Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
stark verletzt habe.“
Ich legte den Spiegel beiseite. Sie gab mir einen verzierten Holzbecher mit Wasser in die Hand und setzte sich etwas verlegen neben mich auf das Bett.
„ Es stört dich hoffentlich nicht, wenn ich mich hierher setze, oder?“, fragte sie nervös.
„ Nein, nein“, antwortete ich ihr ebenfalls etwas schüchtern. „Im Gegenteil. Ich bin froh, wenn mir jemand Gesellschaft leistet und sich mit mir unterhält. Ich denke, wir haben beide viele Fragen, oder?“
Sie nickte und schaute mich mit ihren dunklen Augen an. Diese Frau hatte etwas Besonderes. Man konnte es nicht beschreiben, aber ich fühlte mich vom ersten Augenblich an von ihr angezogen.
„ Ihr seid sehr viele Flüchtlinge in diesem Lager. Bleibt ihr in dieser Gegend oder zieht ihr weiter?“
„ Du denkst wir sind Flüchtlinge?“ Sie lachte und zwinkerte mir mit ihren Augen zu. Wir sind keine Flüchtlinge, sondern etwa 500 Freiheitskämpfer, die sich gegen den Joch der Römer wehren. Wir wollen in den Süden nach Masada reisen. Es ist seit zwei Jahren belagert. Dort werden wir uns mit Gleichgesinnten treffen und gegen die Herrschaft der Römer kämpfen. In dieser Festung werden wir uns, mit über tausend Soldaten, unsere Freiheit zurückholen. Irgendwann werden wir die Römer in die Knie zwingen“, sagte sie erbost. Ihre Augen funkelten jetzt kämpferisch und sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Mir war die Geschichte über die letzte Schlacht um Masada hinreichend bekannt. Der Ausgang der Geschichte bzw. der letzten Schlacht der Juden bei Masada, war von dem, was ich gelernt hatte, nicht besonders ermutigend.
„ Du weißt wovon ich rede? Ja, ich sehe es in deinen schönen Augen, Tom. Und du weißt, wie wir am besten vorgehen können, oder? Ich denke unser hoher Rat wird heute Abend darüber sprechen wollen, in der Hoffnung, dass dein Wissen helfen kann, um uns einen Vorteil zu verschaffen.“
Ich hatte nur halb hingehört, was Elena zu mir sagte. Es waren die Augen dieser Frau, denen ich nicht widerstehen konnte. Sie sah mich so nach Hilfe bittend an. In mir kribbelte es, wie schon lange nicht mehr und ich bekam einen Kloß im Hals, als sie nach meiner Hand griff und sie zu sich zog.
„ Du hast sehr zarte Hände für einen Mann. Ich habe sie mir angesehen und wusste sofort, dass du kein Kämpfer bist, sondern der Wissenschaft dienst und mit wahrscheinlich großer Weisheit gesegnet bist.“
Ich schaute sie lange an. Sekunden fühlten sich wie Minuten an und ich hätte ihr am liebsten alles erzählt. „Ihr sagtet, ihr habt mich erwartet?“
„ Verrate mich bitte nicht. Joshua sagte mir im Vertrauen, dass ein weiser Mann in der Wüste gefunden und zu uns stoßen würde. Mit seinem Wissen und seiner Hilfe, würde sich das Blatt gegen die Römer wenden.“
Was sollte ich dazu sagen? Ich lächelte sie nur an, denn kein Wort bekam ich über die Lippen. Nicht zu diesem Zeitpunkt.
Der Weg nach Masada
Es war schon dunkel, als ich völlig verschlafen aufwachte. Nach dem ausführlichen Gespräch mit Elena wollte ich mich eigentlich nur etwas ausruhen und war dann aber wohl doch eingeschlafen. Mein Körper verlangte nach Ruhe und diese wollte ich ihm auch gönnen. Ich war gespannt, wann mich Immanuel abholen würde. Elena hatte etwas von einer großen Runde des Rats gesprochen und darunter konnte ich mir eigentlich nicht viel vorstellen. Ich spritze mir gerade etwas Wasser ins Gesicht, um nicht ganz so verschlafen auszusehen, als Joshua schon ins Zelt kam. Ich fühlte mich etwas unwohl so verschwitzt zu einem Treffen zu gehen, aber es war einfach keine Zeit, sich richtig zu waschen.
„ Du fühlst dich hoffentlich etwas besser?“, fragte mich Joshua.
„ Ja, der Tag der Ruhe hat mir gut getan und ich konnte etwas Kraft schöpfen. Eigentlich wollte ich mich erst einmal reinigen, oder haben wir dafür keine Zeit?“
„ Wenn du dich damit beeilst, kannst du dich vorher noch kurz waschen.“
Ich ging hinter einen Vorhang, wusch mich und zog rasch die frische Kleidung über. Nach zehn Minuten war ich soweit und fragte: „Wohin werden wir jetzt gehen?“
„ Es ist nicht weit. Immanuel und ich wollten, dass du bei der Zusammenkunft des großen Rates dabei bist“, sprach Joshua ruhig und schritt langsam voraus.
Überall waren kleine Lampen aufgehängt, die zwar nicht auffällig hell waren, aber genügten, um den Weg zu finden. Man konnte schon von weitem die Umrisse des übergroßen Zeltes erkennen,
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