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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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South African Colored People’s Organization, und ich bedankte mich zum Abschluß bei dem farbigen Manager des Hotels dafür, daß man so gut für mich gesorgt hatte. Er schien erfreut, doch auch neugierig. Er hatte entdeckt, wer ich war, und sagte mir, die farbige Gemeinde fürchte, sie werde unter einer afrikanischen Regierung genauso unterdrückt werden wie unter der gegenwärtigen weißen Regierung. Er war ein Geschäftsmann der Mittelschicht, der wahrscheinlich nur wenig Kontakt zu Afrikanern hatte und sie genauso fürchtete wie die Weißen. Dies war eine häufige Besorgnis unter Farbigen, vor allem am Kap, und obwohl ich in Eile war, erklärte ich dem Mann die Freiheits-Charta und betonte unsere Verpflichtung zum Nichtrassismus. Ein Freiheitskämpfer muß jede Gelegenheit wahrnehmen, um den Menschen seine Sache nahezubringen.
    Am folgenden Tag nahm ich in Durban an einem geheimen Treffen des Nationalen Exekutivkomitees und der vereinten Exekutiven der Kongreßbewegung teil, um darüber zu diskutieren, in welcher Form die geplante Aktion durchgeführt werden sollte: als Stay-at-Home oder als richtiggehender Streik mit organisierten Streikposten und Demonstrationen. Jene Teilnehmer, die sich für den Streik aussprachen, argumentierten, die Stay-at-Home-Strategie, die wir seit 1950 anwandten, habe ihre Nützlichkeit eingebüßt. In einer Zeit, da der PAC an die Massen appelliere, seien militantere Kampfformen notwendig. Die alternative Auffassung, die ich befürwortete, ging davon aus, daß wir mit unseren Stay-at-Home-Aktionen dem Feind Schläge zufügten, ohne daß er zurückschlagen konnte. Ich argumentierte, das Vertrauen der Menschen in unsere Kampagnen sei genau deshalb gewachsen, weil sie erkannten, daß wir mit ihrem Leben nicht rücksichtslos umgingen. In Sharpeville, sagte ich, habe der Feind, allem Heroismus der Demonstrierenden zum Trotz, Gelegenheit gehabt, unsere Leute niederzuschießen. Ich sprach mich für Stay-at-Home-Aktionen aus, obwohl mir bewußt war, daß überall im Land unsere Leute ungeduldig wurden angesichts passiver Formen des Kampfes, doch ich meinte, wir sollten von unserer erprobten Taktik nicht ohne umfassende Planung abweichen, und dafür hätten wir weder die Zeit noch die Hilfsquellen. Die Entscheidung fiel zugunsten von Stay-at-Home aus.
     
     
    Das Leben im Untergrund erfordert ein seismisches psychologisches Gespür. Man muß jede Handlung planen, so geringfügig und scheinbar unbedeutend sie auch sei. Nichts ist harmlos. Alles ist fraglich. Du kannst nicht du selbst sein; du mußt voll verkörpern, was immer die von dir angenommene Rolle vorschreibt. In mancher Hinsicht erfordert dies für einen Schwarzen in Südafrika keine große Anpassung. Unter der Apartheid lebt der Schwarze ein schattenhaftes Leben zwischen Legalität und Illegalität, zwischen Offenheit und Tarnung. In Südafrika ein Schwarzer zu sein bedeutet, allem zu mißtrauen, und das ist nicht viel anders, als sein gesamtes Leben im Untergrund zu verbringen.
    Ich wurde ein Wesen der Nacht. Tagsüber blieb ich in meinem Unterschlupf, und wenn es dunkel wurde, tauchte ich daraus hervor, um meine Arbeit zu tun. Ich operierte hauptsächlich von Johannesburg aus, reiste aber auch, falls notwendig. Ich hielt mich in leeren Wohnungen auf, in Wohnhäusern, überall wo ich allein sein konnte und nicht auffiel. Obwohl ich ein geselliger Mensch bin, liebe ich die Einsamkeit noch mehr. Ich begrüße die Gelegenheit, allein zu sein, um zu denken, zu überlegen, zu planen. Doch allzuviel Einsamkeit tut nicht gut. Ich sehnte mich schrecklich nach meiner Frau und der Familie.
    Entscheidend für das Leben im Untergrund ist unsichtbar sein. Genauso wie es eine Art gibt, einen Raum zu betreten, um auf sich aufmerksam zu machen, so gibt es Verhaltensweisen, die einen unauffällig machen. Als ein Führer sucht man oft im Mittelpunkt zu stehen; für einen Outlaw gilt das Gegenteil. Im Untergrund ging und stand ich nicht so aufrecht und gerade wie normal. Ich sprach leiser, weniger klar und deutlich. Ich war passiver, drängte mich nicht auf; ich verlangte nichts, sondern wartete, daß andere mir sagten, was ich tun sollte. Ich rasierte mich nicht und ließ mir nicht die Haare schneiden. Meine häufigste Verkleidung war die eines Chauffeurs oder eines Gärtners. Ich trug oft den blauen Overall eines Landarbeiters und auch die runden, randlosen Brillengläser, die man Mazzawati-Brille nannte. Ich hatte ein Auto und trug eine

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