Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
Vom Netzwerk:
einem Löffel eingeflößt. Er würgte, schluckte und schlief wieder ein. Irgendwann spürte er, wie der Engel ihn auf ein Bett hievte, und er wurde ruhiger.
    Als er aufs Neue erwachte, befand sich die rissige Kellerdecke nach wie vor über ihm, aber wenigstens drehte sie sich nicht und verschwamm auch nicht mehr. Also, dachte Édouard niedergeschlagen, war er noch nicht tot, sondern in der Hoffnungslosigkeit des Lebens gefangen.
    »Sind Sie endlich aufgewacht?«, hörte er eine Frauenstimme neben sich.
    Als er den Kopf wandte, sah er geradewegs in strahlend grüne Augen. Das dazugehörige blasse Gesicht wurde von pechschwarzen Haaren umrahmt. Das war der Engel, von dem er geträumt hatte. Nein, sie war eine lebendige, atmende Frau, die irgendwie den Weg in den Keller gefunden zu haben schien.
    »Wer …«, krächzte Édouard. »Wer sind Sie?«
    »Welchen Namen soll ich Ihnen sagen?« Die grünen Augen blitzten belustigt. »Ich habe eine ganze Auswahl zu bieten. Mein offizieller Name hier lautet Claudette Dessally, aber Sie können mich Venetia nennen.«
    »Venetia …« Trotz seiner Erschöpfung kam der Name ihm bekannt vor.
    »Und Sie, Sir, nehme ich an, sind Édouard, le Comte de la Martinières? Der Eigentümer und im Moment einzige Bewohner dieses Hauses?«
    »Ja, aber was machen Sie hier? Ich …«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Venetia winkte ab. »Darüber reden wir später, wenn Sie sich erholt haben. Im Moment müssen Sie nur wissen, dass Sie dem Tod nahe waren, als ich Sie gefunden habe. Irgendwie – und ich bin nicht gerade bekannt für meine Begabung als Krankenschwester – ist es mir gelungen, Sie am Leben zu halten. Darauf bin ich ziemlich stolz.« Sie erhob sich grinsend, nahm eine Wasserflasche aus dem Schrank und stellte sie neben ihn. »Trinken Sie, so viel Sie können. Ich versuche, auf diesem Gaskocher Suppe warm zu machen. Leider sind meine Kochkünste noch erbärmlicher als meine Fähigkeiten als Krankenschwester!«
    Édouard versuchte, sich auf die schlanke junge Frau zu konzentrieren, die vor der Gasflamme kniete, aber ihm fielen die Augen zu.
    Als er später wieder aufwachte, saß sie mit einem Buch auf einem Stuhl.
    »Hallo …«, begrüßte sie ihn lächelnd. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich mir das aus der Bibliothek geholt habe. In den letzten Tagen war’s hier unten ziemlich langweilig.«
    Édouard versuchte, sich aufzusetzen, doch sie hinderte ihn daran. »Keine Sorge. Mich hat niemand gesehen, obwohl das Haus unter Beobachtung steht. Vielleicht tröstet es Sie zu wissen, dass ich für solche Situationen ausgebildet wurde. Und ich bin eine der Besten«, fügte sie stolz hinzu.
    »Verraten Sie mir, wer Sie sind? Und wie Sie mich gefunden haben?«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich Venetia heiße. Wenn Sie versprechen, Ihre Suppe zu essen, erkläre ich Ihnen alles. Die Infektion scheint abzuklingen, aber Sie sind noch sehr schwach.« Venetia stand auf, holte den Blechtopf, setzte sich damit aufs Bett und fütterte Édouard.
    »Ich weiß«, sagte sie, als dieser das Gesicht verzog. »Sie ist nicht mehr warm. Ich habe sie vorher für Sie gekocht, aber Sie sind eingeschlafen, bevor Sie sie essen konnten.«
    Nach ein paar Löffeln winkte Édouard ab, weil sein Magen zu rebellieren drohte.
    »Auch recht.« Venetia stellte den Topf auf den Steinfußboden. »Ich kann Erbrochenes nicht leiden, also versuchen wir es lieber später noch mal.«
    »Erklären Sie mir jetzt, wie Sie mich gefunden haben?«, bat Édouard erneut.
    »Freuen wird Sie das, was ich Ihnen erzähle, bestimmt nicht, aber wenn ich nicht hier aufgekreuzt wäre, würden wir dieses Gespräch nicht führen. Ich bin SOE -Funkerin. Als der größte Teil meines Netzwerks aufgeflogen ist, bin ich an Connie – wir kennen uns von der Ausbildung in England – herangetreten und habe sie angefleht, mich von diesem Keller aus dringende Nachrichten nach London funken zu lassen. Sie sollten dankbar sein, dass ich das getan habe, Édouard, denn es war die Nacht vor der Sache mit dem STO -Büro, die Sie meines Wissens mit organisiert haben.« Venetia hob eine Augenbraue. »Als ich hier war, habe ich den Schlüssel zur Kellertür an mich genommen für den Fall, dass ich mich wieder mal verkriechen müsste. Und nach dem Abend im Café de la Paix, an dem, wie Sie wissen, viele Agenten festgenommen wurden, habe ich mich hier versteckt. Es lag auf der Hand, dass dieses Haus durchsucht worden war. Also bin ich erst, als

Weitere Kostenlose Bücher