Der Lauf-Gourmet
böse Schweinesalami darauf. Aus dem Salat im Plastiknapf leuchtete gelber Gummikäse. Putenschinkenscheiben hatten es sich auf Weizenmehlschrippen bequem gemacht. Ich stand inmitten eines Nahrungsmittelmeeres und musste doch verhungern.
Mit extra scharfen Kaugummis und Cola light brachte ich den Magen zur Räson. Dann der erste Schwächeanfall. Die dreifache Vollkornstulle aus dem ICE-Sortiment plus roter Bionade entsprach zwar nicht exakt den Vorgaben von Basen-Guru Jentschura, sah aber immerhin gesund aus. Ich spürte, wie meine Wadenmuskeln verklebten und von bösen Schlacken langsam zersetzt wurden.
Am Zielort Bielefeld erfolgte der nächste Anschlag auf meine Hüften. Statt eines bunten Obsttellers fanden sich Tonnen böser Konferenzkekse auf dem Besprechungstisch, die leckeren mit Schokoladenhülle und hohem Waffelanteil. Heroisch lehnte ich ab, als mir der Teller mit aufmunternden Worten (»Sie können sich’s doch leisten«) zugeschoben wurde.
Kaum war allerdings das Licht erloschen und die unfassbar langweilige Powerpoint-Präsentation an der Wand, da schlichen meine Finger auch schon Richtung Keksteller. Wenn man nur dann
kaut, sobald die anderen sprechen, ist die Keksmalmerei kaum zu hören. Nur der krümelbedingte Hustenanfall fiel auf. Später, am Schrippenbüffet, klaube ich die schmal geschnittenen Dekotomaten von den Silberplatten. Unter manchen klebten Teewurstreste. Köstlich.
Bilanz nach fünf Stunden Geschäftsreise: noch nicht ein einziges gesundes Lebensmittel konsumiert. Ich trinke vor lauter schlechtem Gewissen noch ein Glas Wasser; soll ja auch sättigen. Oder es bringt mich endgültig um: Wenn ich nicht verhungere, wird mich ein Blasendurchbruch dahinraffen.
Mona sagt, ich soll mir meine Verpflegung einfach mitnehmen. Aha? Am Abend vorher also Möhrensticks schnitzen und Wegebrot backen und dann im Speisewagen eine Tasse heißes Wasser bestellen, in die ich aus einem Ziplockbeutel mein »Morgenglück« rieseln lasse? Ich werde einen Rollkoffer mitführen, der ausschließlich Tupperdosen mit Basenfutter enthält. Neidisch werden die Mitreisenden auf meine Wellnessvorräte stieren und mir Höchstpreise für ein paar Krümel »Morgenglück« bieten. Langsam werde ich auch Dinkeldöner, lactosefreie Fritten und liebevolle Sägearbeiten aus Sellerie aus meinem basischen Rollkoffer ziehen und an die Mitreisenden verteilen. Und dann bestelle ich mir eine Kartoffelsuppe mit Geschmacksverstärker und Bauchspeck.
Fakten, Fragen, Tipps und Mythen zum schnellen Essen
Stimmt es, dass man schneller satt wird, je langsamer man isst? Ja. Das hat eine Studie gezeigt, die die Konzentration von Sättigungshormonen im Blut von schnell und langsam essenden Probanden getestet hat. Außerdem: Wer schnell isst, isst meist mehr. Unser Sättigungsgefühl setzt erst nach 15 bis 20 Minuten ein, in Einzelfällen auch gar nicht.
Morgens keine Zeit, zu Hause in Ruhe zu frühstücken - steht man damit schon mit einem Fuß im Grab?
Man sollte früh am Morgen zumindest eine Kleinigkeit essen, und wenn nicht zu Hause, dann zwei bis drei Stunden später das große Frühstück mit Vollkornbrot, Müsli, Joghurt oder Obst. Gut Organisierte bereiten ihr Frühstück am Vorabend vor, wenn sie nicht gerade trainieren.
Spart man Kalorien, wenn man schnell auf dem Weg vom Büro zum Training im Auto, auf dem Rad oder im Bus isst?
In der Regel nicht, denn dabei kann man leicht den Überblick über das Gegessene verlieren. Außerdem greift man eher zum ungesunden Fastfood. Generell gilt: Lieber eine kleine Pause zum Essen einplanen, denn nebenbei zu essen ist ungesünder und kann auf Dauer sogar die Gesundheit schädigen.
Darf ich am Bahnhofskiosk zu eingeschweißtem Käsekuchen und Papp-Sandwiches greifen?
Wer den ganzen Tag unterwegs ist und Junkfood in sich reinstopft, nimmt zu viele Kalorien, zu viel Zucker und Fett, aber zu wenig Vitamine und Ballaststoffe zu sich. Auch wenn’s mal schnell gehen muss, auf Abwechslung achten. Je vielseitiger man isst, desto größer ist außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass auch etwas Gesundes darunter ist.
Die sportlergesündesten Zwischenmahlzeiten sind immer noch Vollkorn-Getreideprodukte, Obst und Gemüse, magere Milchprodukte, Fisch.
Ernährungsprofis schwören auf Reisen auf die gute alte Frischhaltebox, die sie zu Hause selbst bestückt haben, zum Beispiel mit Brot, Putenbrust, Naturjoghurt, Gurke oder Banane.
■ TI PP: Wer am Bahnhof statt zur
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