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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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nämlich demnächst um einen Praktikumsplatz kümmern. Haben Sie eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann?«
    Verblüfft beobachtete Joséphine Hortenses Treiben. Wie eine Spinne webte sie ihr Netz um Lefloc-Pignel, plauderte, nickte, notierte seine Handynummer und bedankte sich schon im Voraus für seine Hilfe. Sie unterhielten sich noch ein wenig über das Leben in London, über den Unterricht, über den Vorteil, zweisprachig zu sein. Hortense erklärte ihm, wie sie arbeitete, holte das große Heft, in das sie Stoffmuster einklebte, die ihr gefielen, und zeigte ihm die Skizzen, die sie, ausgehend von Farben, Materialien oder Silhouetten, zeichnete, denen sie auf der Straße begegnete. »Alles, was man zeichnet, muss man auch herstellen können, das ist die Grundregel der Schule.« Hervé Lefloc-Pignel stellte Fragen, die Hortense ausführlich beantwortete. Shirley und Joséphine waren nur noch Statisten. Kaum war er wieder fort, da rief Hortense: »Das wäre doch der perfekte Mann für dich, Maman!«
    »Er ist verheiratet und hat drei Kinder!«
    »Na und? Du kannst doch mit ihm vögeln, ohne dass seine Frau etwas davon mitkriegt. Und du brauchst es ja auch nicht gleich deinem Beichtvater zu erzählen.«
    »Hortense!«, schimpfte Joséphine.
    »Köstlich, dieser Champagner! Welcher Jahrgang ist das?«, fragte Shirley, um das Thema zu wechseln.
    »Keine Ahnung! Das muss auf dem Etikett stehen«, antwortete Joséphine zerstreut. Hortenses Bemerkungen über ihren Nachbarn missfielen ihr. Ich darf das nicht einfach durchgehen lassen, sie muss verstehen, dass man sich in der Liebe zu etwas verpflichtet und diese Verpflichtung auch einhält, dass man sich nicht einfach mit dem erstbesten Schönling einlässt.
    »Und was ist mit dir, Schatz«, fragte sie, »bist du im Moment … verliebt?«
    Hortense nippte an ihrem Champagner und seufzte.
    »Jetzt ist es wieder so weit! Back home! Zeit für die großen Worte! Du willst wissen, ob ich einen attraktiven, reichen, intelligenten Mann kennengelernt habe, in den ich mich rettungslos verliebt habe?«
    Joséphine nickte hoffnungsvoll.
    »Nein«, versetzte Hortense nach einer kurzen Spannungspause. »Aber …«
    Sie streckte die Hand mit dem Glas aus, damit ihre Mutter ihr nachschenkte, und fügte hinzu: »Aber … ich habe einen Typen getroffen. Attraktiv … so was von attraktiv!«
    »Aha«, entgegnete Joséphine leise.
    Shirley verfolgte das Gespräch zwischen Mutter und Tochter und betete stumm: Lass sie doch, Jo, bei deiner Tochter beißt du auf Granit! Gary lächelte und wartete auf den unausweichlichen Absturz, der für die gefühlvolle Mutter Joséphine schrecklich sein würde.
    »Und wie lange hat es gedauert?«
    »Zwei Wochen. Wir waren unzertrennlich, pure Leidenschaft …«
    »Und dann?«, fragte Joséphine.
    »Dann fand ich ihn plötzlich nicht mehr sexy. Von einem Moment auf den anderen. Aus und vorbei. Stell dir vor, eines Tages hat er sein Hosenbein ein Stück hochgezogen, und ich habe eine weiße Socke gesehen. Eine weiße Socke an einer haarigen Wade … Kotz!«
    »Mein Gott! Was für eine Vorstellung hast du denn von Liebe?«, seufzte Joséphine auf.
    »Das ist doch nicht Liebe, Maman!«
    »Heutzutage gehen sie erst miteinander ins Bett, und danach verlieben sie sich«, erklärte Shirley
    Hortense gähnte.
    »Verliebte Männer sind so was von öde!«
    »Aber zwischen mir und Hervé Lefloc-Pignel wird es nie pure Leidenschaft geben«, brummte Joséphine, die allmählich ahnte, dass die anderen sich über sie lustig machten.
    »Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen«, tönte Hortense. »Er ist absolut dein Typ, und er hat dich sehr interessiert angeschaut. Seine Augen haben geleuchtet. Er hatte so eine Art, dich abzutasten, ohne dich zu berühren, es war … faszinierend!«
    Shirley spürte Joséphines Verlegenheit. Sie beschloss, nicht länger über ein Thema zu scherzen, das ihre Freundin offensichtlich ernst nahm. Was ist denn los? Warum hat sie gerade überhaupt keinen Sinn für Humor? Vielleicht fühlt sie sich ja tatsächlich zu diesem Mann hingezogen, und, my God, er ist ja auch wirklich really good-looking .
    »Ich weiß nicht, wie Maman das macht, aber sie ist ständig von wahnsinnig gut aussehenden Männern umgeben«, schloss Hortense, um die Situation mit einem Kompliment zu entschärfen.
    »Danke, Liebes.« Joséphine zwang sich angesichts dieses improvisierten Waffenstillstands zu einem Lächeln. »Und was ist mit dir, Gary? Bist du

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