Der lange Traum vom Glück
in der Bewegung innehielt. „Spiel weiter“.
Sie saß nur da, die Hände still auf den Tasten, und schaute ins Leere. „Ich kann nicht atmen“.
„Hol ganz tief Luft und lass sie dann wieder raus“.
„Ich kann nicht“. Sie beugte sich vor und legte den Kopf zwischen die Knie. „Es gefällt ihnen“, brachte sie mühsam heraus, während Nick ihr auf den Rücken klopfte.
„Sie sind begeistert. Valentine hat mir erzählt, dass Maddy sagte, es wäre die beste Eröffnungsnummer ihrer Laufbahn, und sie will mehr. Und von dem Lovesong ist sie auch sehr angetan. Aber natürlich war es meine Melodie, auf die sie abgefahren ist“.
„Red kein Blech, LeBeck“. Trotz ihres scharfen Tonfalls waren ihre Augen schon wieder feucht, als sie den Kopf hob.
„Mach dich nicht schon wieder nass. Du bist jetzt ein Profi“.
„Ich bin ein Songwriter“. Überglücklich warf sie sich ihm an den Hals. „Wir sind ein Team“.
„Sieht ganz danach aus“. Er fand sich mit dem Gesicht in ihrem Haar wieder. „Du musst aufhören, dieses Zeugs zu tragen“.
„Was für ein Zeugs?“
„Dieses Parfum. Es lenkt mich ab“.
Sie war zu überwältigt von ihrem Glück, um Vorsicht walten zu lassen. „Ich liebe es, dich abzulenken“. Sie ließ ihre Lippen über seinen Hals wandern, bis sie auf sein empfindsames Ohrläppchen trafen.
Fast wäre es ihm nicht gelungen, sein schlagartig aufsteigendes Begehren zu unterdrücken. Um ein Haar hätte er sie geküsst. Er fluchte. „Lass das“. Er ergriff sie bei den Schultern und drückte sie zurück. „Das hier ist eine Arbeitsbeziehung, möchte ich betonen. Ich will nicht, dass wir die Dinge vernebeln“.
„Vernebeln? Womit?“
„Mit Hormonen“, präzisierte er. „Ich denke nicht mehr mit den Drüsen, Freddie, aus dem Alter bin ich raus. Und du solltest es auch nicht“.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Ist irgendwas mit deinen Drüsen, Nicholas?“
„Hör auf damit“. Er erhob sich, um etwas Distanz zwischen sich und sie zu bringen. „Was wir brauchen, sind ein paar Grundregeln“.
„Fein“. Sie schaffte es nicht, ihr Lächeln zu unterdrücken. „Und die wären?“
„Ich werde sie dich zu gegebener Zeit wissen lassen. Bis dahin sind wir Partner. Geschäftspartner“. Er entschied, dass es nicht weise wäre, die Vereinbarung per Handschlag zu besiegeln. Nicht bei diesen weichen, schmalen, unglaublich sensiblen Händen. „Profis“.
„Profis“, stimmte sie zu. Sie legte den Kopf schräg und schlug die Beine geschmeidig übereinander, was ihn veranlasste, eingehend einen Punkt über ihrem Kopf zu betrachten. „Und wann fangen wir an … Partner zu sein?“
6. Kapitel
Nick wusste, dass Freddie mit ihren Gedanken nicht bei der Arbeit war. Fast zwei Wochen lang waren sie ohne größere Störungen klargekommen, aber je näher der Tag rückte, an dem ihre Familie zur Feier von Nadias und Yuris Hochzeitstag nach New York kommen sollte, desto unkonzentrierter wurde sie.
Er hatte nicht vorgehabt, sie anzuschnauzen, wirklich nicht, aber die Art, wie ihre Gedanken pfeilschnell von einem Thema zum anderen schossen – ein neues Rezept für Appetithäppchen, das sie Rio unbedingt noch geben musste, die Art-déco-Lampe, die sie sich für ihr Wohnzimmer angeschafft hatte, der zungenbrecherische, sprunghafte Text, den sie für eine Nummer im zweiten Akt abgeliefert hatte –, von richtiger Arbeit konnte beim besten Willen keine Rede mehr sein. Und das schon seit drei Stunden.
„Sag mal, warum gehst du nicht einfach einkaufen, lässt dir die Nägel maniküren oder machst sonst irgendetwas ganz Wichtiges?“
Freddie warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu und zwang sich, nicht schon wieder auf die Uhr zu schauen. Ihre Familie würde in weniger als drei Stunden eintreffen. Sie war aufgeregt.
„Wir sind eine Verpflichtung eingegangen. Ich nehme meine Verpflichtungen ernst“.
„Ich auch. Ich rede nur von ein paar Stunden“.
„Ein paar Stunden hier, ein paar Stunden da“. Er weigerte sich, sie anzuschauen, als er die Hand ausstreckte, um eine Note auf dem Notenblatt vor ihnen zu verändern. „Es waren eine Menge Stunden in den letzten Tagen“. Er griff nach seiner Zigarette, die im Aschenbecher vor sich hin qualmte, und inhalierte tief. „Es muss die Hölle sein, wenn einem bei seinem Hobby immer wieder sein soziales Leben in die Quere kommt“.
Sie holte tief Atem in der Hoffnung, es würde helfen. Es half nicht. „Es muss die Hölle sein,
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