Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
erschlug. Mike versuchte ihm irgendwie zu helfen, stolperte aber anschließend auch noch über seinen Koffer. Wenn man sich vorstellte, dass hier hochintelligente Menschen am Werk waren, die sich anstellten, als ob sie das erste Mal verreisen würden, konnte man nur noch den Kopf schütteln. Zu weiteren Gedankenspielen kam ich nicht mehr, denn Mandy rempelte mich freundschaftlich an.
„ Schön, dass du trotzdem gekommen bist, Tom. Manningfield hat bestimmt schon wieder vergessen, dass du zu Hause bleiben solltest“, sprach sie und zwinkerte mir zu.
„ Ich habe extra mein Taschentuch mitgebracht, um mir die Tränen zu trocknen.“
Lachend liefen wir alle in die Abflughalle. Ich half Mandy mit ihrem Koffer und sagte zu Harry: „So macht man das, dann klappt es auch mit dem Fliegen“.
Frank und der Rest vom Team warteten bereits am Schalter. Manningfield brachte das Flughafenpersonal bereits seit sieben Uhr um den Verstand, da er, laut Aussage von Cole, jeden einzelnen Koffer persönlich in das Flugzeug bringen wollte.
Gegen neun Uhr saßen wir endlich in der Cafeteria. Unser Frühstück war auf dem Tisch angerichtet worden und wir schauten auf das Flughafengelände. Frank unterbrach die Stille und sagte: „Das werden mit Manningfield ganz sicher drei interessante Wochen. Gut, dass wir keine Archäologen sind. Manningfield würde uns ganz Jordanien umgraben lassen, nur um irgendetwas zu finden.“
„ Ich möchte jetzt noch gar nicht daran denken. Ich konzentriere mich erst einmal auf den Marathon. Wann hast du vor, bei mir zu sein?“
„ Da der Zug erst gegen 19 Uhr fährt wollte ich gegen 17 Uhr bei euch vorbei kommen. Dann hat Carrie noch genügend Zeit, uns zum Bahnhof zu fahren.“
Wir verfolgten noch, wie das Flugzeug fast pünktlich abhob, beendeten unser gutes Frühstück und begaben uns wieder zu unserem Auto.
Carrie empfing mich mit einem: „Hast du auch brav geweint, als dein Chef abhob?“
„ Und wie. Du musst jetzt mein Auto trockenföhnen“, konterte ich. Lachend gingen wir ins Haus, um meinen Koffer zu packen.
„ Du brauchst auf jeden Fall etwas Waschmittel, Tom. Für diese lange Zeit kannst du nicht alle Kleidungsstücke mitnehmen. Du darfst nur zwei Koffer mit je 30 kg aufgeben“, klärte sie mich auf.
„ Ich weiß, mein Schatz, ich weiß“, antwortete ich und Carrie half mir weiter beim Packen.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie oft ich den Koffer nochmals öffnete, um nachzuschauen, ob ich nicht doch etwas vergessen hatte. Das ganze Packen machte mich wahnsinnig und ich wartete ungeduldig auf meinen Laufpartner. Pünktlich wie ein Uhrwerk traf Frank bei uns ein, sprang aus seinem Auto und keine Viertelstunde später waren wir auf dem Weg nach Edinburgh. Frank plapperte wie ein Buch und erklärte Carrie immer wieder seine Laufstrategie. Sie schaute mich nur genervt an und ich musste schmunzeln.
Mir gingen unsere Übersetzungen und auch meine Träume durch den Kopf. Die Auffälligkeiten in den gefundenen Texten, waren sehr eigenartig. Ich träumte also von einem alten Mann, der in der Wüste steht. Anhand seiner Kleidung und der Umgebung, musste er im Alten Reich Ägyptens leben. Da er mich immer wieder ansprach, musste er irgendetwas von mir wollen. Einerseits zeigte er auf eine Menge von Menschen, dann deutete er auf einen Stern im Himmel. Auf der anderen Seite standen unsere Übersetzungen, in denen es immer wieder über den Sinn des Wortes ‚Stern‘ ging und wir darüber rätselten. Bestand hier eine Verbindung? War es wirklich ein Stern? Ging es um eine Planetenkonstellation oder wurde etwas ganz anderes damit beschrieben? Vielleicht träumte ich ja deswegen solch einen Unsinn. Ich merkte nicht wie die Zeit verging, denn als ich nach vorne schaute, bog Carrie schon in die Straße vom Bahnhof ein.
Es war schwül, warm und dunkel geworden. Man merkte, dass sich ein Gewitter ankündigte. Ich schaute Carrie tief in die Augen, als ich mich von ihr verabschiedete. Es war irgendwie ein seltsamer Augenblick, als wenn es für eine sehr lange Zeit wäre. Obwohl ich nur zu einem Wettkampf fuhr und anschließend zu meiner Arbeit, kam es mir vor, als würde ich bis ans Ende der Welt reisen.
Carrie drückte sich an mich und flüsterte: „Schatz, ich wünsche dir alles Gute bei deinem Lauf. Pass bitte auf dich auf und mache nichts, was du nicht schaffst. Melde dich bitte per Handy, wenn du deinen Lauf absolviert hast und ins Ziel eingelaufen bist“, beschwor mich
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