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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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an!«
    »Ich bin -«
    »Ich sagte, machen Sie die Laternen an!«
    Mit einem etwas schüchternen Glimmen gingen alle Straßenlaternen wieder an, und die Fenster aller Häuser wurden wieder hell. Die Lampe über Kate brannte fast auf der Stelle wieder durch. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Das war eine alte Birne, und schwach«, sagte er.
    Sie starrte ihn nur unentwegt wütend an.
    »Sehen Sie«, fuhr er fort, »ich habe Ihre Adresse.« Er streckte ihr das Stück Papier hin, das sie ihm auf dem Flughafen gegeben hatte, als erkläre das irgendwie alles und bringe die Welt wieder ins Lot.
    »Ich -«
    »Zurück!« schrie er und warf die Arme schützend vor sein Gesicht.
    »Was?«
    Mit gewaltigem Brausen stürzte sich ein Adler aus dem Nachthimmel, die Krallen gespreizt, um nach ihm zu greifen. Thor schlug und prügelte nach ihm, bis der riesige Vogel rückwärts flatternd wendete, fast auf den Boden aufschlug, sich wieder fing, mit mächtigen, langsamen Flügelschlägen sich durch die Luft nach oben schwang und auf die Straßenlaterne setzte. Er packte die Laterne fest mit seinen Krallen, balancierte sich aus und ließ unter seinem Griff den ganzen Laternenpfahl ein ganz klein wenig zittern.
    »Weg!« schrie Thor ihn an.
    Der Adler blieb dort sitzen und äugte auf ihn herunter. Eine riesenhafte Kreatur, die - abgesehen davon, daß sie noch riesenhafter erschien durch das orangefarbene Licht, auf dem sie hockte und das gewaltige, flatternde Schatten auf die Häuser in der Nähe warf merkwürdige Kreismarkierungen auf den Schwingen hatte. Es waren Zeichen, die Kate vielleicht nur in einem Alptraum schon einmal gesehen hatte, aber dann war sie sich wiederum absolut nicht sicher, ob sie sich nicht jetzt in einem Alptraum befand.
    Es gab keinen Zweifel, daß sie den Mann, den sie suchte, gefunden hatte. Dieselbe riesenhafte Gestalt, dieselben gletscherkalten Augen, derselbe Blick arroganter Verärgerung und leichter Verwirrung, nur diesmal steckten seine Füße in riesigen Fellstiefeln, mächtige Felle, Gurte und Riemen hingen ihm von den Schultern herab, ein gewaltiger gehörnter Helm aus Stahl saß ihm auf dem Kopf, und seine Wut richtete sich diesmal nicht gegen ein Mädchen an einem Flugabfertigungsschalter, sondern gegen einen riesigen Adler, der mitten in Primrose Hill auf einem Laternenpfahl hockte.
    »Weg!« schrie er ihn wieder an. »Die Sache liegt nicht in meiner Macht! Alles, was ich tun konnte, habe ich getan! Für deine Familie ist gesorgt. Für dich kann ich nichts mehr tun! Ich bin selbst machtlos und krank.«
    Kate sah plötzlich mit Entsetzen, daß der riesige Mann tiefe Risse am linken Unterarm hatte, wo ihm der Adler seine Klauen ins Fleisch geschlagen und durch die Haut gerissen hatte. Blut quoll aus ihnen hervor wie Brotteig aus einer Backform.
    »Weg!« schrie er wieder. Mit der Handkante strich er sich das Blut vom Arm und schleuderte die schweren Tropfen gegen den Adler, der flügelschlagend zurückwich, aber seine Position nicht aufgab. Plötzlich sprang der Mann in die Luft und klammerte sich an das obere Ende des Laternenpfahls, der nun unter ihrem gemeinsamen Gewicht gefährlich zu schwanken begann. Laut kreischend hackte der Adler heftig auf ihn ein, während der Mann ihn mit mächtigen Schwingern seines freien Armes von seinem Sitz zu stoßen versuchte.
    Eine Tür ging auf. Es war die Eingangstür von Kates Haus, und ein Mann mit einer graugefaßten Brille und einem adretten Schnurrbärtchen sah heraus. Neil, der unter Kate wohnte, in einer Saulaune.
    »Hören Sie, ich denke wirklich -«, begann er. Es wurde aber schnell deutlich, daß er einfach nicht wußte, was er denken sollte, und so verzog er sich wieder nach drinnen und nahm seine miese Laune unbefriedigt mit.
    Der riesige Mann nahm seine ganze Kraft zusammen und schwang sich mit einem gewaltigen Satz durch die Luft und landete mit einem leichten, beherrschten Schwanken auf dem nächsten Laternenpfahl, der sich unter seinem Gewicht leicht nach unten neigte. Er ging in die Hocke und starrte den Adler wütend an, der zurückstarrte.
    »Weg!« schrie er wieder und fuchtelte mit den Armen zu ihm hinüber.
    »Gaarrh!« kreischte der Adler zu ihm herüber.
    Mit einem erneuten Schwung seines Armes zog der Mann unter seinen Fellen einen großen, kurzstieligen Schmiedehammer hervor und ließ das schwere Gewicht bedeutungsvoll von einer Hand in die andere gleiten. Der Kopf des Hammers war ein roh geformtes Eisenstück, in Form und Größe

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