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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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wurde still. Sein Englisch war immer noch miserabel, aber jeder konnte verstehen, was er meinte: »Heute hat die Menschenkraft noch einmal die Maschine besiegt. Aber es war vielleicht das letzte Mal. Eine neue Zeit zieht herauf, die Zeit der Maschinen. Lasst uns diese Zeit begrüßen.« Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und schloss: »Lasst uns die neue Zeit begrüßen, denn die Maschinen müssen nicht schwitzen.«
    Viele drängten sich nun heran und wollten dem alten Mann und den Zimmerleuten die Hände schütteln.
    Der Junge und Georgia standen ein wenig abseits. Plötzlich kam ein jüngerer Herr in einem karierten Gehrock und einem grauen Zylinderhut auf sie zu und sagte: »Darf ich mir ein bisschen von dem Sägemehl da unter eurem Stamm wegnehmen? Das ist ein denkwürdiger Tag heute. Ich möchte eine sichtbare Erinnerung daran haben.«
    Der Junge lachte über diesen Einfall und sagte aus Scherz: »Kostet ‘nen halben Dollar, Mister.«
    Zu seiner Verwunderung zog der Mann einen halben Silberdollar aus der Westentasche und reichte ihm den. Georgia füllte unter­dessen eine Hand voll Sägemehl in das Taschentuch des Mannes. Mehr Menschen kamen heran und wollten von dem Sägemehl kaufen, das Geschichte gemacht hatte, wie einer sagte. Der Junge und Georgia ergriffen die Gelegenheit beim Schopf. Sie begannen zu schwitzen, so viele Halbdollars und Taschentücher wurden ihnen entgegengestreckt. Einer ließ sich sogar für zwei Dollar seinen ganzen Zylinderhut mit Sägemehl füllen.
    Als sie endlich auch das letzte Häufchen zusammengekratzt und verkauft hatten, waren die Hosentaschen des Jungen voll gestopft mit Silbermünzen. Später teilte er den Schatz mit Georgia. Es waren für jeden 32 Dollar.
    »So viel Geld habe ich noch niemals besessen«, sagte Georgia und strahlte.
    Als der alte Mann von diesem Geschäft hörte, schüttelte er den Kopf und sagte: »In diesem Land ist doch alles möglich.«
    »Er hat ‘ne Nase fürs Geschäftemachen, der Luke«, meinte Grumbach.
    In einem sollte Caleb Miller Recht behalten, die Geschichte vom Kampf der Muskeln gegen die Maschine wurde im ganzen Süden erzählt, ausgesponnen, übertrieben. Wohin die Zimmerleute auch kamen, die Geschichte war schon vor ihnen da.
    Caleb Miller hatte die beiden Bretter nebeneinander auf Böcke legen lassen. Sein Wagen fuhr heran und brachte herrliche Speisen. Eigentlich sollten sie für Calebs Siegesmahl sein, aber er war großmütig genug sie auch nach seiner Niederlage auftragen zu lassen.
    Ein Läuferschwein war ganz gebraten worden, mehrere Hirschkeulen wurden aufgetischt, dazu gekochte Fische, Früchte, Bier und Brot. Die Arbeiter, die Zimmerleute, die Schiedsrichter, Caleb und der alte Mann ließen es sich gut schmecken.
    Die Zuschauer redeten noch lange miteinander und es klang manches Wenn und Aber auf, ehe sie sich endlich zerstreuten. Caleb kam mit einem Herrn zu dem alten Mann.
    »Ich bin James Turber. Ich hätte eine Arbeit für euch«, sagte er. »Ich lebe in der Nähe von Canton. Das ist auf Tupelo zu. Ziemlich sumpfige Gegend im Frühjahr. Aber jetzt im Winter geht es. Ich will Anfang des Jahres ein großes Lagerhaus und einen Schuppen bauen für meine Zuckerrohrernte. Ich will versuchen, ob so weit ­im Landesinnern noch Zuckerrohr wächst. Wollt ihr die Arbeit haben?«
    »Aber nur unter einer Bedingung«, lachte Caleb, »die Balken und Bretter, die liefere ich.«
    »Wenn der Lohn stimmt, dann nehmen wir jede Zimmerarbeit an«, sagte der alte Mann.
    Sie wurden sich einig, dass sie am Tage nach Neujahr auf der Plantage »Sugar Hills« nahe Canton beginnen sollten den Bau aufzurichten.
    »Setzen Sie sich zu uns, Mr. Turber«, lud Caleb Miller den Plantagenbesitzer ein. »Greifen Sie zu. Einen Tag wie den heutigen, den vergisst man nicht so schnell. Der muss gefeiert werden.« Mr. Turber trat an den Tisch und der alte Mann rückte auf der Bank zur Seite. Da fiel Mr. Turbers Blick auf Jeremy.
    »Verschwinde, Nigger!«, befahl Caleb.
    Jeremy erhob sich.
    »Nein, bleib wo du bist«, sagte der alte Mann. Er wandte sich an Mr. Turber und erklärte: »Jeremy ist einer von meinen Leuten. Ich sitze stets mit allen Leuten am gleichen Tisch.«
    »Er kann sich ja Brot und Fleisch mit in den Wagen nehmen«, versuchte Caleb zu vermitteln.
    »Es ist in meiner Heimat üblich, nur dem Vieh das Futter vorzuwerfen«, sagte der alte Mann. »Menschen essen bei uns am gleichen Tisch.«
    »Sie haben in Ihrem Land auch keine

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