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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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einen dunklen Teint, strahlend weiße Zähne und eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen, die, falls Joséphine daran noch gezweifelt hätte, von ihrem starken Charakter kündete. Ein etwas fülliger Körper, ein Busen wie ein italienischer Vamp und das alles überlagert vom kindlichen Ernst einer Frau, die jeden Monat darum kämpft, mit ihrem wenigen Geld über die Runden zu kommen, und die jeden Monat aufs Neue staunt, dass sie es geschafft hat.
    »Der Schlimmste von allen war mein Mann … Na ja, ich sage ›mein Mann‹, aber wir haben das nie offiziell gemacht. Er hat auf alles eingeprügelt, was sich ihm widersetzt hat. Und auf mich als Allererstes. In der Zeit mit ihm habe ich zwei Zähne verloren. Ich habe hart dafür gearbeitet, sie ersetzen zu lassen. Ständig ist er ausgeflippt. Eines Tages hat er einen Bullen vermöbelt, der seine Papiere kontrollieren wollte. Sechs Jahre Gefängnis. Da war ich gerade mit Léo schwanger. Ich war heilfroh, als sie ihn in den Knast gesteckt haben. Bald kommt er wieder raus, aber er wird nie auf die Idee kommen, mich hier zu suchen. Die vornehmen Viertel schüchtern ihn ein. Er sagt immer, da wimmelt’s nur so von Bullen …«
    »Fragen die Kinder denn nicht nach ihm?«
    Wieder schnaubte sie, doch diesmal drückte das Geräusch Verachtung aus.
    »Sie haben ihn nie kennengelernt, und das ist auch besser so. Wenn sie mich fragen, wo er ist und was er macht, dann sage ich, Entdecker, ich sage, Südpol, Nordpol, Anden, ich erfinde Reisen mit Adlern, Bären und Pinguinen. Falls sie ihn jemals wiedersehen, falls dieser verfluchte Tag tatsächlich jemals kommen sollte, dann tut er gut daran, mit Bart und Tropenhelm aufzutauchen!«
    Es hatte angefangen zu regnen, Joséphine schaltete den Scheibenwischer ein und wischte die beschlagene Scheibe mit dem Handrücken frei.
    »Was ich noch sagen wollte, Madame Cortès: Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Ganz herzlich bedanken. Es berührt mich unheimlich, was Sie für mich tun. Das geht mir durch und durch.«
    Sie schob eine Haarsträhne zurück, die unter ihrem Kopftuch herausgerutscht war.
    »Sie werden den Leuten im Haus doch nicht sagen, dass Sie das alles bezahlt haben, nicht wahr?«
    »Nein, das werde ich nicht, aber so oder so brauchen Sie sich vor niemandem zu rechtfertigen!«
    »Bei der nächsten Eigentümerversammlung können Sie ja erzählen, ich hätte im Lotto gewonnen. Das wird sie nicht wundern. Nur die Armen gewinnen im Lotto, die Reichen haben darauf keinen Anspruch!«
    Sie kamen an dem Intermarché vorbei, wo Joséphine immer eingekauft hatte, als sie noch in Courbevoie wohnte. Iphigénie fragte, ob sie kurz anhalten könnten: Sie brauchte neuen WC -Reiniger und einen Schrubber. Mit zwei vollen Einkaufswagen stellten sie sich an die Kasse. Die Kassiererin fragte, ob sie eine Kundenkarte hätten. Joséphine zückte ihre Karte und nutzte die Gelegenheit, Iphigénies Einkäufe gleich mitzubezahlen. Iphigénie sah rot.
    »O nein! Jetzt reicht’s aber, Madame Cortès! Wenn Sie so weitermachen, kündige ich Ihnen die Freundschaft!«
    »Das bringt mir nur mehr Bonuspunkte!«
    »Ich wette, Sie lösen Ihre Punkte sowieso nie ein!«
    »Nein, nie«, gestand Joséphine.
    »Beim nächsten Mal komme ich mit, und dann lösen Sie sie ein! Dann können Sie einiges sparen.«
    »Aha«, entgegnete Joséphine verschmitzt. »Dann gibt es also ein nächstes Mal. Sie sind ja doch nicht so sauer …«
    »Doch. Ich bin sauer, aber ich bin schwach!«
    Sie rannten durch den strömenden Regen zurück zum Auto. Joséphine setzte Iphigénie vor dem Haus ab, ehe sie in die Tiefgarage fuhr. Dabei betete sie stumm, dass nichts passieren möge. Seit sie überfallen worden war, fürchtete sie sich in der Tiefgarage.
    Ginette bereitete gerade den Morgenkaffee zu, als es an der Tür klopfte. Sie zögerte, fragte sich, ob sie den heiklen Vorgang unterbrechen solle, verharrte einen Moment mit erhobenem Ellbogen und beschloss, dass der Kaffee wichtiger sei als der geheimnisvolle Besucher. René wäre den ganzen Tag schlecht gelaunt, wenn sein Kaffee nicht gut geriet. Er sprach kein Wort, ehe er nicht zwei große Tassen davon getrunken und drei Scheiben von dem frischen Baguette gegessen hatte, das der Sohn der Bäckerin auf dem Weg zur Schule vor ihrer Wohnungstür ablegte. Im Gegenzug steckte ihm Ginette etwas Kleingeld zu.
    »Weißt du noch, wie viel ein Baguette gekostet hat, als wir 1970 hier eingezogen sind?«, schimpfte René oft. »Einen Franc. Und

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