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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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würde … und dann hätte ich gern eine apfelgrüne Bettdecke«, sagte Clara und kaute dabei auf einer Haarsträhne herum.
    »Nein! Rosa ist was für Mädchen«, protestierte Léo. »Ich will Knallgelb und eine rote Decke mit Vampiren!«
    »Sind sie nicht in der Schule?«, fragte Joséphine, die ihren Triumph nicht allzu offen feiern wollte, sondern Iphigénie lieber die Gelegenheit gab, ihre Niederlage anzuerkennen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren.
    »Heute ist Mittwoch. Mittwochs haben wir keine Schule!«, antwortete Léo.
    »Du hast recht. Das hatte ich ganz vergessen!«
    »Scheint, als wärst du ein bisschen verdreht im Kopf …«
    »Das war ich, aber seit ich hier bei euch bin, geht es mir wieder viel besser«, sagte Joséphine und zog ihn auf ihren Schoß.
    »Können wir Stockbetten bekommen, Maman?«, fuhr Clara fort. »Dann könnte ich oben schlafen und würde mir vorkommen wie im Himmel … Und auch einen Schreibtisch?«
    »Und ich ein Schaukelpferd! Bist du der Weihnachtsmann?«, fragte Léo Joséphine.
    »Nein, Dummerchen! Ich habe doch keinen Bart!«
    Er lachte zwitschernd, und bei dem Klang weitete sich ihr Herz, als strömte frische Luft hinein.
    »Ich glaube, Sie haben verloren, Iphigénie. Wir treffen uns morgen Mittag um zwölf. Und seien Sie pünktlich, uns bleibt gerade genug Zeit, um hinzufahren und wieder zurückzukommen …«
    Vor Freude kreischend, umringten die beiden Kinder ihre Mutter.
    »Sag Ja, M’man, sag Ja …«
    Iphigénie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und verlangte Ruhe.
    »Also gut, aber zum Ausgleich werde ich bei Ihnen putzen. Zwei Stunden pro Tag. Entweder so oder gar nicht.«
    »Eine Stunde reicht. Wir sind nur zu zweit. Sie werden nicht so viel Arbeit haben, und ich werde Sie dafür bezahlen.«
    »Entweder ich putze umsonst, oder ich fahre nicht zu Ikea!«
    Am nächsten Tag wartete Joséphine um zwölf Uhr in der Eingangshalle. Sie stiegen in Joséphines Auto. Iphigénie balancierte eine große Einkaufstasche auf den Knien und hatte sich ein Kopftuch umgebunden.
    »Sind sie Muslima, Iphigénie?«
    »Nein, aber meine Ohren vertragen keine Zugluft. Und dann krieg ich ruck, zuck Mittelohrentzündung, und meine Ohren brennen innen und außen …«
    »Das geht mir genauso. Bei der kleinsten Aufregung entzünden sie sich …«
    Sie durchquerten den Bois de Boulogne und fuhren in Richtung La Défense. Sie parkten vor Ikea. Nahmen ein Metermaß, einen kleinen Block und einen Bleistift und stürzten sich in das Labyrinth der Gänge. Joséphine notierte, Iphigénie schimpfte. Joséphine füllte den Bestellzettel aus, Iphigénie wetterte gegen diese Verschwendung.
    »Das ist zu viel, Madame Cortès! Viel zu viel!«
    »Wollen Sie mich nicht lieber Joséphine nennen, ich nenne Sie doch auch Iphigénie!«
    »Nein, für mich sind Sie Madame Cortès. Man sollte nicht anfangen, alle in einen Topf zu werfen.«
    Bei Bricorama wählten sie Kanariengelb für das Zimmer der Kinder, Himbeerrosa für das Wohnzimmer und ein grelles Blau für die Küchenecke. Joséphine bemerkte, wie Iphigénie mit freudig geschürzten Lippen das Fertigparkett bewunderte. Sie bestellte Parkett. Eine Dusche. Fliesen.
    »Wer soll das denn einbauen?«
    »Wir finden schon einen Fliesenleger und einen Installateur.«
    Joséphine nannte die Adresse der Loge, damit alles geliefert würde. Sie gingen zurück zum Auto und ließen sich schnaufend auf die Sitze fallen.
    »Sie sind total irre, Madame Cortès! Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Wohnung so blitzblank polieren, dass Sie vom Boden essen können!«
    Joséphine lächelte sie an und parkte aus.
    »Außerdem fahren Sie verdammt gut!«
    »Danke, Iphigénie. Ich fühle mich enorm aufgewertet, wenn ich mit Ihnen zusammen bin. Ich sollte Sie öfter besuchen!«
    »O nein, Madame Cortès! Sie haben doch Wichtigeres zu tun …«
    Sie ließ den Kopf nach hinten sinken und murmelte glücklich: »Das ist das erste Mal, dass jemand nett zu mir ist. Ich meine, nett ohne Hintergedanken. Da waren schon ein paar, die nett getan haben, aber nur, weil sie was von mir wollten … Sie hingegen …«
    Sie schnaubte wie ein nasser Knallkörper, um ihrem Erstaunen Ausdruck zu verleihen. Ihr Kopftuch rahmte ein jugendliches Madonnengesicht ein, das hastig neben dem Becken geschminkt worden war. Iphigénie roch nach Kernseife, mit der man sich unter der kalten Dusche einseift und die man vor lauter Eile nicht richtig abspült. Sie hatte eine lange, schmale Nase, schwarze Augen,

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