Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
war Tag und ich saß, völlig außer Atem, in einem Bett. Zwei Frauen hielten mich an meiner Schulter fest und versuchten mich zu beruhigen.
„ Meine Karte, sie haben meine Karte“, rief ich auf Englisch. „Hört doch, bitte. Wo bin ich?“, keuchte ich vor Aufregung.
Eine dritte Frau kam und gab mir etwas zur trinken. Danach wischte sie mir mit einem Tuch meinen Schweiß von der Stirn.
„ Bitte bleibe ganz ruhig. Du bist hier in Sicherheit. Also lege dich bitte wieder hin. Du hast lange geschlafen, geträumt und bist noch nicht bei Kräften“, sagte sie mit einer beruhigenden Stimme.
Ich schaute in die dunklen Augen der jungen Frau und nickte ihr freundlich zu. Sie sprach in einem hebräischen Dialekt, einen den ich in dieser Form zwar noch nie gehört hatte, aber ich konnte sie gut verstehen. Mir war nur nicht klar, warum man nun plötzlich Hebräisch sprach und nicht mehr Altägyptisch.
„ Wo bin ich?“, fragte ich sie in ihrer Sprache. In ihrem Blick gefangen, starrte ich die dunkelhaarige Frau an. Anstatt eine Antwort zu geben, stellte sie mir eine Gegenfrage.
„ Woher kommst du, dass du nicht weißt, wo du dich befindest? Du hattest seltsame Kleidung an, so wie man sie schon lange nicht mehr trägt.“
Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte. Noch immer fasziniert von ihrem Gesicht, sagte ich: „Ich befinde mich seit einigen Wochen auf einer sehr langen Reise. Durch die Sonne und den Durst hatte ich das Gefühl für Zeit und Ort verloren“, log ich. „Ich war in der Wüste und kam in einen großen Sturm. Daher muss ich wissen, wo ich mich jetzt befinde.“
Ihre Antwort kam direkt und schlug mir wie eine Faust ins Gesicht.
„ Unser Lager befindet sich eine Tagesreise nordöstlich von Jerusalem, am nördlichen Ufer des Toten Meeres. Wir befinden uns auf der Flucht vor den Römern. Von Caesarea aus und über Jerusalem sind wir hier angekommen. Das ganze Land ist im Umbruch und es kommen immer mehr Römer von Norden und besetzen unser Land“, erklärte sie mir.
Ich wurde bleich und schaute sie geschockt an. Caesarea? Römer? Besetzung? Oh, du meine Güte. War ich nun etwa in der Zeit der Römer irgendwo in Judäa gestrandet? Ich konnte es nicht fassen. Die junge Frau schaute mich fragend an.
„ Mir scheint, du weißt wirklich nicht, wo du bist. Du stellst wirklich seltsame Fragen. Wie heißt du eigentlich?“
„ Ich heiße Tom und du, wer bist du?“
„ Ich heiße Elena aus dem Hause Daniel.“
Elena, wo hatte ich diesen Namen schon mal gehört? Ich kam nicht darauf und sagte höflich: „Hallo, Elena aus dem Hause Daniel.“
Inzwischen hatten sich die anderen beiden Frauen darum bemüht, mir etwas zu Essen zu bringen. Durch den angenehmen Geruch in der Luft, verspürte ich erst jetzt, dass ich einen großen Appetit hatte. Ich fühlte mich, als hätte ich Jahr-hunderte lang nichts mehr gegessen.
„ Bitte lasse es dir schmecken und komme wieder zu Kräften. Leider muss ich nun gehen, werde aber später noch mal nach dir schauen. Immanuel wird dich später besuchen. Er hat noch einige Fragen an dich.“
Sie stand auf, drehte sich um und ihre langen Haare berührten mein Gesicht. Ich roch zum ersten Mal, nach langem, wieder frisch gewaschene Haare und schaute ihr fasziniert nach. Die anderen Frauen hatten mich beobachten und mussten lachen. Hatte sie nicht gesagt, dass ihr Name Elena sei? Meine Gehirnzellen fingen an zu arbeiten. Wo hatte ich den Namen schon einmal gehört? Nach einer Weile fiel es mir wieder ein. Ja, ich hatte von einer Elena geträumt. Ob sie das damals war? Wie verrückt wäre das denn? Etwas verlegen schaute ich mich um und sah meinen Rucksack rechts an meiner Schlafstätte liegen. Ich setzte mich im Bett auf, zog ihn auf meinen Schoß und öffnete ihn, in der Erwartung, er sei geplündert worden. Aber alles war da. Meine Laufkleidung, Kompass, Uhr, Handy und auch die Wasserflaschen. Ich nahm eine der Wasserflaschen heraus und schnüffelte daran, warf eine Vitamintablette hinein, nachdem ich sie geöffnet hatte. Das Wasser roch immer noch frisch und ich nahm einen großen Schluck. Ich spürte zwar wie meine Lebensgeister allmählich zurückkamen, legte mich aber wieder schnell zurück, da mir mein Kreislauf einen Strich durch die Rechnung machte. Man reichte mir etwas zu Essen und ich genoss es endlich wieder etwas Warmes zu mir nehmen zu können. Ich hatte keine Ahnung, was ich aß, aber es schmeckte so gut, wie schon lange nicht mehr. Ich vermutete, es
Weitere Kostenlose Bücher