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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Philippe … Die Bilder zogen vor ihrem Auge vorbei. Sie legte eine Hand vor den Mund, um ihr Keuchen zu unterdrücken.
    »Stimmt was nicht, Jo?«
    »Nein, nein. Es ist nur … Du redest darüber, als …«
    »Als was, Jo?«
    »Als hätte er wirklich …«
    »Nicht doch! Ich mache mir Sorgen, das ist alles. Wahrscheinlich hat er recht, und es ist gar nichts! Ich hätte dir nichts davon erzählen sollen, ich hatte vergessen, wie empfindlich du bist! Mein armer kleiner Schatz …«
    Um Himmels willen, nicht dass sie jetzt noch anfängt zu weinen, dachte Iris entnervt. Dann wäre die ganze Wirkung im Eimer! Es hat mich drei Anläufe gekostet, den richtigen Tisch zu bekommen, ich musste darauf bestehen, betteln, musste aufwendige Nachforschungen anstellen, um sicher zu sein, dass Bérengère und Nadia heute da sein würden, gleich hinter dieser Pflanze, wo sie mit gespitzten Ohren lauern, um nur ja nichts von unserem Gespräch zu verpassen und es anschließend per Buschtrommel zu verbreiten. Tagelange sorgfältigste Bemühungen, um alles zu arrangieren, und die sabotiert meinen Plan, indem sie gleich anfängt zu heulen!
    Sie verrückte ihren Sessel, nahm die Hand ihrer Schwester und tätschelte sie zärtlich.
    »Na … na …«, wisperte sie. »Ist ja gut, Jo, ist ja gut. Ich mache mir sicher völlig unnötig Sorgen …«
    Dann hatte ich also recht, da ist etwas zwischen den beiden. Ein aufkeimendes Gefühl, eine Verwirrung, eine Anziehung. Nichts Körperliches, sonst wäre sie heute Mittag nicht hergekommen. Dafür ist sie viel zu ehrlich, sie kann nicht lügen oder täuschen. Sie hätte meinem Blick nicht standhalten können. Aber sie ist verliebt, jetzt bin ich mir sicher. Das ist der Beweis. Aber was ist mit ihm? Liebt er sie? Sie hat Charme, das kann ich nicht bestreiten. Sie ist sogar richtig hübsch geworden. Sie hat gelernt, sich anzuziehen, sich zu frisieren, sich zu schminken. Sie hat abgenommen. Und sie hat so einen rührend altmodischen Touch. Ich werde mich in Acht nehmen müssen. Meine kleine, ungeschickte, tollpatschige Schwester! Kleine Schwestern sollten niemals erwachsen werden.
    Joséphine riss sich zusammen, löste sich aus Iris’ Umarmung und entschuldigte sich.
    »Es tut mir leid … Verzeih mir.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Verzeih mir, dass ich mich in deinen Mann verliebt habe. Verzeih mir, dass ich ihn geküsst habe. Verzeih mir, dass ich immer noch meinen romantischen Kleinmädchenträumen nachhänge. Das verträumte kleine Mädchen in mir ist wie ein Unkraut mit tiefen, hartnäckigen Wurzeln.
    »Verzeihen? Was denn, Liebes?«
    »O Iris …«, setzte Joséphine händeringend an.
    Sie würde ihr alles gestehen.
    »Iris«, sagte sie und atmete tief ein. »Ich muss dir etwas sagen …«
    »Joséphine! Ich dachte, wir wollten die Vergangenheit hinter uns lassen?«
    »Schon, aber …«
    Die beiden Schwestern ließen einander nicht aus den Augen, die eine bereit, ihr Geheimnis zu offenbaren, die andere unwillig, es zu hören, beide sich der Gefahr bewusst, die hinter den Worten lauerte. Eine schwere Tür würde zwischen ihnen zufallen. Eine Panzertür. Zögernd warteten sie auf ein Zeichen, das die Beichte möglich oder unmöglich, notwendig oder überflüssig machen würde. Wenn ich es ihr erzähle, dachte Joséphine, werde ich sie nie wiedersehen. Dann entscheide ich mich für ihn. Ihn, der zur ihr zurückgekehrt ist … Wenn ich es ihr erzähle, verliere ich sie beide. Ich verliere eine Liebe, einen Freund, ich verliere meine Schwester, ich verliere meine Familie, ich verliere meine Erinnerungen, ich verliere meine Kindheit, ich verliere sogar die Erinnerung an den Kuss vor der Ofentür.
    Iris beobachtete Joséphines Zögern. Wenn sie mir ihr Geheimnis verrät, bin ich gezwungen, gekränkt zu reagieren, sie zu beschimpfen, sie von mir zu stoßen. Das wäre der Bruch. Wir trennen uns. Ich überlasse ihr das Feld. Dann ist sie frei, ihn wiederzusehen. Sie darf nichts sagen, sie darf einfach nicht!
    Abrupt brach sie das Schweigen.
    »Ich will dir etwas verraten, Jo: Ich bin so glücklich darüber, wieder ins Leben zurückgekehrt zu sein, dass nichts, verstehst du, absolut nichts meine Freude daran verderben kann. Also lass uns das Vergangene ruhen lassen, ein für alle Mal, einverstanden?«
    Ja, dachte Joséphine. Was bleibt mir auch anderes übrig? Was war denn schon geschehen? Hier und da ein Händedruck, Blicke, die miteinander verschmelzen, eine brüchige Stimme, ein Lächeln, das

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