nichts von Howard Bell«, sagte er.
    Kate war über die Art erstaunt, in der er so plötzlich das Thema wechselte, aber auch ein bißchen erleichtert.
    »Ich weiß nur«, fuhr Dirk fort, »daß von ihm eine Menge Bücher verkauft werden und daß sie alle ziemlich genauso wie das hier aussehen. Was sollte ich sonst noch wissen?«
    »Tja, man erzählt sich ein paar sehr merkwürdige Geschichten über ihn.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, was er sich in ganz Amerika in seine Hotelsuiten bringen läßt. Niemand kennt natürlich die

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