Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
nahm Benjamin aus dem Bett und drückte ihn fest an sich, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte und legte mich ins Bett. Zu müde war ich, um mir weitere Gedanken zu machen. Was ich bisher erlebt hatte, reichte mir vollkommen. Einige Minuten lag ich noch wach im Feldbett und war kurz darauf in einen tiefen Schlaf gefallen. Ich merkte nicht mehr wie sich Elena sanft an mich drückte und ihren Arm schützend um mich legte. In dieser Nacht schlief ich wie ein Stein, ohne störende Träume.
Ich wusste nicht, ob es Hörner oder Trompeten waren – irgendetwas hörte ich im Schlaf.
So murmelte ich: „Macht doch endlich das Radio aus.“
Dabei wollte ich mir die Decke über den Kopf ziehen, merkte aber, wie sich Elena von hinten über mich beugte: „Was ist denn ein Radio?“
„ Ach, Elena. Tut mir leid. Ich habe geträumt und nicht bemerkt, dass du hinter mir gelegen bist“.
Sie gab mir einen leidenschaftlichen Kuss und sagte: „Lass uns aufstehen, denn ich muss mich um Benjamin kümmern.“
„ Und wer kümmert sich um mich?“, antwortete ich und bekam von ihr einen Boxhieb in den Rücken.
„ Auf, raus jetzt!“, rief sie lachend und zog mir die Decke weg.
Nun konnte ich mir das Lachen auch nicht mehr verkneifen und sprang aus dem Bett. Ich zog mir den Umhang an und nahm zwei Krüge, um frisches Wasser zu holen.
Auf dem Platz war reges Treiben und eine große Anzahl von Soldaten zu sehen. Viele wurden mit Befehlen einzelner Offiziere zu anderen Einheiten geschickt, um Nachrichten zu ihrem Ziel zu bringen. Am Brunnen angekommen, fügte ich mich in die Schlange ein und wartete bis ich an die Reihe kam. Mit zwei vollen Krügen Wasser und einem Brot unter dem Arm, erreichte ich etwa 20 Minuten später wieder das Zelt. Der Kleine rannte schon umher und begrüßte mich freudestrahlend. Elena hatte auf einem Brett bereits das Frühstück vorbereitet. Ich stellte die Krüge ab und legte das Brot daneben, das sich Elena mit Freuden schnappte.
„ Schön, du hast gleich an frisches Brot gedacht“, sagte sie und gab mir einen Kuss.
„ Hast du draußen schon etwas von der bevorstehenden Schlacht gemerkt?“, fragte sie.
„ Ja. Viele Soldaten wurden bereits an die Nordmauer geschickt und warten dort auf ihre Befehle. Ich denke, wir werden nach dem Frühstück gleich zu Immanuel gehen um zu hören, was die Römer machen.“
„ Wollte Immanuel nicht zu uns kommen?“
„ Das stimmt. Wenn er aber in einer Stunde nicht da ist, gehen wir zu ihm.“
Sie nickte zustimmend, wir aßen und tranken in fröhlicher Dreisamkeit und hatten unseren letzten Bissen noch im Mund, als draußen plötzlich geschrien wurde. Hektische Kommandos wurden gegeben und ein großes Durcheinander begann.
„ Ich glaube, Tom, jetzt geht es los. Komm schnell, ich helfe dir in deinen Lederüberzug, damit du geschützt bist.“
„ Danke, Elena“, antwortete ich und gab ihr einen Kuss, verzichtete aufs Waschen und zog mich in aller Eile an. Elena half mir in den Lederüberzug und beim Binden der Sandalen, da ich mich durch die ungewohnte Kleidung nur eingeschränkt bewegen konnte.
Ich war schon dabei aus dem Zelt zu rennen, als mich Elena am Arm festhielt, mir einen weiteren Kuss gab und sagte: „Du hast dein Schwert vergessen.“
Ich griff zu und rannte nach draußen. Dort sah ich zum ersten Mal die Wirklichkeit eines römischen Angriffs. Hunderte Pfeile hagelten in die Festung und ich sprang sofort in Deckung.
Eigentlich war ich noch dabei mich zu orientieren, in welche Richtung ich gehen sollte, als mich Joshua an die Schulter griff und sagte: „Komm, folge mir, Tom. Ich zeige dir, wo die anderen sind. Wir haben große Probleme.“
Ich rannte mit ihm an die nördliche Spitze der Festung, die am stärksten befestigt war. Wir drückten uns durch eine enge Gasse vorbei an Frauen und Kinder, die sich in den unterirdischen Gängen verstecken mussten. Dann stand ich am Rand des Tafelberges unterhalb einer Mauer und sah Unglaubliches. Keiner der das nicht selbst gesehen hat, würde mir meine Ausführungen abnehmen. Vor mir lag die Ebene unterhalb des Tafelbergs, die sich am Toten Meer entlang zog. Dazwischen erkannte ich drei der römischen Lager. Legionäre in ihrer berüchtigten Schildkröten-Formation, bewaffnet mit ihren großen Schilden, warteten auf ihre Befehle. Dahinter standen die Bogenschützen, die die Truppen wiederum vor unseren Pfeilen schützen sollten. Dazwischen standen große
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