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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Materialismus. Für mich bestand da kein Widerspruch. Zuerst und vor allem war ich ein afrikanischer Nationalist, der für die Emanzipation aller Afrikaner von der Minderheitsherrschaft und für das Recht zur Regelung ihrer eigenen Angelegenheiten kämpfte. Gleichzeitig jedoch sind Südafrika und der afrikanische Kontinent Teil der größeren Welt. Unsere Probleme, wenngleich auffälliger und spezieller Art, sind nicht völlig einzigartig, und eine Philosophie, die jene Probleme in den internationalen und historischen Kontext der größeren Welt und den Lauf der Geschichte stellt, besitzt ihren Wert. Ich war bereit, alle Mittel einzusetzen, die geeignet sind, die Beseitigung menschlicher Vorurteile und das Ende des chauvinistischen und gewalttätigen Nationalismus zu beschleunigen. Ich brauchte kein Kommunist zu werden, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Nach meiner Ansicht haben afrikanische Nationalisten und afrikanische Kommunisten im allgemeinen viel mehr Gemeinsames als Trennendes. Zyniker haben stets behauptet, die Kommunisten benutzten uns. Doch wer wollte behaupten, daß wir sie nicht benutzten?
     
     
    Wenn wir hinsichtlich der National Party irgendwelche Hoffnungen oder Illusionen gehabt hatten, bevor sie die Regierung übernahm, so wurden sie uns schnell ausgetrieben. Ihre Drohung, den »Kaffer« an seinen Platz zu verweisen, war alles andere als leer. Neben dem Kommunisten-Gesetz bildeten zwei 1950 verabschiedete Gesetze die Grundpfeiler der Apartheid – der Population and Registration Act und der Group Areas Act. Das erstere Gesetz ermächtigte die Regierung, alle Südafrikaner offiziell nach ihrer Rassenzugehörigkeit zu klassifizieren. Wenn es nicht tatsächlich schon so gewesen wäre, so wurde jetzt die Rasse zur Conditio sine qua non der südafrikanischen Gesellschaft. Die willkürlichen und sinnlosen Tests, um Schwarze von Farbigen zu unterscheiden oder Farbige von Weißen, führten oft zu tragischen Fällen, wenn Angehörige ein und derselben Familie unterschiedlich klassifiziert wurden, alles abhängig davon, ob ein Kind eine hellere oder dunklere Hautfarbe hatte. Von so absurden Unterschieden wie der Kräuselung des Haars oder der Größe der Lippen konnte es abhängen, wo jemand leben und arbeiten durfte.
    Das zweite Gesetz war die Grundlage der Apartheid hinsichtlich der Wohnung. Nach seinen Bestimmungen konnte jede Rassengruppe nur in ihrem eigenen separaten Gebiet Land besitzen, Grundstücke erwerben und ein Gewerbe betreiben. Inder konnten fortan nur noch in indischen Vierteln leben, Afrikaner in afrikanischen, Farbige in farbigen. Wenn Weiße das Land oder die Häuser der anderen Gruppen haben wollten, konnten sie das Land einfach zum weißen Gebiet erklären und übernehmen. Der Group Areas Act leitete eine Ära von Zwangsvertreibungen ein, insofern afrikanische Gemeinden, Städte und Dörfer in als »weiß« deklarierten Stadtgebieten gewaltsam umgesiedelt wurden, weil benachbarte weiße Landbesitzer keine Afrikaner in ihrer Nähe wünschten oder einfach deren Land haben wollten.
    An der Spitze der Vertreibungsliste stand Sophiatown, eine vibrierende Gemeinde von mehr als 50 000 Bewohnern und eine der ältesten schwarzen Siedlungen in Johannesburg. Trotz seiner Armut war Sophiatown eine Gemeinde mit einem reichen Leben und eine Quelle von so vielen Dingen, die neu und wertvoll waren im afrikanischen Leben und in seiner Kultur. Selbst vor den Bemühungen der Regierung, Sophiatown aufzulösen, besaß es für Afrikaner eine symbolische Bedeutung, die in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer geringen Einwohnerzahl stand.
    Im folgenden Jahr erließ die Regierung zwei weitere Gesetze, die unmittelbar die Rechte der Farbigen und der Afrikaner einschränkten. Der Separate Representation of Voters Act zielte darauf ab, Farbige auf separate Wahllisten am Kap zu setzen, wodurch das Wahlrecht verwässert wurde, das sie über ein Jahrhundert lang genossen hatten. Der Bantu Authorities Act hob den Native’s Representative Council auf, das einzige direkte Forum parlamentarischer Repräsentation für Afrikaner, und ersetzte ihn durch ein hierarchisches System von Stammeshäuptlingen, die von der Regierung ernannt wurden. Der Hintergedanke war, traditionellen und vor allem konservativen ethnischen Führern wieder Macht zu verleihen, um so ethnische Differenzen zu verewigen, die sich aufzuheben begannen. Beide Gesetze verkörperten das Ethos der nationalistischen Regierung, die vorgab, zu bewahren, was sie zu

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