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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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mir klar, daß er dein Vater ist und der All-Vater, das macht die Sache ja so schwierig. Aber Odin, Odin - ich kenne ihn schon so lange. Du weißt, daß er mal einen Deal gemacht hat, in dem er eines seiner Augen gegen Weisheit eintauschte? Natürlich weißt du das, Lieber, du bist sein Sohn, nicht wahr? Also, was ich schon immer gesagt habe, er sollte aufstehen und Krach schlagen wegen genau diesem Deal und sein Auge zurückfordern. Verstehst du, was ich damit meine, Thor? Und dieser gräßliche Hader Lump. Das ist jemand, vor dem muß man sich in acht nehmen, Thor, wirklich sehr in acht nehmen. Na, ich denke, ich werde morgen früh von allem hören, nicht?«
    Thor rutschte mit dem Rücken an der Wand hoch und stand auf. Er ergriff die Alte freundlich bei den Händen und schenkte ihr ein verkniffenes Lächeln, sagte aber nichts. Mit einem leichten Kopfnicken gab er Kate zu verstehen, daß sie gehen wollten. Da es das war, was sie sich am dringendsten auf der ganzen Welt wünschte, widerstand sie der Versuchung, »Ach ja?« zu sagen und darüber einen Krach vom Zaun zu brechen, daß sie so behandelt werde. Sanft sagte sie der Alten ein höfliches Lebewohl und trat hinaus in die düstere Nacht. Thor folgte ihr.
    Sie verschränkte die Arme und sagte: »Na! Wohin jetzt? Was hast du heute abend noch an prickelnden gesellschaftlichen Ereignissen für mich in petto?«
    Thor schlich ein bißchen herum und untersuchte den Boden. Er zog seinen Hammer hervor und wog ihn achtungsvoll in den Händen. Er spähte in die Nacht hinaus und schwenkte ihn einige Male - träge. Er drehte sich ein paarmal um sich selbst - auch noch nicht mit Schwung. Er ließ den Hammer los, der in die Nacht davonflog, einen zufällig ein paar Dutzend Meter entfernt stehenden Felsen spaltete und dann zurückgeflogen kam. Thor fing ihn mit Leichtigkeit, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder mit Leichtigkeit.
    Dann drehte er sich zu ihr um und sah ihr zum erstenmal in die Augen.
    »Soll ich dir mal was zeigen?« fragte er.

KAPITEL 27
    Ein Windstoß fuhr durch die riesigen Gewölbe des leeren Bahnhofs und brachte Dirk fast dazu, aus Enttäuschung über die plötzlich verlorene Fährte laut loszuschreien. Das kalte Mondlicht senkte sich durch die langen Reihen der Glasscheiben, die sich über die ganze Länge des Bahnhofsdaches von St. Pancras Station hinzogen.
    Es fiel auf leere Geleise und beleuchtete sie. Es fiel auf die Zuganzeige, es fiel auf ein Schild, auf dem stand, daß heute ein Blauer Spartag sei, und beleuchtete sie beide.
    Von dem Bogen gerahmt, der das äußerste Ende des gewölbten Daches bildete, sah man die phantastischen Formen von fünf riesigen Gasometern, deren tragende Außenkonstruktionen in ihren Schattenbildungen total ineinander verheddert zu sein schienen wie die Reifen beim Trick eines Zauberkünstlers. Der Mondschein beleuchtete auch sie, nur Dirk beleuchtete er nicht.
    Er hatte mehr als hundert Menschen einfach ins Nichts verschwinden sehen, und das auf eine Art, die völlig unmöglich war. Das allein war kein Problem für ihn. Das Unmögliche störte ihn nicht so sehr. Wenn es nicht auf mögliche Art und Weise geschehen war, dann war es offensichtlich auf unmögliche Art und Weise geschehen. Die Frage war nur, wie?
    Er schritt in dem Teil des Bahnhofs auf und ab, aus dem sie alle verschwunden waren, betrachtete prüfend alles, was von jedem möglichen Punkt innerhalb dieses Bereiches aus zu sehen war, und suchte nach irgendeinem Hinweis, irgendeiner Abweichung, nach irgend etwas, das ihm Eingang verschaffen könnte in das, was immer es auch war, in das hundert Leute hineingegangen waren, als wenn es nichts wäre. Er hatte das Gefühl, ganz in der Nähe finde eine größere Party statt, zu der man ihn nicht eingeladen hatte. Verzweifelt begann er sich mit ausgestreckten Armen im Kreise zu drehen, dann fand er, das sei völlig nutzlos, und zündete sich eine Zigarette an.
    Er bemerkte, daß, als er das Päckchen hervorzog, ihm ein Zettel aus der Tasche geflattert war, den er, als die Zigarette brannte, vom Boden aufhob.
    Es war nichts Aufregendes, bloß die von ihm beglichene Rechnung dieser grantigen Krankenschwester in dem Cafe. »Unerhört«, dachte er bei jedem Posten, den er der Reihe nach überflog, und er wollte den Zettel gerade zusammenknüllen und wegwerfen, als ihm hinsichtlich des allgemeinen Layouts des Papiers ein Gedanke kam.
    Die berechneten Artikel waren auf der linken Seite aufgelistet und die Preise auf der

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