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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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richtete ihren leeren Blick voller Angst auf Sarah. »Ich dachte, wir fahren zum Château?«
    »Das tun wir auch.« Sarah tätschelte ihre Hand. »Keine Sorge, meine Liebe, es ist alles in Ordnung.«
    Stunden später, die Nacht brach bereits herein, stiegen die drei Frauen aus. Sarah ging zielsicher durch die schmalen Gassen der kleinen Stadt zur Tür eines Hauses und klopfte.
    Die Tür wurde von einer Frau geöffnet, die Sarah ähnlich sah und diese überrascht und erfreut begrüßte.
    »Florence«, sagte Sarah. »Gott sei Dank bist du zu Hause!«
    »Was machst du hier? Schnell, komm rein.« Florence warf einen Blick auf ihre Begleiterinnen. »Mit deinen Freundinnen.«
    Sie führte sie zu einem Tisch in der kleinen Küche und ließ sie kurz allein, um einen Krug Wein sowie Brot und Käse zu holen.
    »Wer ist Florence?«, fragte Sophia in herrischem Tonfall.
    »Meine Schwester«, antwortete Sarah, deren Augen vor Wiedersehensfreude leuchteten. »Hier bin ich aufgewachsen.«
    Connie trank einen Schluck Wein, lauschte, wie die Schwestern sich unterhielten, und zwang sich, Brot und Käse zu essen, während sie sich bemühte, die schrecklichen Bilder der vergangenen Nacht zu verdrängen.
    Florence erzählte gerade, wie die Gestapo kurz zuvor junge Männer aus dem Ort zusammengetrieben und in Arbeitslager nach Deutschland gebracht hatte, als Vergeltung dafür, dass die Résistance eine Eisenbahnbrücke in der Nähe des Ortes in die Luft gesprengt hatte. Sarah berichtete ihrerseits von Paris und Édouard sowie dessen ungewissem Schicksal.
    »Wenigstens seid ihr heute Nacht hier bei mir sicher«, sagte Florence und tätschelte die Hand ihrer Schwester. »Aber deine Freundinnen bringe ich lieber im Speicher unter.« Sie sah zu Sophia hinüber, die am Tisch saß, ohne einen Bissen zu essen. »Sie müssen entschuldigen, Mademoiselle de la Martinières, wenn die Unterbringung nicht dem entspricht, was Sie gewöhnt sind.«
    »Madame, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns heute Nacht trotz der Gefahr für Sie Obdach gewähren. Mein Bruder wird sich erkenntlich zeigen, wenn …« Sophia traten Tränen in die Augen.
    Sarah legte einen Arm um ihre Schulter. »Sophia, ich kenne Édouard von Kindesbeinen an. Er hat eine Fluchtmöglichkeit gefunden, das spüre ich hier.« Sarah legte die Hand auf ihre Brust.
    Später zeigte Sarahs Schwester ihnen den Weg in den Speicher, und Sarah half Sophia auf den steilen Stufen und beim Ausziehen.
    »Schlafen Sie gut, meine Liebe.« Sarah küsste Sophia auf die Wange. »Gute Nacht, Madame Constance.«
    Als Sarah weg war, zog Connie sich aus, ohne ihren geschundenen Körper zu begutachten, schlüpfte in ihr Nachthemd, kroch in ihr schmales Bett und zog die Quiltdecke zum Schutz gegen die Kälte der Dezembernacht bis unters Kinn.
    »Schlaf gut, Sophia«, sagte sie.
    »Ich versuche es«, antwortete diese. »Aber mir ist so kalt, und ich muss die ganze Zeit an meinen Bruder denken. Ach, Constance, wie soll ich das ertragen? Nun habe ich Édouard und Frederik am selben Tag verloren.«
    Als Connie sie weinen hörte, stand sie auf und ging zu ihr. »Rutsch ein bisschen, ich leg mich zu dir und wärme dich.«
    Sophia schmiegte sich in Connies Arme.
    »Wir müssen beide fest daran glauben, dass Édouard in Sicherheit ist und eine Möglichkeit findet nachzukommen«, sagte Connie mit einer Überzeugung, die sie nicht empfand. Am Ende schliefen beide Frauen, eng aneinandergeschmiegt, ein.
    Édouard sah seine Mutter vor sich stehen. Er war sieben Jahre alt, und sie drängte ihn, Wasser zu trinken, weil er Fieber hatte.
    »Maman, du bist hier?«, murmelte er. Da verwandelte sich ihr Gesicht in das von Falk, der eine Naziuniform trug und die Waffe auf seine Brust richtete …
    Édouard schreckte aus dem Schlaf hoch und stöhnte auf. Er brauchte unbedingt Wasser; er hatte unerträglichen Durst. Doch als er zu dem Schrank mit den Flaschen wollte, versagte sein Körper ihm den Dienst.
    Er verlor immer wieder das Bewusstsein. Irgendwann akzeptierte er, dass er bald sterben würde. Er wünschte sich nur noch, vor seinem Tod zu erfahren, dass seine geliebte Schwester in Sicherheit war.
    »Lieber Gott«, röchelte er, »nimm mich, aber lass sie leben …«
    Als ein Engel mit rabenschwarzem Haar sich über ihn beugte, ihm ein herrlich kühles Tuch auf die fiebrige Stirn legte und Wasser auf die ausgetrockneten Lippen träufelte, wusste er endgültig, dass er halluzinierte. Etwas scheußlich Schmeckendes wurde ihm mit

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