Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
der auf dem steinigen Untergrund unter uns lag. Seit einigen Stunden merkte ich wie mir die Reise und der fehlende Schlaf mehr und mehr in den Knochen steckte. Ich aß etwas von dem, was mir Nephthys eingepackt hatte und nickte kurz darauf ein. Die Säcke und Decken die man auf den Wagen gelegt hatte benutzte ich als provisorisches Bett und versuchte mich so etwas auszuruhen. An einen richtigen Schlaf war nicht zu denken, denn mich quälten wieder wirre Träume. Ich durchlebte wieder, wie die Barriere bei Gibraltar brach, wie die Fluten Tausende von Menschen wegrissen und schreckte schreiend auf. Ich war schweißgebadet und Echnaton hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt.
„ Mein Freund. Du hattest offensichtlich einen sehr schlimmen Traum. Immer wieder riefst du den Namen einer Frau, der in meiner Sprache aber nicht vorkommt“, sagte Echnaton freundlich zu mir.
„ War es Carrie?“, fragte ich ihn.
Er verneinte und sagte: „Es hörte sich nach Elena an.“
„ Elena?“, fragte ich verwirrt. Ich lachte und war mir sicher, dass bei mir wahrscheinlich schon eine Sicherung durchgeknallt war. Nun sprach ich im Schlaf schon Namen fremder Frauen. „Elena. Wie verrückt!“, murmelte ich erneut.
„ Wir erreichen demnächst das Ufer des Schilfmeeres.“, unterbrach Echnaton meine Gedankengänge. „Wir müssten die Wagen mit der Lade und dann die Familien irgendwie über das Wasser führen.“
Ich schaute nach vorne und beobachtete den nachlassenden Ascheregen. Zwar war es immer noch düster, aber man konnte schon das Wasser des Schilfmeers erkennen. Thutmosis ritt an unseren Wagen heran. Die Anspannung stand ihm in seinem Gesicht geschrieben, denn allem Anschein nach, hatte es weitere Übergriffe gegeben.
„ Wir haben bereits 50 unserer Männer im Kampf verloren. Ich befürchte, wenn uns unser Gott nicht hilft, dann gibt es keine Hoffnung mehr“, sagte er niedergeschlagen.
Der Wagen hielt am seichten Ufer und ich stieg ab. Thutmosis sprang von seinem Pferd und gab den nachkommenden Wagen das Zeichen zum Halten.
„ Hierher“, rief Thutmosis und rammte seinen Holzstab demonstrativ in den Boden.
Die vielen Wagen kamen schnell angefahren und blieben am Ufer stehen. Unter grossem Tumult sprangen die Menschen von ihren Wagen und beruhigten die gestressten Tiere. Doch plötzlich wurde es schlagartig ruhig. Nicht das Rauschen, des Windes und auch kein Tier, war mehr zu hören. Wir schauten uns fragend an und ich schluckte nervös. Erst war es nur ein vibrieren, dann spürte ich, wie der Boden anfing zu beben. Viele kamen ins Wanken und ich war mir sicher, dass war das Zeichen war. Thutmosis hatte Mühe die schlagartig aufgeschreckten Pferde, die Familien zu beruhigen. Viele Menschen schrien vor Panik und sprangen wieder auf ihre Wagen. Ich hatte mich trotz des relativ kurzen Beben instinktiv festgehalten.. Dann hörten wir alle ein Grollen, das sich durch die Luft fortbewegte. Ich schaute mich um, ob irgendetwas aus dem Wagen gefallen war, da beobachte ich, wie das Wasser im Schilfmeer schlagartig zurückwich.
„ Shit“, schrie ich auf Englisch und man schaute mich angsterfüllt an.
„ Was ist los Tom?“, fragte mich Thutmosis panisch.
„ Rennt, rennt was eure Füße hergeben. Die Pferde und Wagen müssen so schnell wie möglich auf die andere Seite.“ Die letzten Worte schrie ich. „Das Wasser geht zurück. Die große Insel ist zerbrochen“, kreischte ich.
„ Woher weißt du das?“
„ Ich möchte nun keine langen Reden halten, aber wenn im Meer etwas Großes zerstört wird, zieht sich das Wasser zurück und kommt mit einer riesigen Welle zurück. Diese kann bis zu 20 Meter hoch werden und sie vernichtet alles. Du siehst wie das Wasser weicht.“
Echnaton, der es offenbar schneller begriffen hatte, trieb die Wagen der anderen an. „Rennt, rennt. Unser Gott Amun hat für uns das Wasser weichen lassen, bevor uns die Truppen Nofretetes erreichen. Er will uns retten“, schrie er und peitschte die Pferde an.
Wie vom Blitz getroffen, fingen jetzt endlich alle an zu rennen. Auch Thutmosis hatte sich wieder auf sein Pferd geschwungen und Echnaton zog mich auf den Wagen. Panisch fuhren wir los und ich stellte mich auf den Wagen, um möglichst früh zu erkennen, ob und wann die tödliche Welle kommen würde. Der Boden war natürlich morastig und so war es unvermeidlich, immer mehr Wagen stecken blieben. Die meisten Familien warfen so gut wie es ging ihr Hab und Gut auf die Schulter und begannen zu
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