Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
Vom Netzwerk:
weiße Industrie zu erhalten. Gleichzeitig war es das heimliche Ziel der Regierung, eine afrikanische Mittelklasse zu schaffen, um die Anziehungskraft des ANC und des Befreiungskampfes zu schwächen.
    Der ANC verwarf den Bericht der Tomlinson Commission trotz einiger seiner liberalen Empfehlungen. Wie ich Daliwonga erklärt hatte, war getrennte Entwicklung eine Scheinlösung für ein Problem, von dem die Weißen nicht wußten, wie sie es lösen sollten. Schließlich billigte die Regierung zwar den Bericht, verwarf jedoch eine Reihe von Empfehlungen darin als zu progressiv.
     
     
    Trotz der zunehmenden Dunkelheit und meines Pessimismus hinsichtlich der Regierungspolitik dachte ich über die Zukunft nach. Im Februar 1956 kehrte ich in die Transkei zurück, um in Umtata ein Stück Land zu kaufen. Ich habe immer gedacht, ein Mann sollte in Sichtweite seines Geburtsortes ein Haus besitzen, wo er die Ruhe schöpfen kann, die er anderswo nicht findet.
    Gemeinsam mit Walter reiste ich hinunter in die Transkei. Wir trafen uns mit einer Reihe von ANC-Leuten sowohl in Umtata als auch in Durban, wohin wir zuerst fuhren. Wieder wurden wir von der Sicherheitspolizei sehr stümperhaft beschattet. In Durban besuchten wir unsere Kollegen vom Natal Indian Congress, um zu mehr Aktivismus in der Gegend anzuregen.
    In Umtata machte ich mit Walters Hilfe eine erste Anzahlung bei C. K. Sakwe auf ein Grundstück, das ihm in der Stadt gehörte. Sakwe war ein Mitglied der Bunga und hatte im Native’s Representative Council gearbeitet. Er erzählte uns von einem Zwischenfall, der sich am Samstag zuvor in Bumbhane, dem Großen Platz von Sabata, bei einer Zusammenkunft von Regierungsbeamten und Häuptlingen über die Einführung der Bantustans ereignet hatte. Eine Reihe von Häuptlingen sprach sich gegen die Regierungspolitik aus und griff den Magistrate verbal an. Das Treffen wurde im Zorn abgebrochen. Uns gab dieser Vorfall eine gewisse Vorstellung von grundlegenden Einwänden gegen den Bantu Authorities Act.
    Im März 1956, nach mehreren Monaten relativer Freiheit, erhielt ich meinen dritten Bann, der meine Bewegungsfreiheit für fünf Jahre auf Johannesburg beschränkte und mir für den gleichen Zeitraum die Teilnahme an Versammlungen verbot. Für die nächsten sechzig Monate würde ich an denselben Bezirk gefesselt sein, würde immer dieselben Straßen sehen, dieselben Minenhalden am Horizont, denselben Himmel. Was die Geschehnisse außerhalb von Johannesburg anging, würde ich auf Zeitungen angewiesen sein und auf die Berichte anderer, auch eine Aussicht, die mir überhaupt nicht behagte.
    Inzwischen hatte sich meine Einstellung zum Bann allerdings radikal geändert. Als ich zum erstenmal gebannt worden war, ordnete ich mich noch den Regeln und Regulierungen meiner Verfolger unter. Jetzt hatte ich für diese Restriktionen nur noch Verachtung übrig. Ich dachte nicht daran, mir mein kämpferisches Engagement und den Rahmen meiner politischen Aktivitäten vom Feind vorschreiben zu lassen, den ich bekämpfte. Meinem Gegner zu gestatten, meine Aktivitäten festzulegen, wäre der Hinnahme einer Niederlage gleichgekommen, und ich beschloß, nicht mein eigener Gefängniswärter zu werden.
    Bald wurde ich als Mittelsmann in einen erbitterten politischen Streit in Johannesburg verwickelt. Zwei Seiten standen gegeneinander, und beide suchten meine Unterstützung. Jede Seite innerhalb dieser besonderen Organisation hatte berechtigte Klagen, und jede Seite zeigte sich der anderen gegenüber absolut unversöhnlich. Die Auseinandersetzung drohte in einen verbissenen Bürgerkrieg auszuarten, und ich setzte alles daran, einen Bruch zu verhindern. Ich spreche natürlich von dem Streit im Box- und Gewichtsheberclub im Donaldson-Orlando-Gemeindezentrum, wo ich fast jeden Abend trainierte.
    Ich war dem Club 1950 beigetreten. Seit ein paar Jahren nahm ich auch meinen Sohn Thembi mit dorthin, und 1956 war er mit seinen zehn Jahren ein ehrgeiziger, wenn auch spindeldürrer Amateurboxer im Papiergewicht. Manager des Clubs war Johannes (Skipper Adonis) Molotsi, und zu den Mitgliedern gehörten sowohl Berufs- als auch Amateurboxer sowie eine Anzahl engagierter Gewichtheber. Unser Starboxer, Jerry (Uyinja) Moloi, wurde später Leichtgewichtsmeister von Natal und Anwärter Nr. 1 auf den nationalen Titel.
    Die Sporthalle war schlecht ausgerüstet. Einen Ring konnten wir uns nicht leisten, und wir trainierten auf einem Zementfußboden, was besonders gefährlich war,

Weitere Kostenlose Bücher