Der lange Traum vom Glück
Mutter würde sie in dem Spielzeugladen erreichen.
„Mama“. Den Hörer umklammernd, drehte sie sich einmal im Kreis, dann ging sie von ihrem Wohnzimmer ins Schlafzimmer. „Rate mal, wo ich bin. Ja“. Ihr Lachen hallte durch die fast leeren Räume. „Es ist wundervoll. Ich kann es gar nicht erwarten, bis ihr es endlich zu sehen bekommt. Ja, ich weiß, zum Hochzeitstag. Oh ja, alles läuft bestens“. Sie tanzte einen kleinen Boogie-Woogie auf der Perserbrücke, die sie in dem Geschäft erstanden hatte, von dem ihr Sydney erzählt hatte. „Ich habe sie alle am Sonntag getroffen. Grandma hat Schmorbraten gemacht. Ein Geschenk?“ Sie hielt in ihrem improvisierten Tanz inne. „Von Dad? Ja, ich bin den ganzen Tag hier. Was ist es denn?“
Sie verdrehte die Augen zur Decke und begann wieder zu tanzen. „Also schön. Dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich in Geduld zu üben. Ja, die Teller sind angekommen. Danke. Sie haben auf dem Küchenregal einen Ehrenplatz bekommen. Ein paar Sachen habe ich mir schon gekauft“.
Sie schnappte sich ein Plätzchen aus einer Tüte auf dem Küchentresen und tanzte dann vergnügt wieder zurück ins Wohnzimmer. „Nein, ich kaufe mir hier ein Bett. Ich will, dass mein Bett in meinem alten Zimmer bleibt, sonst komme ich mir vor wie ausquartiert. Und sag Brandon, dass ich noch nicht zu den Yankees gekommen bin, aber ich hoffe, dass ich es zum Spiel nächste Woche schaffe. Und ich habe schon Karten fürs Ballett“.
Zwei Karten, dachte sie. Sie würde mit Nick hingehen, selbst wenn die Welt unterging.
„Oh, und sag Dad … ach nein, sag ihm einfach nur einen schönen Gruß. Es gibt so viel zu erzählen, aber das muss warten, bis ihr raufkommt, und … warte, es hat eben geklingelt, ich will nur rasch nachschauen … ja, Mama“, sagte sie mit einem Lächeln. „Bleib einen Moment dran. Ja?“, rief sie in die Gegensprechanlage.
„Miss Frederica Kimball? Eine Lieferung für Sie“.
„Papa?“
„Was glaubst du denn? Frank Sinatra?“
„Komm rauf, Frankie. Ich wohne in 5 D“.
„Ich weiß, wo du wohnst, Mädchen“.
„Ja, es ist Papa“, sagte Freddie ins Telefon. „Er will dir nur rasch Hallo sagen, falls du noch eine Sekunde Zeit hast“. Sie war schon dabei, ihre Tür aufzumachen. „Du solltest es sehen, Mama … Ich habe einen Wahnsinnsaufzug, mit schmiedeeisernen Verzierungen und allem Drum und Dran. Und meine Nachbarin auf dem Flur gegenüber ist eine brotlose Dichterin, die nur Schwarz trägt und mit vornehm britischem Akzent spricht. Ich glaube nicht, dass sie jemals Schuhe trägt. Oh, hier kommt der Aufzug. Papa!“
Es war nicht nur Yuri. Hinter ihm kam Mikhail, der eine riesige Kiste schleppte.
„Töpfe und Pfannen“, sagte Mikhail, als er die Kiste mit einem gefährlich klingenden Krachen abstellte. „Deine Grandma befürchtet, dass du nichts hast, womit du kochen kannst“.
„Danke. Mama ist am Telefon“.
„Gib sie mir“. Mikhail schnappte sich den Hörer in dem Moment, in dem ihr Großvater Freddie in seine Arme zog.
Yuri war ein großer, breit gebauter Mann, der sie drückte, als läge ihr letztes Wiedersehen Jahre und nicht erst ein paar Tage zurück.
„Wie geht es meiner Kleinen?“
„Wundervoll“. Er roch nach Pfefferminz, Tabak und Schweiß, eine Mischung, die sie wohl ihr ganzes Leben lang mit Liebe und Geborgenheit in Verbindung bringen würde. „Komm, ich mache eine Führung mit dir“.
Yuri rückte seinen Gürtel gerade und schaute sich in ihrem Wohnzimmer um. „Du brauchst Regale“.
„Stimmt“. Sie klimperte mit den Wimpern. „Tatsächlich habe ich mir schon den Kopf darüber zerbrochen, wo ich einen fähigen Tischler auftreiben könnte, der ein bisschen Zeit …“
„Ich baue dir deine Regale. Wo sind deine Möbel?“
„Ich kaufe sie mir nach und nach“.
„Ich habe einen Tisch in meinem Laden. Er passt gut hier rein“.
Er marschierte zu den Fenstern, überprüfte die Verriegelung und ob sie sich ohne Schwierigkeiten öffnen und schließen ließen.
„Gut“, verkündete er. Dann untersuchte er gründlich die Fußleisten und wollte eben seine Aufmerksamkeit der Arbeitsplatte in der Küche zuwenden, als Nick hereingeschlendert kam. „Kommst du, um beim Ausladen der Kisten zu helfen?“, fragte Yuri.
„Nein“. Nick überreichte Freddie ein großes, weiß blühendes afrikanisches Veilchen. „Ein kleines Einstandsgeschenk“.
Sie hätte sich nicht mehr freuen können, wenn er auf den Knien
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