Der langsame Walzer der Schildkroeten
mitnehmen werde. Dann werden Sie beten. Wenn Sie kein Gebetbuch haben, werde ich Ihnen eines leihen … Antworten Sie!«
»Ich habe kein Gebetbuch«, sagte sie mit gesenktem Blick.
»Dann werde ich Ihnen eines leihen … Anschließend werden Sie die Wohnung putzen, Sie werden alles akribisch säubern, und zwar auf Knien, die Hände in Javelwasser, dem guten Duft von Javelwasser, das alle Keime entfernt, Sie werden den Boden scheuern und Ihre Arbeit Gottes Barmherzigkeit darbringen, Sie werden ihn um Verzeihung bitten für Ihr lasterhaftes Leben. Sie werden den ganzen Vormittag mit Putzen verbringen. Falls ich vorbeikommen sollte, will ich keinen Schmutz, kein Staubkorn sehen, sonst werden Sie bestraft. Mittags dürfen Sie eine Scheibe gekochten Schinken und weißen Reis essen. Und dazu trinken Sie Wasser. Ich will kein farbiges Lebensmittel sehen, habe ich mich deutlich ausgedrückt? Sagen Sie Ja, wenn Sie verstanden haben …«
»Ja.«
»Nachmittags werden Sie eine Stunde auf Knien in Ihrem Gebetbuch lesen, dann werden Sie die Wäsche waschen, bügeln, die Fenster putzen, die Gardinen und die Vorhänge waschen. Ich möchte, dass Sie so schlicht gekleidet sind wie möglich. In Weiß. Haben Sie ein weißes Kleid?«
»Ja.«
»Sehr gut, das werden Sie ständig tragen. Abends werden Sie es waschen und auf einem Bügel zum Trocknen über die Badewanne hängen, damit Sie es am nächsten Morgen wieder anziehen können. Ich verabscheue jeglichen Körpergeruch. Haben Sie verstanden? Sagen Sie Ja.«
»Ja.«
»Ja, Herr.«
»Ja, Herr.«
»Die Haare nach hinten gebunden, keinen Schmuck, kein Make-up, beim Arbeiten werden Sie stets den Blick gesenkt halten … Ich kann jederzeit hochkommen, und wenn ich Sie dabei erwische, wie Sie mir ungehorsam sind, werden Sie bestraft. Ich werde die Strafe sorgfältig wählen, um Sie von ihren Untugenden zu heilen. Abends werden Sie das Gleiche essen wie mittags. Alkohol ist verboten. Sie werden nur Wasser trinken, Leitungswasser. Ich werde gleich mit Ihnen nach oben gehen, alles durchsuchen und Ihre Flaschen wegwerfen … denn Sie trinken. Sie sind eine Alkoholikerin. Sind Sie sich dessen bewusst? Antworten Sie!«
»Ja, Herr.«
»Abends werden Sie auf einem Stuhl sitzen und darauf warten, dass ich hochkomme und die Wohnung kontrolliere. In vollkommener Dunkelheit. Ich will kein künstliches Licht sehen. Sie werden im Rhythmus des Tageslichts leben. Sie werden kein Geräusch machen. Keine Musik, keinen Fernseher, Sie werden kein Lied summen und Ihre Gebete flüsternd verrichten. Wenn ich nicht komme, werden Sie sich nicht beklagen. Sie werden schweigend auf Ihrem Stuhl sitzen und nachdenken. Sie haben viel gutzumachen. Sie haben ein bedeutungsloses, egozentrisches Leben geführt. Sie sind sehr schön, das wissen Sie … Sie haben mit mir gespielt, und ich bin auf Ihre Schliche hereingefallen. Aber ich habe mich wieder gefangen. Diese Zeiten sind vorbei. Zurück. Ich habe Ihnen nicht erlaubt, sich mir zu nähern …«
Sie trat einen winzigen Schritt zurück, und wieder zuckte ein elektrischer Schauer durch ihren Unterleib. Sie beugte sich tief nach vorn, damit er nicht merkte, wie sie vor Wohlbehagen lächelte.
»Jeder noch so geringe Verstoß wird geahndet. Ich werde gezwungen sein, Sie zu schlagen, Sie zu bestrafen, und ich werde mir eine angemessene Strafe ausdenken, die Sie nicht nur körperlich schmerzen wird – das ist erforderlich –, sondern auch seelisch … Sie müssen erniedrigt werden, nachdem Sie wie eine hochmütige kleine Prinzessin herumstolziert sind.«
Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und hielt den Kopf gesenkt.
»Halten Sie sich für meine unangekündigten Besuche bereit. Was ich noch vergessen habe: Ich werde Sie einschließen, um sicherzustellen, dass Sie nicht weglaufen. Sie werden mir Ihren Schlüsselbund geben und mir schwören, dass es nicht noch irgendwo einen Ersatzschlüssel gibt. Noch können Sie sich diesem Läuterungsprozess entziehen. Ich zwinge Sie zu nichts, Sie müssen sich aus freien Stücken dazu entscheiden, denken Sie nach und sagen Sie Ja oder Nein …«
»Ja, Herr. Ich gehöre Ihnen.«
Mit dem Handrücken schlug er ihr ins Gesicht, als fegte er sie beiseite.
»Sie haben nicht nachgedacht. Sie haben überstürzt geantwortet. Hast ist eine moderne Verkörperung des Satans. Ich sagte: Denken Sie nach!«
Sie senkte den Blick und schwieg. Dann sagte sie leise: »Ich bin bereit, Ihnen zu gehorchen, Herr.«
»Das ist gut.
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