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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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weiter zu, bis es schien, der Kopf müsse immer größer und größer werden, um ihn zu fassen. Das Dröhnen von Schwert auf Schwert, Schwert auf Schild, Schwert auf Fleisch, Fleisch auf Fleisch brachte seine Trommelfelle ins Wanken und Zittern, so daß sie am liebsten laut aufgeschrien hätten. Es wurde auf ihm herumgetrommelt, Beine wurden ihm gestellt, Ellbogen in die Seite gerammt, er wurde geschubst und mit Wein übergossen, während er sich eilig durch die wilde Meute schob, aber er gelangte am Ende an eine Seitenwand - massive Holzbretter und Stein, die mit stinkenden Rinderhäuten verhängt waren.
    Keuchend blieb er einen Moment stehen, sah zurück und betrachtete die Szene voller Staunen.
    Es war Walhalla.
    Darüber konnte es absolut keinen Zweifel geben. Das hier war nichts, was einem von einem Partyservice vorgegaukelt werden konnte. Und die ganze brodelnde und rasende Menge zechender Götter und Helden mit ihren beprosteten Damen, den Schilden und Feuern und Wildschweinen füllte einen Raum, der annähernd von der Größe von St. Pancras Station sein mußte. Die ungeheure Hitze, die von alldem aufstieg, wirkte, als würde sie die Schwärme wildgewordener Adler ersticken, die über ihnen durch die Luft flatterten.
    Und vielleicht war es auch so. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob sich ein Schwarm wildgewordener Adler, die meinten, sie müßten vielleicht ersticken, wesentlich anders verhalten würde als viele von den Adlern, die er im Moment beobachtete.
    Etwas gab es, wonach sich zu fragen er verschoben hatte, als er sich durch die Massen kämpfte, aber die Zeit war gekommen, es sich nun zu fragen.
    Was, fragte er sich, ist mit den Draycotts?
    Was konnten die Draycotts denn bloß hier wollen? Und wo, in einem derartigen Gewühl, konnten die Draycotts denn bloß stecken?
    Er kniff die Augen zusammen und spähte in die wogende Menge, ob er nicht vielleicht doch irgendwo eine rote Designerbrille und einen ruhigen italienischen Anzug ausmachen könnte, die dort mit den rasselnden Brustplatten und den durchgeschwitzten Lederplünnen eins zu werden versuchten, wohl wissend, daß der Versuch nutzlos war, aber mit dem Gefühl, man sollte ihn ruhig unternehmen.
    Nein, kam er zu dem Schluß, er konnte sie nicht sehen. Nicht, hatte er das Gefühl, diese Art Sippschaft. Weitere Überlegungen in dieser Richtung wurden jäh beendet, und zwar durch eine schwere, kurzstielige Axt, die durch die Luft geflogen kam, mit einem verblüffenden Bums ungefähr zehn Zentimeter von seinem linken Ohr entfernt in der Wand stecken blieb und für den Moment sein ganzes Denken auslöschte.
    Als er sich von dem Schock erholt hatte und weiteratmete, dachte er, daß es sich wahrscheinlich um nichts handelte, das in böser Absicht nach ihm geworfen worden war, sondern nur um heldenhafte Ausgelassenheit. Trotzdem war er nicht in Mitmachlaune und beschloß, das Feld zu räumen. Er schob sich an der Wand entlang in die Richtung, die, wenn es wirklich St. Pancras Station und nicht Walhalla gewesen wäre, in die Schalterhalle geführt hätte. Er wußte nicht, was er dort finden würde, aber er schätzte, daß es sicher anders als hier war, was gut wäre.
    Es schien ihm, als sei hier draußen am Rande alles insgesamt etwas leiser.
    Das dickste und munterste Getümmel schien sich stärker in Richtung Mitte der Halle zu konzentrieren, wogegen die Tische, an denen er jetzt vorbeikam, offenbar mit Leuten besetzt waren, die aussahen, als hätten sie in ihrem unsterblichen Leben das Alter erreicht, in dem sie es vorzogen, in Gedanken den Zeiten nachzuhängen, als sie noch mit toten Schweinen kämpften, und sachverständige Kommentare über die feinsinnigeren Seiten an der Tote-Schweine-Kampftechnik miteinander austauschten, als in diesem Augenblick selber wieder mit einem zu kämpfen.
    Er hörte, wie einer zu seinem Nebenmann sagte, der linkshändige, dreifingrige Flachgriff am Brustbein des Gegners sei im kritischen Moment von entscheidender Wichtigkeit, letztlich in der totalen Benommenheit nicht völlig umzukippen, worauf der Nebenmann mit einem freundlichen »Oh, ah« antwortete.
    Dirk blieb stehen, guckte und machte einen Schritt zurück.
    Gedankenvoll über seinen eisernen Teller gebeugt und in ungeheuer fleckige und verfilzte, mit Spangen zusammengehaltene Felle gekleidet, die, wenn möglich, noch ranziger und stinkender waren als das Komplet, in dem Dirk ihm das letztemal begegnet war, saß dort der alte Kumpel aus der Bahnhofshalle von

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