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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Beatles-Song. Don’t pass me by, don’t make me cry, don’t make me blue, cause you know, darling, I love only you. Es hat keinen Zweck. Es bringt nichts, ein Gespräch erzwingen zu wollen. Man kann nicht gegen einen Toten ankämpfen. Und noch weniger gegen einen lebenden Toten. Sie lachte bitter. Dieses Lachen hatte sie noch nie bei sich gehört. Sie mochte es nicht. Ich muss arbeiten. Einen Betreuer für meine Habilitation finden. Meine Arbeit präsentieren. Meine Forschungen haben mich immer aus den schlimmsten Situationen gerettet. Jedes Mal, wenn das Leben mir übel mitspielt, kommt mir das Mittelalter zu Hilfe. Ich erklärte den Mädchen die Farbsymbolik, um die Angst vor dem Morgen oder den Kummer über das Gestern zu verbergen. Blau, Farbe der Trauer, Violett wird mit dem Tod in Verbindung gebracht, Grün, die Hoffnung und der aufsteigende Saft, Gelb, Krankheit und Sünde, Rot, sowohl Feuer als auch Blut, rot wie das Kreuz auf der Brust des Kreuzritters oder das Gewand des Henkers, Schwarz, Farbe der Hölle und der Finsternis. Vor Schreck rundeten sich ihre Münder, und ich vergaß meine Probleme.
    Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Sie ließ es klingeln, klingeln, dann stand sie auf.
    »Joséphine?«
    Die Stimme klang fröhlich. Sorglos und unbeschwert.
    »Ja«, schluckte Joséphine, die Hände um das Telefon verkrampft.
    »Bist du plötzlich stumm geworden?«
    Joséphine lachte verlegen.
    »Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass …«
    »Tja! Aber ich bin’s. Wiederauferstanden von den Toten … und ich trage dir nichts nach, das sollst du wissen. Ist lange her, was, Jo?«
    »…«
    »Alles in Ordnung, Jo? Du klingst, als ginge es dir nicht besonders …«
    »Doch, doch, alles in Ordnung. Und bei dir?«
    »Alles bestens.«
    »Wo bist du?«, fragte Joséphine.
    »Warum?«
    »Nur so …«
    »Doch, Joséphine. Ich kenne dich, du hast doch etwas im Hinterkopf.«
    »Nein. Wirklich nicht … Es ist nur …«
    »Ja, du hast recht, beim letzten Mal hat es zwischen uns etwas gekracht. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Es tut mir wirklich leid … Und ich werde es dir beweisen: Ich lade dich zum Essen ein.«
    »Es wäre so schön, wenn wir uns wieder versöhnen.«
    »Nimm einen Stift und schreib dir die Adresse des Restaurants auf.«
    Sie notierte die Adresse. Hôtel Costes, Rue Saint-Honoré 239.
    »Hast du übermorgen Zeit?«, fragte Iris.
    »Ja.«
    »Also dann, Donnerstag, dreizehn Uhr … Ich verlasse mich auf dich, Jo, es liegt mir sehr viel daran, dass wir uns wiedersehen.«
    »Mir auch.« Und leise fügte sie hinzu: »Du hast mir gefehlt …«
    »Was sagst du?«, fragte Iris. »Ich verstehe dich plötzlich so schlecht …«
    »Nichts. Bis Donnerstag.«
    Sie nahm ihr Federbett und ging hinaus auf den Balkon. Sie schaute zum Himmel auf und richtete ihren Blick auf die Sterne. Ein schöner Sternenhimmel, überstrahlt von einem Vollmond, so hell und rund wie eine kalte Sonne. Sie suchte ihren kleinen Stern am Ende der Deichsel des Großen Wagens. Verdrehte den Kopf, um ihn zu finden. Und entdeckte ihn. Am Ende der Bahn. Sie faltete die Hände. Danke, dass ihr mir Iris zurückgebracht habt. Danke. Es fühlt sich an, als würde ich nach Hause kommen. Macht, dass auch Zoé zu mir zurückkommt. Ich will keinen Krieg zwischen uns, das wisst ihr, ich bin eine erbärmliche Kämpferin. Macht, dass wir wieder miteinander reden. Heute Abend schwöre ich euch etwas … wenn ihr mir die Liebe meines kleinen Mädchens wiedergebt, dann verspreche ich, hört ihr, dann verspreche ich, auf Philippe zu verzichten.
    Hört ihr mich, Sterne?
    Ich weiß, dass ihr mich hört. Ihr antwortet nicht immer sofort, aber ihr hört mich.
    Sie betrachtete den kleinen Stern. Sie hatte ihr Problem dort abgeladen, hoch oben, Millionen von Kilometern entfernt. Man muss seine Probleme immer weit, weit weg abladen, dann sieht man sie aus einem anderen Blickwinkel. Man sieht, was sich dahinter verbirgt. Wenn man sie direkt vor Augen hat, erkennt man gar nichts mehr. Man sieht die Schönheit nicht mehr und das Glück, die trotz allem noch um uns sind. Hinter Zoés verstocktem Schweigen verbarg sich die Liebe ihrer kleinen Tochter zu ihr. Dessen war sie sich ganz sicher. Aber sie sah sie nicht mehr. Genauso wenig wie Zoé. Schönheit und Glück würden zu ihnen zurückkehren …
    Sie musste nur Geduld haben …
    Er war zum Müßiggänger geworden. Zu einem Mann, der mit Büchern und Kunstkatalogen in Hotelbars herumsaß. Er liebte die

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