Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home
rückhaltlos. Was Steve in ihr weckte, war etwas ganz anderes – eine heftige sexuelle Ekstase, die ihr Angst eingejagt hätte, wäre er nicht so zärtlich und verführerisch gewesen. Mit betörenden Küssen und Liebkosungen schürte er ihr Verlangen. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr abwehren – nicht einmal, wenn es um ihr Leben ginge. Sie hätte ihn sogar angefleht, mit ihr zu verschmelzen. Zerknüllt lagen die Kleider am Boden, und er spielte mit ihrem Körper wie auf einer Harfe, während sie sich in süßer Qual aufbäumte. Endlich, viel zu langsam, gab er ihr, was sie ersehnte. Von ihrer eigenen Lust überwältigt, genoss sie einen Höhepunkt nach dem anderen, bis sie die wilde Glut nicht mehr ertrug und ihn völlig entkräftet bat aufzuhören.
Danach schlichen sie auf Zehenspitzen ins Bad, und er liebte sie erneut unter der warmen Dusche und auf dem Kachelboden, immer noch triefnass. Überrascht von seiner Manneskraft und ihrem eigenen unersättlichen Hunger, lag sie erschöpft und atemlos in seinen Armen. So etwas hatte sie mit Joe nicht erlebt, und wahrscheinlich würde es nie wieder geschehen.
Aber sie würde sich stets an diese Nacht erinnern. Nach einer Weile kehrten sie in Gabriellas Bett zurück. An Steves warmen Körper geschmiegt, schlief sie wie ein Baby.
20
Die Affäre zwischen Gabriella und Steve, die in der Neujahrsnacht begonnen hatte, wurde am Morgen fortgesetzt. Auch an den nächsten Tagen kannten sie kaum einen anderen Gedanken als die Sehnsucht nach ihrer heißen Leidenschaft. Wenn sie ihre Mitbewohner in Mrs Boslickis Wohnzimmer trafen waren sie nett und höflich, und sobald sich eine Gelegenheit ergab, eilten sie in Gabriellas Zimmer, um sich zu lieben. Immer wieder probierten sie etwas Neues aus, und Steve zeigte ihr schier unglaubliche Dinge. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen wäre sie auf so extravagante Ideen gekommen. Welch ein Unterschied zu der reinen, süßen Liebe, die sie mit Joe Connors geteilt hatte ... Was Steve ihr bot, machte sie süchtig, trieb sie fast zum Wahnsinn. Nur mühsam zwang sie sich jeden Morgen, ihn zu verlassen, um ihrem Job in der Buchhandlung nachzugehen.
Wie geplant trat sie Anfang Januar ihre neue Stellung an, die ihr große Freude bereitete. Die Nächte verbrachte sie mit Steve und schwelgte im Rausch sinnlicher Genüsse. Wenn sie nicht im Bett lagen, unterhielten sie sich, lachten und scherzten. Manchmal vergaßen sie sogar ihr Dinner, blieben abends in Gabriellas Zimmer und lebten von Kartoffelchips oder Keksen.
»Ich könnte es mir ohnehin nicht leisten, dich zu ernähren«, neckte er Gabriella. Wann immer sie sich dazu durchrangen, aus dem Bett zu steigen, gingen sie in ein Restaurant, und sie lud ihn ein. Eines Tages würde er ihr alles zurückerstatten, auch die Januarmiete. Aber im Augenblick besaß er kaum einen Cent. Er überlegte, ob er am ersten Februar ausziehen sollte. Um das zu verhindern, bezahlte sie auch für diesen Monat die Miete. Diesmal gab sie das Geld nicht Mrs Boslicki, sondern Steve, damit die anderen Pensionsgäste nichts davon erfuhren. Professor Thomas freute sich über ihre Freundschaft mit dem jungen Mann. Aber sie wusste, dass einige Mitbewohner die Affäre bemerkt hatten und missbilligten. Immerhin war Mr Porter mittlerweile schon seit vier Monaten arbeitslos, was abfällige Kommentare heraufbeschwor.
Nach wie vor wurde er jeden Tag mehrmals angerufen. Aber dabei kam nichts heraus. Trotz seiner eindrucksvollen äußeren Erscheinung, seiner Intelligenz, der hervorragenden Ausbildung und der teuren Garderobe fand er keinen Job. Wie er Gabriella erklärte, wurden Leute mit seinen Qualifikationen nur selten eingestellt, und sie glaubte ihm. Er behauptete, seine Fähigkeiten würden die potenziellen Arbeitgeber nervös machen und sogar ihren Neid wecken.
In diesen Tagen schrieb sie kaum etwas, und der Professor schimpfte mit ihr. Als ihre Geschichte in der Märzausgabe des
New Yorker
erschien, betonte er, nun sei es an der Zeit, eine neue zu verfassen. Sie müsse das Eisen schmieden, solange es noch heiß sei. Aber Steves Körper verströmte die einzige Hitze, nach der sie sich sehnte. Mit ihm entdeckte sie eine Schwindel erregende neue Welt, von der sie vorher nicht den blassen Schimmer einer Ahnung gehabt hatte.
Nur eine einzige Sorge trübte ihr Glück. Seit Weihnachten verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Professors. Mrs Rosenstein drängte ihn, sich untersuchen zu lassen. Aber er entgegnete, er
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