Der langsame Walzer der Schildkroeten
heißt ZOÉ CORTÈS .
Ich wusste nicht, dass es sich so anfühlen würde, ich möchte es am liebsten laut in die Welt hinausrufen, damit alle Leute es erfahren! Obwohl, nein, eigentlich möchte ich es ihnen lieber ins Ohr flüstern, wie ein Geheimnis, das man einfach nicht für sich behalten kann. Ich rede wirres Zeug. Na gut, es fühlt sich an wie ein Geheimnis. Ein superwichtiges Geheimnis, das ich nicht verraten dürfte, aber das ich am liebsten laut hinausschreien würde. Aber anscheinend verrät sich mein Geheimnis auch ganz von selbst. Ich verrate es, ohne etwas zu sagen. In meinem Kopf geht jetzt echt alles durcheinander. Und da ist noch etwas Komisches: Ich habe das Gefühl zu strahlen. So, als wäre ich größer als früher, und als wäre ich von einem Moment auf den anderen plötzlich schön geworden. Ich habe vor niemandem mehr Angst! Sogar die Models in der Elle sind mir so was von egal!
Heute Abend nach der Schule haben wir beschlossen, ins Kino zu gehen. Er hat sich eine Ausrede für seine Eltern einfallen lassen. Ich brauche das nicht. Im Moment rede ich nicht mit meiner Mutter. Sie hat mich zu sehr enttäuscht. Wenn ich vor ihr stehe, sehe ich immer die Frau, die Philippe auf den Mund küsst, und das gefällt mir nicht. Überhaupt nicht.
Aber irgendwie ist das gar nicht mehr schlimm, denn … Ich bin glücklich, so glücklich.
Ich habe mich verändert. Und gleichzeitig bin ich immer noch dieselbe wie vorher. Es fühlt sich an, als hätte ich einen großen Ballon in meiner Kehle. Kurz bevor ich ihn treffe, fühlt sich mein Herz an, als würde es gleich wegfliegen, es scheppert ganz laut, weil ich so große Angst habe, dass ich nicht hübsch genug bin oder dass er mich schon nicht mehr liebt oder so. Ich habe die ganze Zeit Angst. Ich schleiche auf Zehenspitzen zu unseren Treffen, aus Angst, er könnte es sich anders überlegen.
Wenn wir uns küssen, möchte ich am liebsten laut lachen, und ich spüre, wie seine Lippen lächeln. Ich mache die Augen nicht zu, nur um seine geschlossenen Lider zu sehen.
Auf der Straße legt er den Arm um meine Schultern, und wir drücken uns so fest aneinander, dass unsere Freunde meckern, weil wir nicht schnell genug vorwärtskommen.
Ja, dank ihm habe ich nämlich jetzt auch jede Menge Freunde!
Gestern hatte ich einen Pullover um die Schultern gelegt, er hat mich umarmt, und ich habe erst bemerkt, dass der Pullover dabei runtergefallen ist, als es schon zu spät war … Es war ein Pullover von Hortense, die dreht durch! Aber das ist mir egal.
Gestern hat er mit ganz ernstem Blick gesagt: »Zoé Cortès ist meine Freundin«, und dann hatte er mich fest an sich gedrückt, und ich dachte, ich würde sterben.
Wenn wir uns beim Gehen küssen, verlieren wir ständig das Gleichgewicht, wir könnten ein Lied darüber schreiben. Er lacht mich aus, weil ich rot werde. Er sagt: »Du bist das einzige Mädchen, das gleichzeitig geht und rot wird.«
Gestern hatte ich auf einmal Lust, ihn zu küssen, einfach so, mitten im Satz. Er hat gelacht, als ich ihn geküsst habe, aber als er sah, dass ich beleidigt war, hat er sich entschuldigt und gesagt: »Das ist doch nur, weil ich so froh bin«, und da wollte ich ihn noch viel, viel mehr küssen.
Ich möchte die ganze Zeit, dass er mich umarmt. Ich will nicht mit ihm schlafen, ich will einfach nur mit ihm zusammen sein. Und wir haben auch noch nicht miteinander geschlafen. Wir sprechen nicht darüber. Wir halten uns ganz fest. Und heben ab.
Mir reicht es, wenn er mich umarmt. Ich könnte stundenlang so bleiben. Wir schließen die Augen. Wir sagen uns: »Morgen fahren wir nach Rom, Sonntag nach Neapel.« Er mag Italien. Er macht sich lustig über mich, weil ich behaupte, meine letzte große Liebe sei Marius aus den Elenden gewesen. Er mag lieber Schauspielerinnen, die blonden. Er sagt, ich sei fast blond. Ich hätte Reflexe im Haar, und je nachdem, wie das Licht fällt, könnte man fast meinen, ich wäre blond. Das Beste, ich weiß, das ist blöd, aber das Beste ist, wenn wir uns verabschieden. Dann habe ich immer das Gefühl, dass da etwas aus meiner Brust und meinem Bauch rauswill, explodieren will, weil ich so glücklich bin.
Jetzt im Moment fangen meine Lippen von ganz allein an zu lächeln, und ich höre coole Musik in meinem Kopf. Gleichzeitig kommt mir alles irgendwie unwirklich vor, als wäre es einfach nicht echt. Ich habe mir etwas gewünscht: Ich habe mir gewünscht, dass er mich morgen noch liebt, und übermorgen
Weitere Kostenlose Bücher