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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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kochte es vor Wut. Walhalla, aha? War das der Ort, wo heute abend alle hingingen, bloß er nicht? Er hatte nicht übel Lust, nach Hause zu gehen, sich ins Bett zu legen und im Lebensmitteleinzelhandel wieder aufzuwachen.
    Walhalla.
    Er blickte sich noch einmal um, und der Name Walhalla klang ihm in den Ohren. Kein Zweifel, er hatte das Gefühl, daß ein Raum dieser Größe eine fabelhafte Festhalle für Götter und tote Helden abgäbe und daß das leere Midland Grand Hotel es fast wert wäre, den ganzen Krempel von Norwegen herüberzuholen.
    Er überlegte, ob es an der Lage viel ändere, wenn man wußte, wohin man sich begab.
    Ängstlich und vorsichtig bewegte er sich quer über und durch die fragliche Fläche. Nichts geschah. Na schön. Er drehte sich um und betrachtete sie sich eine Weile, während er ein paarmal langsam an der Zigarette zog, die er von dem Tippelbruder bekommen hatte. Die weite Fläche sah kein bißchen anders aus.
    Er durchquerte sie noch einmal, diesmal etwas weniger vorsichtig, sondern mit langsamen, festen Schritten. Wieder geschah nichts, aber als er dann, am Ende angelangt, sich eben herausbewegte, hatte er fast das Gefühl, er habe fast einen Moment lang fast so etwas wie einen heiseren Ton wie ein plötzliches weißes Rauschen vernommen, so wie wenn jemand am Radio dreht. Er wandte sich noch mal um, begab sich wieder in die Fläche hinein und bewegte vorsichtig den Kopf herum, um den leisesten Ton zu erhaschen. Eine Weile bekam er ihn nicht zu fassen, dann plötzlich war ein kurzer Fetzen davon da, der um ihn herum losbrach und wieder weg war. Eine Bewegung, und wieder ein kurzer Bruchteil. Er bewegte sich ganz, ganz langsam und vorsichtig. Ganz, ganz langsam und behutsam drehte er, um den Ton einzufangen, den Kopf um den, wie es schien, billionsten Teil eines billionsten Teils eines Grades, rutschte hinter ein Molekül und war weg.
    Er mußte sich im selben Augenblick ducken, um einem mächtigen Adler auszuweichen, der sich aus der Weite des Raumes auf ihn stürzte.

KAPITEL 28
    Es war nicht derselbe Adler, es war ein anderer Adler. Der nächste war auch ein anderer, und der nächste auch. In der Luft schien es von Adlern zu wimmeln, und es war offenbar unmöglich, Walhalla zu betreten, ohne daß sich zumindest ein halbes Dutzend auf einen stürzten. Selbst auf Adler wurde sich von Adlern gestürzt.
    Dirk riß die Arme nach oben, um das wilde, flügelschlagende Gewirbel zu verscheuchen, machte kehrt, stolperte und fiel hinter einem riesigen Tisch auf die Erde, die mit schwerem, feuchtem, sandigem Stroh bedeckt war. Sein Hut rollte unter den Tisch. Er kroch hinterher, drückte sich ihn wieder fest auf den Kopf, kam langsam nach oben und lugte über die Platte hinweg.
    Die Halle war dunkel, aber große Feuer flackerten darin.
    Lärm und Holzrauch und der Geruch bratender Schweine, bratender Schafe, bratender Keiler, von Schweiß und verdunstendem Wein und angesengten Adlerflügeln erfüllten die Luft.
    Der Tisch, hinter dem er kauerte, war eine der zahllosen, auf Böcken liegenden Eichenplatten, die sich in alle Richtungen erstreckten und mit dampfenden Riesenbrocken toter Tiere, gewaltigen Broten, mächtigen, randvoll mit Wein gefüllten Eisenbechern und Kerzen, groß wie Ameisenhaufen aus Wachs, beladen waren. Massige, schwitzende Gestalten saßen dicht gedrängt darum herum, auch darauf, und aßen, tranken, prügelten sich ums Essen, prügelten sich im Essen, prügelten sich mit dem Essen.
    Ungefähr einen Meter von Dirk entfernt stand ein Krieger auf einem Tisch und kämpfte mit einem Schwein, das sechs Stunden gebraten hatte, und er verlor, das war deutlich zu sehen, aber er verlor mit Schwung und guter Laune, während er von anderen Kriegern angefeuert wurde, die ihn aus einem Trog mit Wein übergossen.
    Das Dach - soweit davon auf diese Entfernung und in dem schwachen und flackernden Licht der Feuer etwas zu erkennen war bestand aus zusammengebundenen Schilden.
    Dirk hielt seinen Hut fest, nahm den Kopf nach unten und rannte los, um möglichst an die Seite der Halle zu gelangen. Während er lief, wobei er sich praktisch unsichtbar fühlte, weil er völlig nüchtern und, soweit er was davon verstand, normal gekleidet war, meinte er an jeder denkbaren Form körperlicher Verrichtungen vorbeizukommen, vom Zähneputzen mal abgesehen.
    Der Gestank, wie der von dem Penner in King's Cross Station, der hier sicher dabei war, war von der Sorte, die unentwegt auf einen eindringt. Er nahm immer

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