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Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)

Titel: Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bay
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vor der Eroberung Jerusalems durch den Babylonier Nebukadnezar II entstanden sein. Ich musste dem Programm als Parameter die jeweiligen Alphabete der einzelnen Epochen vorgeben, damit die Übersetzungen nicht verfälscht wurden. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die Schriftzeichen und auch die Bedeutung bestimmter Wörter immer wieder verändert.
    Nach etwa einer halben Stunde erschienen die ersten übersetzen Texte auf meinem Bildschirm. Da ich die Übersetzungen erst einmal durchführen, aber noch nicht analysieren sollte, überflog ich den Text kurz und speicherte ihn ab. Grob konnte man sagen, dass es sich zum größten Teil um die Verhaltens- und Lebensweisen der Menschen innerhalb ihrer religiösen Gruppe handelte. Auch wurden Reisen und deren Entfernung zu einigen Orten innerhalb Jordaniens beschrieben.
    Ich versuchte nochmals Harry zu erreichen und kam dieses Mal durch. Harry meldete sich etwas verschlafenen. „Hey, Harry, ich bin es, Tom. Habe ich dich geweckt?“, fragte ich.
    „ Nein, ist schon gut Tom. Ich hing auf dem Sofa, telefonierte mit meiner Freundin und bekam vom Film im TV nicht viel mit. Was gibt es denn so Wichtiges?“
    „ Nun, Harry, ich wollte es ja erst niemanden erzählen, aber es hört nicht auf. So muss ich mich doch mal an einen guten Freund wenden.“
    „ Na dann raus mit deinen Sorgen“, sagte Harry.
    „ Stell dir vor ...“, und ich erzählte ihm über die Träume der letzten Wochen und auch den Traum der letzten Nacht. Harry, der sonst von solchen Dinge nicht viel hielt, antwortete etwas verwirrt.
    „ Du hast doch nichts getrunken, oder? Hast du irgendwelche Pillen eingenommen?“ Ich versicherte ihm, dass ich nichts eingenommen hatte. „Das ist auch wirklich kein Märchen, das du mir erzählst?“
    „ Wirklich nicht, Harry! Würde ich dich etwa um 22 Uhr abends vom Sofa holen, um mir so eine Geschichte auszudenken? Ich denke, da hätte ich Besseres zu tun, oder? Es ist mein voller Ernst, was ich dir erzählt habe. Das Schlimmste daran ist, dass es mir vorkam, als ob ich den Sand gespürt hätte, in dem ich gesessen bin. Ich roch sogar die Luft und spürte den Wind in meinem Gesicht. Ich habe den Eindruck, ich bin wirklich dort gewesen.“
    „ Wo denkst du, bist du gewesen?“, fragte Harry und klang nun hoch konzentriert.
    „ Ich habe wirklich keine Ahnung, Harry.“ Nun erwachte der Analytiker in ihm:
    „ Tom, nun überlege mal genau. Du hast erzählt, dass du im Sand gesessen bist. War das Meer in der Nähe? Vielleicht ein Fluss? Hat die Luft salzig gerochen? Waren außer dem alten Mann noch mehrere Leute zu sehen?“ Jetzt fühlte ich mich überfordert mit Harrys Tempo. Er lachte nur und meinte dann trocken, dass schließlich ich ihn angerufen habe. Ich ließ die Träume noch einmal wie ein Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.
    „ Also, das Meer habe ich nicht gesehen und den Duft der Luft, kann ich Dir nicht beschreiben. Mir kam es so vor, als ob ich in der Wüste saß.“ Für Harry waren das aber zu wenige Informationen um damit etwas anzufangen. „Ok, Harry, ich denke, ich mach mir nach den nächsten Träumen ein paar Notizen. Vielleicht kann ich mich dann auch besser an Details erinnern. Eigentlich sollte ich mich im Moment nur auf den kommenden Lauf und die Arbeit konzentrieren. Es sind schließlich nur noch vier Wochen bis zur Abreise und zum Start.“
    Harry machte mir etwas Mut und meinte, ich solle mir nicht allzu viele Gedanken darüber machen. Auch wenn er die Träume, wie ich sie träumte, sehr seltsam fand. Nach weiteren Minuten Smalltalk legten wir auf, ohne dass wir eine Lösung fanden. Nach dem beruhigenden Telefonat, legte ich mich schlafen und verbrachte mal wieder eine traumlose Nacht.
    Die nächsten Tage verliefen relativ unspektakulär. Am Samstag schrieb ich eine große Anzahl von Dokumenten ins Reine und ließ sie nach und nach von den Programmen übersetzen. Beim Ausdrucken der Texte half mir, wie so oft, Carrie, ohne sich über die zusätzliche Arbeit zu beschweren. Am Abend lief ich die 16 Kilometer in einer wesentlich besseren Zeit als noch am Loch Lomond. Auch mit meiner physischen Verfassung war ich diesmal zufrieden. Ich hatte von Frank endlich sein empfohlenes Buch „ Laufen in Wüstengebieten“ bekommen. Es beschrieb die Verhaltensweisen, Vorbereitungen und die Nahrungsverwertung bei Langstreckenläufen in Extremsituationen. So war ich in den letzten Tagen mit meiner Nahrungsumstellung, auf mehr Bananen und

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