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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Kritiker der neuen Politik, verfolgten eine doppelte Politik. Bischof Ambrose Reeves von Johannesburg ließ in einem extremen Schritt seine Schulen mit einer Gesamtschülerzahl von 10000 Kindern schließen. Doch der Erzbischof der Kirche in Südafrika, darauf bedacht, die Kinder von den Straßen fernzuhalten, übergab die übrigen Schulen der Regierung. Trotz ihrer Proteste taten alle anderen Kirchen das gleiche, ausgenommen die Römischen Katholiken, die Seventh Day Adventists und die United Jewish Reformed Congregation – die drei letztgenannten machten ohne staatliche Unterstützung weiter. Selbst die Wesleyan Church, meine eigene Kirche, übergab ihre 200000 afrikanischen Schüler der Regierung. Wären alle anderen Kirchen dem Beispiel jener gefolgt, die Widerstand leisteten, so wäre die Regierung mit jenem Stillstand konfrontiert worden, der vielleicht einen Kompromiß erzwungen hätte. Statt dessen marschierte der Staat einfach über uns hinweg.
     
     
    Die Übertragung der Kontrolle auf das Native Affairs Department sollte am 1. April 1955 stattfinden, und der ANC begann Pläne für einen Schulboykott zu diskutieren, der genau mit diesem Tag einsetzen sollte. Unsere geheimen Gespräche in der Exekutive drehten sich um die Frage, ob wir das Volk zu einem Protest von begrenzter Dauer auffordern oder ob wir einen permanenten Schulboykott ausrufen sollten, um das Gesetz zur Bantu-Erziehung zu zerschlagen, bevor sie Wurzeln schlagen konnte. Die Diskussionen waren recht heftig, und beide Seiten hatten mächtige Fürsprecher. Das Argument für einen unbegrenzten Schulboykott lautete, die sogenannte Bantu-Erziehung sei ein Gift, das man nicht einmal dann trinken könne, wenn man am Verdursten sei. Es in irgendeiner Form zu akzeptieren würde irreparable Schäden verursachen. Das Land, so erklärte diese Seite, befinde sich in einer explosiven Stimmung und die Leute verlangten nach etwas, das spektakulärer sei als bloßer Protest.
    Wenngleich ich im Ruf eines Unruhestifters stand, war ich dennoch immer der Meinung, die Organisation solle niemals mehr versprechen, als sie halten konnte, weil die Menschen sonst ihr Vertrauen in sie verlieren würden. Ich vertrat den Standpunkt, unsere Aktionen sollten nicht auf idealistischen Erwägungen beruhen, sondern auf praktischen. Ein unbegrenzter Boykott würde eine massive Maschinerie und gewaltige Mittel erfordern, über die wir nicht verfügten, und unsere bisherigen Kampagnen hätten keinen Hinweis darauf gegeben, daß wir einem solchen Unternehmen gewachsen seien. Es sei schlicht unmöglich, schnell genug eigene Schulen einzurichten, um Hunderttausende von Schülern aufzunehmen, und wenn wir unseren Leuten keine Alternative anböten, würden wir ihnen so gut wie nichts anbieten. Zusammen mit anderen drängte ich auf einen einwöchigen Boykott.
    Das Nationale Exekutivkomitee beschloß einen einwöchigen Schulboykott, der am 1. April beginnen sollte. Der Boykott wurde im Dezember 1954 auf der Jahreskonferenz in Durban empfohlen, doch die Delegierten wiesen die Empfehlung zurück und stimmten für einen unbegrenzten Boykott. Die Konferenz besaß die höchste Autorität, mehr noch als die Exekutive, und wir hatten jetzt einen Boykott auf dem Hals, den durchzuführen so gut wie unmöglich sein würde. Dr. Verwoerd kündigte an, die Regierung werde alle boykottierten Schulen schließen und Kinder, die dem Unterricht fernblieben, würden nicht wieder zugelassen.
     
     
    Damit der Boykott in Kraft treten konnte, würden die Eltern und die Gemeinde einspringen und die Schulen ersetzen müssen. Ich sprach vor Eltern und ANC-Mitgliedern und erklärte ihnen, jedes Heim, jede Hütte, jede Gemeindeeinrichtung müsse ein Lernzentrum für Kinder werden.
    Der Boykott begann am 1. April und hatte unterschiedliche Ergebnisse. Er war oft sporadisch, desorganisiert und ineffektiv. Am östlichen »Rand« erfaßte der Boykott rund 5000 Schulkinder. In Protestmärschen vor Sonnenaufgang wurden die Eitern aufgerufen, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Frauen blockierten die Schulen und holten Kinder wieder heraus, die hineingegangen waren.
    In Germiston, einer Township südöstlich der Stadt, leitete Joshua Makue, Vorsitzender der dortigen Ortsgruppe, drei Jahre lang eine Schule für fast 800 vom Boykott erfaßte Kinder. In Port Elizabeth gab Barrett Tyesi seine regierungsamtliche Lehrerstelle auf und unterhielt eine Schule für boykottierende Kinder. 1956 meldete er 70 dieser Kinder zur

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