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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Grausames lag. Doch im nächsten Moment, als dieselbe Frau den Blick auf sie richtete, zeigte sie sich aufmerksam, gerührt, beinahe zärtlich. Den Blick zu Iris erhoben, sah sie alle Nuancen der Zuneigung über die Züge ihrer Schwester huschen.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte Iris, ließ sich anmutig auf ihrem Sessel nieder und stellte ihre Handtasche hin, ohne dass sie umfiel. »Das kannst du dir kaum vorstellen …«
    Sie hatte Joséphines Hand ergriffen und drückte sie. Dann beugte sie sich vor und küsste sie auf die Wange.
    »Ich auch«, flüsterte Joséphine mit vor Rührung erstickter Stimme.
    »Du bist mir doch nicht böse, weil ich unser Treffen ein paarmal verschoben habe? Ich hatte so viel zu tun! Hast du gesehen? Ich habe wieder lange Haare. Extensions. Schön, findest du nicht?«
    Sie nahm sie mit ihrem tiefblauen Blick gefangen.
    »Es tut mir so leid. Ich habe mich in der Klinik unmöglich aufgeführt. Das lag an den Medikamenten, die sie mir gegeben haben, ich habe mich so elend gefühlt …«
    Sie seufzte, hob ihr dichtes schwarzes Haar an. Als ich sie vor drei Monaten zum letzten Mal gesehen habe, trug sie das Haar noch kurz, sehr kurz. Und ihr Gesicht war scharf wie eine Messerklinge.
    »Ich hasste die ganze Welt. Ich war abscheulich. An jenem Tag habe ich auch dich gehasst. Ich muss dir furchtbare Dinge an den Kopf geworfen haben … Aber, weißt du, so habe ich mich allen gegenüber benommen. Es gibt vieles, wofür ich um Verzeihung bitten muss.«
    Auf ihren Lippen spiegelte sich Abscheu, ihre Brauen hoben sich zu zwei geraden, parallelen Strichen, die bekräftigten, wie entsetzt sie über ihr eigenes Verhalten war, und ihr bebender, blauer Blick senkte sich tief in Joséphines Augen, um ihr die Vergebung abzuringen.
    »Ich bitte dich, lass uns das einfach vergessen«, murmelte Joséphine verlegen.
    »Ich bestehe darauf, mich in aller Form bei dir zu entschuldigen«, beharrte Iris und rutschte auf ihrem Sessel zurück.
    Sie betrachtete sie mit ernster, treuherziger Miene, als hinge ihr weiteres Schicksal von Joséphines Nachsicht ab, und wartete gespannt auf eine Geste ihrer Schwester, die ihr verriet, dass diese ihr verziehen hatte.
    Joséphine stand auf und zog Iris an sich. In ihrer heftigen Umarmung suchte sie eine Atempause und ihre eigene Absolution.
    »Wollen wir einfach alles vergessen? Wollen wir wieder ganz von vorn anfangen und nie wieder über die Vergangenheit sprechen?«, schlug Iris vor. »Knick und Knock, wie früher? Knick und Knock für immer?«
    Joséphine nickte.
    »Dann erzähl mir jetzt, was du so treibst«, befahl Iris, während sie von einem Geschöpf, das neben ihr mit einem Schlag vollkommen unscheinbar wirkte, die Speisekarte entgegennahm.
    »Nein! Du zuerst«, entgegnete Joséphine. »Bei mir gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Ich arbeite wieder an meiner Habilitation, Hortense ist in London, Zoé …«
    »Das weiß ich alles schon von Philippe«, fiel ihr Iris ins Wort, bevor sie der Kellnerin mitteilte: »Ich nehme das Gleiche wie immer.«
    »Ich auch, das Gleiche wie meine Schwester«, schloss sich Joséphine hastig an, denn bei der Vorstellung, die Speisekarte lesen und ein Gericht auswählen zu müssen, geriet sie in Panik. »Wie geht es dir?«
    »Es geht. Ich finde ganz allmählich wieder Freude am Leben. Ich habe während meiner Zeit in der Klinik vieles begriffen, und ich werde versuchen, das auch in die Tat umzusetzen. Ich war dumm, flatterhaft, unvorstellbar oberflächlich und egoistisch. Ich habe nur an mich gedacht, ich war gefangen in einem Strudel aus Eitelkeit. Ich habe alles zerstört, und darauf bin ich nicht stolz. Ich schäme mich dafür. Ich war eine erbärmliche Ehefrau, eine erbärmliche Mutter, eine erbärmliche Schwester …«
    Unaufhaltsam bekannte sie ihre Sünden. Zählte ihre Versäumnisse auf, ihre Vertrauensbrüche, ihre Träume von falschem Ruhm. Ein Salat aus grünen Bohnen wurde auf den Tisch gestellt, dann eine Hähnchenbrust. Iris knabberte ein paar Bohnen und zerpflückte das Hähnchen. Joséphine wagte nicht, etwas zu essen, aus Angst, unsensibel zu erscheinen, als wäre sie unempfänglich für den Strom von Bekenntnissen, der sich aus dem Mund ihrer Schwester ergoss. Jedes Mal, wenn sie mit Iris zusammen war, fiel sie zurück in ihre angestammte Rolle als Dienerin ihrer Schwester. Sie hob die Serviette auf, die Iris fallen gelassen hatte, schenkte ihr ein Glas Rotwein und anschließend ein wenig Badoit ein, brach

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