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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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verstanden?«
    Henriette blieb die Luft weg. Sie hatte erwartet, dass die Hexe zweihundert, höchstens dreihundert Euro von ihr verlangen würde.
    »Ich habe aber nur dreihundert Euro dabei …«
    »Kein Problem, sie gibt sie mir und zahlt den Rest, wenn sie mir das Foto des Ehemannes bringt. Aber sie muss schnell wiederkommen …«, fügte sie mit einem drohenden Unterton hinzu. »Denn wenn ich erst einmal mit der Behandlung angefangen habe …«
    Ihr Atem ging pfeifender. Sie legte eine Hand auf die Brust und stieß einen lang gezogenen Seufzer aus, der in einem wahren Brausen endete. Henriette erzitterte. Sie fragte sich, ob es nicht ein großer Fehler gewesen war, sich an diese Frau zu wenden. Aber das Bild von Marcel und Josiane in ihrem süßlichen Liebesschwelgen, wie sie glückselig in ihrer großen Wohnung turtelten, fegte alle Skrupel beiseite.
    Sie hatte die in ihrem Büstenhalter versteckten Scheine hervorgezogen und auf den Tisch gelegt.
    Kurz darauf hatte sie benommen wieder auf der Straße gestanden. Ohne einen Cent in der Tasche. Sie hatte sich zusammenreißen müssen, um die Treppe einer Métro-Station hinabzusteigen, und war gedankenverloren nach Hause gefahren. Sie würde sehr viel häufiger Null-Euro-Tage einlegen müssen, um Chérubine bezahlen zu können.
    Drei Wochen später war sie in den Parc Monceau gefahren und hatte sich auf die Suche nach dem jungen Kindermädchen gemacht. Sie hatte es auf einer Bank entdeckt, wo es eine Zeitschrift las, während der Kleine in seinem Kinderwagen konzentriert ein karamellverklebtes Stück Papier studierte.
    »Guten Tag …«, hatte sie gesagt und sich neben das junge Mädchen gesetzt.
    »Tag«, hatte das Mädchen geantwortet und den Blick von seiner Zeitschrift gehoben.
    »Hatten Sie schöne Feiertage?«
    »Geht so …«
    »Ein gutes neues Jahr wünsche ich Ihnen«, fügte Henriette hinzu, die fand, dass das Mädchen sich nicht gerade Mühe gab, das Gespräch in Gang zu bringen.
    »Danke. Ihnen auch …«
    »Was macht er denn da?«, hatte Henriette gefragt und mit der Schuhspitze auf den Jungen gedeutet.
    »Das ist das Einwickelpapier von seinem Carambar«, hatte das Mädchen geantwortet und sich vorgebeugt, um die karamellverschmierten Wangen des Babys zu säubern. »Er liebt Karamellbonbons. Er kaut darauf rum wie auf einem Beißring, das ist gut für die Zähnchen …«
    »Das sieht ja aus, als würde er beides verschlingen!«, rief Henriette. »Den Karamell und auch das Papier!«
    »Er versucht, den aufgedruckten Witz zu lesen!«
    »Er liest schon?«
    »Ach, und wie! Dieser Junge ist das reinste Wunder! Einfach nicht zu fassen. Ich weiß ja nicht, was die im Sinn hatten, als sie ihn gezeugt haben, aber dummes Zeug haben sie sich in dem Moment garantiert nicht erzählt!«
    Sie ließ das Kindermädchen über das Kind reden, über die erstaunlichen Fortschritte, die es jeden Tag machte, über sein Strahlen oder seine Wutausbrüche, über den Zustand seiner Zähne, über seine Füße und seinen schönen Stuhlgang.
    »Jetzt fehlt nur noch, dass er anfängt zu reden! Und wenn Sie mich fragen, wird das auch nicht mehr lange dauern!«
    Henriette bemühte sich, interessiert zu wirken, lauschte noch ein paar Anekdoten, die für ein Kind dieses Alters ausgesprochen ungewöhnlich waren, und fiel ihr schließlich ins Wort. Sie würde sich doch jetzt nicht von einem Sprössling erweichen lassen, der an seinem Karamellbonbonpapier herumsabberte.
    »Was ist denn mit seiner Mutter? Wie geht es ihr? Ich habe sie schon lange nicht mehr im Park gesehen …«
    »Ach, schweigen Sie! Die hat der Lebenskummer gepackt.«
    »Und wie äußert sich das?«
    »Sie ist ganz fürchterlich deprimiert.«
    »Das ist doch nicht möglich! Bei all dem Glück, das neuerdings in ihr Leben getreten ist!«
    »Ich verstehe es ja auch nicht!«, antwortete das Mädchen kopfschüttelnd. »Sie liegt den ganzen Tag im Bett. Sie weint nur noch. Es hat sie eines Morgens einfach so überkommen. Sie ist aufgewacht, hat sich aufgesetzt, hat zu mir gesagt: ›Ich glaube, ich habe die Grippe, ich fühle mich so schwach, alles dreht sich‹, und hat sich wieder hingelegt … und seitdem schleppt sie sich nur noch rum. Der arme Monsieur weiß nicht mehr, was er noch machen soll! Er hat schon Krusten am Kopf, weil er sich ständig den Schädel kratzt. Sogar der Kleine plappert nicht mehr vor sich hin. Er konzentriert sich ganz aufs Lesen, er greift nach allem, was ihm unter die Finger kommt, und ich schwöre

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