Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
Wir müssen dort herüber“, sagte Thutmosis und zog mich nach links in Richtung der großen Zelte.
Wir schoben uns durch die Enge der vielen Behausungen. Unzählige Menschen mit ihrem Gepäck und ihren Wagen standen teilweise so eng aneinander, dass ich mich fragte, wie der Abbau der Zelte funktionieren sollte. Immer wieder schaute ich nervös in die Wolken, die sich aufgrund der Schadstoffe durch den Vulkanausbruch seltsam verfärbten. Wenigstens hatte der Ascheregen aufgehört und man konnte die Umgebung wieder wahrnehmen. Vor uns lag nun ein, aus mehreren Zelten zusammengebautes, zentrales Zelt. Schon am Eingang, der von einem Soldaten bewacht wurde, empfing man uns herzlich. Mir blieb die Spucke weg, als ich die zwölf Männer in einem großen Oval vor mir sitzen sah. Ich versuchte mir von meiner Aufregung möglichst nichts anmerken zu lassen. So stand ich hier – vor den zwölf künftigen Gründern des Staates Israel. Sie nickten und man bat mich in der Runde Platz zu nehmen. Thutmosis stellte mir einen nach dem anderen vor und dann sprach ein Mann namens Ismael zu mir. „Du bist also Tom, der uns vor einer großen Katastrophe bewahren kann.“
Ich nickte: „Ja“.
„ Wir haben dich zu uns gebeten, weil wir alle sehen wollen, wer sich hinter dieser Person mit diesem großen Wissen verbirgt. Wir haben gesehen, dass der schwarze Regen aufgehört hat, aber wir haben alle Angst vor dem, was nun kommen kann. Hast du noch weitere Informationen, die für unserer Flucht von Vorteil sein könnte?“
Alle schauten mich erwartungsvoll an. Ich schluckte und versuchte meine Worte gut zu wählen um keine falschen Informationen preiszugeben. Ich war mir nicht sicher, wann die Insel explodieren würde. Bei einem war ich mir jedoch sicher, die Anzeichen für eine Naturkatastrophe standen kurz bevor. Ich holte tief Luft und sprach.
„ Ihr seht, dass am Tage keine Sonne mehr scheint, in der Nacht keine Sterne mehr leuchten. Auch ist euch bewusst, dass irgendwas passieren wird. Ich bin mir sicher, dass wir nur noch wenig Zeit haben, bis die Katastrophe ihren Höhepunkt erreicht. Aber ich möchte euch bitten, schon heute Nacht die Zelte abzubrechen. Ich weiß nicht, ob Spione Nofretetes unsere Flucht bereits gemeldet haben. Werden wir bei unserer Flucht verfolgt oder sogar angegriffen? Keiner weiß dies im Moment. Wenn aber diese Insel im großen Meer explodiert, dann wird es mit Sicherheit viele tausend Tote geben. Laut den Erzählungen von Thutmosis liegt östlich von der Route der Philister eine Anhöhe, auf die wir uns bei einer Explosion retten können.“
Ich beendete meine Ausführungen, schaute in ihre Gesichter als sich einer der Stammesführer, Ismael, langsam und würdevoll erhob. Er schaute in die Runde und nickte: „Dann soll es so sein. Wir werden über unsere Familienstämme bekannt geben, dass alles sofort abgebaut wird. Während des Aufbruchs, werden wir unser Volk mit Soldaten sichern. In wenigen Stunden werden die ersten Wagen losfahren. Wer keinen Wagen hat, muss laufen oder sich einen Platz auf den Wagen besorgen.“
Ismael setzte sich wieder und alle anderen nickten erneut zustimmend. Damit war meine Aufgabe auch schon erledigt und Thutmosis, der hinter mir saß, zog mich sanft aus dem Zelt.
Wir wollten zu Echnatons Wohnstätte und ruhten uns vor dem Abmarsch noch ein wenig aus. Es fiel mir schwer die Augen zu schliessen, denn von dem, was ich soeben erlebt hatte war ich immer noch sehr verwirrt. So war mir plötzlich bewiesen worden, dass sich in vielen Legenden, doch immer etwas Wahrheit verbarg. Und dass meine Worte, meine Person, einen solchen Einfluss auf die Entscheidung der Ägypter haben sollte, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.
„ Habt ihr keine Sorge, dass die Hohepriester des Pharaos von unserem Aufbruch etwas mitbekommen?“, sprach ich Thutmosis während unseres Marsches zu Echnaton an.
„ Doch, Tom, das haben wir. Wir haben versucht falsche Informationen nach außen zu streuen, weil wir nicht wissen, wie viele Spione in unserer Mitte gibt.“
„ Es wird einen Höllenlärm geben, wenn sich tausende von Menschen, Tieren und Wagen in Bewegung setzen“, sagte ich.
Thutmosis nickte mir still zu und schaute mich sorgenvoll an. Eigentlich sollte die Sonne jetzt im Zenit stehen, aber die dunklen Wolken machte eine Zeitbestimmung fast unmöglich. Mir war es schleierhaft wie Thutmosis sich in diesem Chaos zurechtfand, aber keine zehn Minuten später erreichten wir
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