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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Männer teilte Nkampenis Befürchtungen. Ich warnte sie davor, sich entmutigen zu lassen, und behauptete, daß wir uns recht gut schlügen. Heute, das sei nur ein kleiner Rückschlag gewesen, und wir würden mit weit schlimmeren Schwierigkeiten konfrontiert werden. Unser Fall sei sehr viel mehr als eine juristische Angelegenheit zwischen der Krone und einer Gruppe von Leuten, die beschuldigt wurden, gegen das Gesetz verstoßen zu haben. Es sei eine Kraftprobe, eine Auseinandersetzung zwischen einer moralischen und einer unmoralischen Idee; es gebe mehr, worüber wir uns Sorgen machen müßten, als nur über die juristische Methode unserer Anwälte. Der Protest verstummte.
    Nachdem Helen Joseph die Kreuzverhöre und erneute Verhöre hinter sich hatte, war der Angeklagte Nummer drei, Ahmed Kathrada, an der Reihe, seinen Fall zu eröffnen. Während er seinen zweiten Zeugen befragte, den Angeklagten Nummer vier, Stanley Lollan, ein Mitglied der Exekutive des Colored Peoples Congress (COP), verkündete Premierminister Verwoerd, der Ausnahmezustand werde bald aufgehoben. Auf Dauer war er nie gedacht gewesen, und die Regierung glaubte, er habe seinen Zweck erfüllt und den Befreiungskampf im Keime erstickt. Jetzt kehrten zu aller Erleichterung unsere Verteidiger zurück, wenngleich wir noch für einige weitere Wochen im Gefängnis bleiben mußten. Über fünf Monate waren wir, obwohl weiterhin in Haft, ohne unsere Verteidiger ausgekommen.
    Meine eigene Aussage begann am 3. August. Da ich die anderen auf ihre Aussagen vorbereitet hatte, fühlte ich mich selbst gut gerüstet. Nach drei Jahren des Schweigens, der Bannung und des inneren Exils freute ich mich auf die Gelegenheit, vor denen zu sprechen, die über mich zu Gericht saßen. Während meiner Hauptaussage trat ich für Mäßigung ein und bekräftigte erneut die Verpflichtung des ANC zum gewaltlosen Kampf. Die Frage, ob durch allmähliche Reformen die Demokratie erreicht werden könne, bejahte ich.
    »Wir fordern das allgemeine Wahlrecht und sind gewillt, ökonomischen Druck auszuüben, um unsere Ziele zu erreichen. Wir werden Mißachtungskampagnen durchführen, Stay-at-Home-Aktionen, entweder einzeln oder zusammen, bis die Regierung sagen sollte: ›Gentlemen, wir dürfen diesen Zustand, daß Gesetze mißachtet werden, und diese gesamte durch Streiks geschaffene Situation nicht dulden. Lassen Sie uns miteinander reden.‹ Aus meiner Sicht würde ich sagen: ›Ja, lassen Sie uns miteinander reden‹, und die Regierung würde sagen: ›Wir glauben, daß die Weißen gegenwärtig noch nicht bereit sind für eine Form der Regierung, bei der sie womöglich von Nichtweißen dominiert werden. Wir meinen, wir sollten euch 60 Sitze geben. Die afrikanische Bevölkerung sollte 60 schwarze Abgeordnete wählen, die sie im Parlament vertreten. Wir werden die Angelegenheit über einen Zeitraum von fünf Jahren so belassen und am Ende des Zeitraums überprüfen.‹ Nach meiner Überzeugung wäre das ein Sieg, my Lords. Wir hätten einen entscheidenden Schritt getan in Richtung des allgemeinen Wahlrechts für Afrikaner, und wir würden dann für die, sagen wir, fünf Jahre den zivilen Ungehorsam einstellen.«
    Der Staat war entschlossen zu beweisen, daß ich ein gefährlicher, Gewalt predigender Kommunist war. Obwohl ich weder Kommunist noch gar Parteimitglied war, wollte ich nicht, daß es so aussah, als ob ich mich von meinen kommunistischen Verbündeten distanzierte. Obwohl man mich wegen Äußerungen dieser Art wieder ins Gefängnis stecken konnte, zögerte ich nicht, erneut zu bekräftigen, wie großartig die Kommunisten uns unterstützt hatten. An einem Punkt fragte das Gericht, ob ich der Ansicht sei, ein Ein-Parteienstaat stelle für Südafrika eine praktikable Lösung dar.
    »My Lord, das ist nicht eine Frage der Form, es ist eine Frage der Demokratie. Fände Demokratie ihren besten Ausdruck in einem Ein-Parteiensystem, so würde ich den Vorschlag sehr sorgfältig prüfen. Doch falls Demokratie am besten verwirklicht werden könnte durch ein Mehr-Parteiensystem, so würde ich auch das sorgfältig prüfen. In diesem Land haben wir zum Beispiel gegenwärtig ein Mehr-Parteiensystem, doch soweit es Nichtweiße betrifft, handelt es sich hier um den schändlichsten Despotismus, der sich denken läßt.«
     
     
    Ich war wütend auf Richter Rumpff, als er sich den gleichen Fehler leistete wie so viele weiße Südafrikaner, wenn es um die Idee eines allgemeinen Wahlrechts ging. Nach

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