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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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herauszuziehen. Sie war ungeheuer stark und zitterte von der Wut des Adlers, der genauso festsaß wie er. Zitternd vor Schmerzen gelang es ihm endlich, sich zu befreien, und er zog seine verletzte Hand zurück, die er mit der anderen streichelte und tätschelte.
    Der Adler zog seine Klaue abrupt zurück, und Dirk hörte, wie er sich flügelschlagend ans andere Ende der Diele zurückzog und ein schreckliches Gekreisch und Geschrei ausstieß, während seine mächtigen Schwingen scharrend gegen die Wände stießen.
    Dirk spielte mit dem Gedanken, das Haus niederzubrennen, aber als sich das Pochen in seiner Hand etwas gelegt hatte, beruhigte er sich und versuchte, falls er das könnte, die Dinge mal vom Standpunkt des Adlers aus zu betrachten.
    Er konnte es nicht.
    Er hatte nicht die leiseste Idee, wie sich Adlern im allgemeinen die Dinge darstellten, viel weniger speziell diesem Adler, der offenbar ein ziemlich geistesgestörtes Exemplar der Gattung war.
    Nachdem er noch ungefähr eine Minute seine Hand getätschelt hatte, bezwang ihn die Neugier - verbunden mit dem sicheren Gefühl, daß der Adler sich zur entgegengesetzten Seite der Diele zurückgezogen habe und dort bliebe -, und er beugte sich noch mal zum Briefschlitz hinunter. Diesmal benutzte er seinen Bleistift, um die Klappe nach oben zu schieben, und spähte in die Diele aus dem sicheren Abstand von etlichen Zentimetern.
    Der Adler war deutlich zu sehen, er hockte am Ende des Treppengeländers und beäugte ihn voller Groll und Unmut, was Dirk als ein bißchen happig empfand von einer Kreatur, die nur Augenblicke zuvor emsig mit dem Versuch beschäftigt gewesen war, ihm die Hand abzureißen.
    Als der Adler sicher war, daß er Dirks Aufmerksamkeit gefunden hatte, richtete er sich auf seinen Füßen langsam auf, schüttelte gemächlich seine mächtigen Schwingen und bewegte sich vorsichtig, um die Balance nicht zu verlieren. Diese Bewegung war es gewesen, die Dirk zuvor veranlaßt hatte, sich klugerweise aus dem Zimmer zu verziehen. Diesmal jedoch war er hinter ein paar sehr soliden Zoll Holz in Sicherheit und stand, oder vielmehr hockte, seinen Mann. Der Adler reckte auch den Hals in die Höhe, streckte die Zunge heraus und krächzte kläglich, was Dirk überraschte.
    Dann entdeckte er noch etwas ziemlich Überraschendes an dem Adler, nämlich daß sich an seinen Flügeln seltsame, gar nicht adlerhafte Zeichen befanden. Es waren große, konzentrische Kreise.
    Der Unterschied in der Färbung, der die Kreise markierte, war ganz schwach, und nur ihre absolute geometrische Regelmäßigkeit ließ sie so klar hervortreten, wie sie das taten. Dirk hatte ganz deutlich das Gefühl, daß der Adler ihm diese Kreise zeigte und daß sie es gewesen waren, worauf er die ganze Zeit seine Aufmerksamkeit hatte lenken wollen. Jedesmal, wenn der Vogel auf ihn herabgestoßen war, so wurde ihm bei nochmaligem Nachdenken klar, hatte er darauf eine Art komischer Flatternummer abgezogen, wozu das völlige Öffnen der Flügel gehört hatte. Aber jedesmal, wenn das passierte, war Dirk zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich umzudrehen und wegzulaufen, als daß er dieser Vorführung die gehörige Aufmerksamkeit hätte schenken können.
    »Haste Geld für 'ne Tasse Tee, Kumpel?«
    »Äh, ja, vielen Dank«, sagte Dirk, »mir geht's gut.« Seine Aufmerksamkeit war von dem Adler völlig in Anspruch genommen, und er sah sich nicht gleich um.
    »Nein, ich meine, haste nich ein, zwei Schilling für 'ne Tasse Tee?«
    »Was?« Diesmal sah Dirk sich gereizt um.
    »Oder 'ne Lulle, Kumpel. Haste nich 'ne Lulle für mich?«
    »Nein, ich wollte mir gerade selber welche holen«, sagte Dirk.
    Der Mann auf dem Bürgersteig hinter ihm war ein Landstreicher unbestimmten Alters. Er stand leicht schwankend da, und heftige und unentwegte Enttäuschung vibrierte in seinen Augen.
    Als der Mann von Dirk nicht gleich eine Antwort bekam, senkte er den Blick etwa einen Meter vor sich zur Erde und schwankte ein wenig vor und zurück. Er hielt die Arme gestreckt und leicht geöffnet von sich weg und schwankte einfach vor sich hin. Dann warf er einen mißbilligenden Blick auf den Boden. Dann tat er dasselbe mit einer andern Stelle am Boden. Dann richtete er sich gerade auf, brachte seinen Kopf ziemlich umständlich in Visierstellung und warf einen mißbilligenden Blick die Straße hinunter.
    »Haben Sie was verloren?« fragte Dirk.
    Der Kopf des Mannes schwenkte wieder zu Dirk zurück.
    »Habe ich was verloren?« sagte

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