Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home
stammten.
Am nächsten Tag erzählte Gabriella dem Professor, sie habe Steve die Januarmiete geliehen. Das schien er nicht zu missbilligen. Er glaubte, sie könnte dem jungen Mann vertrauen, und er beobachtete erfreut, wie sich die beiden immer näher kamen.
Am Silvesterabend fragte Steve, ob sie mit ihm ins Kino gehen wollte. Es war ihr erstes Silvester außerhalb des Elternhauses und der Klostermauern, und sie zögerte ein wenig. Aber er schien großen Wert darauf zu legen. Und so schauten sie sich den neuen James-Bond-Film an, der ihnen sehr gut gefiel. Danach aßen sie Hotdogs und kamen gerade noch rechtzeitig nach Hause, um mit ihren Mitbewohnern den Jahreswechsel zu feiern. Zu Gabriellas Erleichterung versuchte Steve nicht, sie zu küssen, als die Uhr zwölf Mal schlug. Stattdessen sprach er von seiner verstorbenen Braut, und sie dachte an Joe.
Aber später, nachdem er sie zu ihrer Tür hinaufbegleitet hatte, zog er sie langsam und wortlos an sich. Sie hätte sich wehren können, und das wollte sie auch – doch in seinem Blick lag eine so seltsame, bezwingende Macht, und sie ließ sich widerstandslos küssen. Hastig verdrängte sie die Erinnerungen an Joe, und zu ihrer Bestürzung erwiderte sie Steves Küsse – von wachsendem Verlangen beherrscht.
Er schob sie in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich, und dann öffnete er mit fliegenden Fingern ihre Bluse. Nur mühsam gelang es ihr, ihn abzuwehren. »Das sollten wir nicht ...«, wisperte sie.
»Natürlich nicht. Aber ich kann einfach nicht aufhören.« Er sah so attraktiv und verführerisch aus, und er war viel leidenschaftlicher, als sie es erwartet hatte. Mit gleicher Glut liebkoste sie ihn, knöpfte sein Hemd auf, während er den Verschluss ihres BHs löste und die Knospen ihrer Brüste küsste. Obwohl sie ihm Einhalt gebieten wollte, ließ sie sich von ihren Gefühlen mitreißen. Bald waren sie beide halb nackt und vor Begierde außer Atem.
»O Steve, wir dürfen nichts tun, was wir später bereuen könnten ...« Doch sie wusste, sie würde ihn nicht zurückhalten. Sie waren erwachsen, niemandem verantwortlich, und sie hatten beide geliebte Menschen verloren. Darunter litten ihre Seelen nach wie vor, und beide sehnten sich nach Wärme und Trost.
»Nichts, was zwischen uns geschehen mag, würde ich jemals bereuen, Gabbie«, entgegnete er leise. »Ich liebe dich.«
Diese Gefühle erwiderte sie nicht. Sie liebte nur Joe. Aber Steves Hände schienen tausend Wunder zu wirken. Einerseits wollte sie ihn wegschicken, andererseits nicht. O ja, sie wünschte sich, in seinen Armen zu liegen, in dieser Neujahrsnacht nicht allein zu bleiben, ausnahmsweise nur an den Augenblick zu denken.
»Bitte, Gabbie, ich möchte nicht in mein Zimmer gehen. Dort ist es so einsam ... Und ich schwöre dir, ich werde nichts tun, was dir widerstrebt. Ich will einfach nur bei dir sein.«
Unsicher schaute sie ihn an, teilte aber seine Emotionen. Auch sie fürchtete die Erinnerungen, die sie unweigerlich heimsuchen würden, wenn sie diese Nacht allein verbrachte. Und sie waren beide stark genug, um später keine Reue zu empfinden. Schließlich nickte sie.
Nur mit ihrer Bluse, ihrem Slip und den Strümpfen bekleidet, stieg sie mit Steve ins Bett. Er trug sein Hemd und seine Unterwäsche. Seite an Seite lagen sie unter der Decke und umarmten sich. Wie fremd er ihr erschien – nicht so kräftig wie Joe, und sie liebte ihn nicht. Doch er war ein netter Mann, und sie fragte sich, ob sie ihn eines Tages lieb gewinnen würde. Immerhin bestand diese Möglichkeit, und während er ihr Haar streichelte und ihr zärtliche Worte zuflüsterte, fühlte sie sich geborgen. Das bedeutete ihr momentan sehr viel.
Eine Zeit lang unterhielten sie sich im Flüsterton, dann schloss sie in seinen Armen die Augen, von wachsendem Wohlbehagen erfüllt. »Prosit Neujahr, Steve«, wisperte sie müde. Beinahe wäre sie eingeschlafen. Und plötzlich spürte sie ihn. Wie zuvor lag er neben ihr. Aber irgendwie hatte er sein Hemd und die Unterwäsche abgestreift. Behutsam zog er ihr Höschen nach unten. Von den Strümpfen und der Bluse hatte er sie schon befreit, und sie wusste nicht, ob sie sich wehren wollte. Ganz sanft berührte er sie.
Unbewusst stöhnte sie im Dunkel. Steve war sinnlich, ein erfahrener Liebhaber, und er entfachte eine Begierde, die nicht einmal Joe in seiner Unschuld erregt hatte. Damals hatten sie die Leidenschaft zweier sehnsüchtiger Herzen geteilt und einander alles geschenkt,
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