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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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seinen Kindern bekannt. Von da an schickte ich seinen Kindern jedes Jahr Weihnachtskarten.
    So sehr ich diese kleinen Abenteuer auch genoß, mir war durchaus klar, daß die Behörden ein anderes Motiv hatten als meine Zerstreuung. Ich spürte, daß sie mich mit dem Leben in Südafrika vertraut machen sollten, und vielleicht sollte ich mich so an die Freuden kleiner Freiheiten gewöhnen, daß ich zu Kompromissen bereit wäre, um völlige Freiheit zu erlangen.
    1987 nahm ich wieder Kontakt zu Kobie Coetsee auf. Ich traf ihn mehrmals privat in seiner Residenz, und später in diesem Jahr machte die Regierung ihren ersten konkreten Vorschlag. Coetsee sagte, die Regierung würde gern ein Komitee höherer Beamter einsetzen, um mit mir private Diskussionen zu führen. Das solle mit vollem Wissen des Staatspräsidenten geschehen, sagte Coetsee. Coetsee selbst würde der Leiter des Komitees sein, und es würde General Willemse, den Commissioner of Prisons, Fanie van der Merwe, den Generaldirektor des Prisons Department, und Dr. Niel Barnard umfassen, einen früheren Wissenschaftler, der damals Leiter des National Intelligence Service war. Die drei erstgenannten Personen waren mit dem Gefängnissystem assoziiert; wenn also die Gespräche scheiterten oder an die Presse durchsickerten, würden beide Seiten in der Lage sein, sich hinter dem Vorwand zu verstecken, daß wir Gefängnisbedingungen diskutierten und weiter nichts.
    Die Anwesenheit von Dr. Barnard aber verstörte mich. Er war der Leiter von Südafrikas Äquivalent der CIA und hatte auch mit dem militärischen Geheimdienst zu tun. Diskussionen mit den anderen Beamten konnte ich meiner Organisation gegenüber rechtfertigen, doch nicht solche mit Barnard. Seine Anwesenheit machte die Gespräche problematischer und ließ auf einen umfassenderen Plan schließen. Ich sagte zu Coetsee, ich würde den Vorschlag gern überschlafen.
    In dieser Nacht überdachte ich alle Weiterungen. Ich wußte, daß P. W. Botha etwas namens State Security Council geschaffen hatte, ein Schattenministerium aus Sicherheitsexperten und Geheimdienstbeamten. Der Presse zufolge hatte er das getan, um die Autorität des Kabinetts zu umgehen und seine Macht zu vergrößern. Dr. Barnard war eine Schlüsselfigur in diesem internen Rat und galt als Protege des Präsidenten. Ich dachte, wenn ich ihn ablehnte, würde ich Botha brüskieren, und ich entschied, daß ein solcher Kurs zu riskant sei. Wenn der Staatspräsident nicht mit von der Partie war, würde nichts bewirkt. Am Morgen ließ ich Coetsee wissen, daß ich sein Angebot akzeptierte.
    Mir war klar, daß ich drei entscheidende Punkte ansprechen mußte: Erstens wollte ich meine Kollegen aus dem dritten Stock hören, ehe ich weitermachte; zweitens war es wesentlich, mit Oliver in Lusaka darüber zu reden, was vor sich ging; und drittens hatte ich die Absicht, P. W. Botha ein Memorandum zukommen zu lassen, in dem ich meine Ansichten und die des ANC über die entscheidenden Angelegenheiten vor dem ganzen Land darlegte. Dieses Memorandum würde die Gesprächsthemen für jede zukünftige Diskussion festlegen.
    Ich verlangte ein Treffen mit meinen Kollegen, und zu meiner Überraschung lehnten die Behörden rundweg ab. Das war bemerkenswert, und ich vermutete, daß es eine Menge Nervosität über die Aussicht auf geheime Gespräche zwischen mir und der Regierung widerspiegelte. Ich trug meine Beschwerden höheren Beamten vor. Schließlich wurde der Forderung stattgegeben, allerdings mit der Einschränkung, daß ich meine Kollegen nur einzeln und nicht zusammen sehen konnte.
    Ich traf sie im Besuchsbereich. Ich hatte beschlossen, einige Details auszulassen; ich würde ihren Rat über Gespräche mit der Regierung einholen, ohne zu erwähnen, daß tatsächlich ein Komitee gebildet worden war. Walter war der erste. Ich erzählte ihm von meinem Brief an den Commissioner of Prisons und meinem Treffen mit Coetsee. Ich sagte, ich hätte mit Coetsee die Idee besprochen, Gespräche mit der Regierung zu beginnen, und die Regierung scheine interessiert. Was hielt er von der Sache?
    Ich bin mit Walter durch dick und dünn gegangen. Er war ein Mann von Verstand und Weisheit, und niemand kannte mich besser als er. Es gab keinen, dessen Meinung ich mehr vertraute oder schätzte als seine. Walter dachte über das nach, was ich ihm sagte. Ich konnte sehen, daß er unangenehm berührt oder bestenfalls lauwarm war. »Im Prinzip«, sagte er, »bin ich nicht gegen Verhandlungen.

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