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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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aber inzwischen ist er stabil. Zufällig weiß ich, dass Ihr Mann für Alex den vollen Pflegesatz bekommt. Vielleicht glaubt er, dass er dieses Geld auch ausgeben muss.« Sie zuckte mit den Achseln.
    Sebastian erhielt also Geld für die Pflege von Alex, dachte Emilie.
    Norma sah Emilie schuldbewusst an. »Wie gesagt: Ich muss davon ausgehen, dass Ihr Mann nur das Beste für seinen Bruder will. Und er war ja auch oft in London. Dieser ständige Wechsel des Pflegepersonals hat niemandem gutgetan, am allerwenigsten mir. Und die Letzte …« Sie verdrehte die Augen. »Wenn Alex nicht den Kaffee nach ihr geworfen hätte, wär wahrscheinlich ich irgendwann ausgerastet. Sie war die Hälfte der Zeit betrunken. Ich wollte Ihrem Mann das sagen, aber er hat nicht zugehört. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.«
    »Verstehe.«
    Norma seufzte. »Und jetzt müssen Sie sich damit auseinandersetzen. Meine Liebe, Sie tun mir wirklich leid.«
    »Danke, dass Sie mir das alles erzählt haben. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen.«
    »Hoffentlich verübeln Sie mir nicht, was ich über Ihren Mann gesagt habe. Ich wollte Ihnen die Situation nur schildern, wie sie ist. Im Grunde ihres Herzens sind sie beide gute Menschen«, fügte sie wenig überzeugend hinzu.
    Emilie wusste, dass Norma versucht hatte, die Geschichte so diplomatisch wie möglich wiederzugeben.
    Als hätte Norma ihre Gedanken erraten, erklärte sie: »Ich habe sie aufwachsen sehen und liebe sie beide, egal was sie anstellen.«
    »Danke für den Kaffee.« Emilie stand auf. »Ich muss jetzt nach Hause.«
    Als Norma sie zur Tür begleitete, legte sie Emilie die raue Hand auf die Schulter. »Hoffentlich gibt es keinen Unfrieden, weil ich Ihnen Dinge erzählt habe, die Sie besser nicht erfahren hätten.«
    »Ich bin Ihnen sogar dankbar.«
    »Gut. Und vergessen Sie nicht, meine Liebe: Hier wartet immer ein Tässchen Kaffee auf Sie.«
    »Danke«, sagte Emilie und schwang sich aufs Rad.
    »Passen Sie auf Alex auf, ja? Er ist sehr verletzlich.«
    Emilie nickte und fuhr zurück nach Blackmoor Hall.

26
    An jenem Abend setzte sich Emilie an den Kamin im Salon und notierte alles, was Mrs Erskine ihr erzählt hatte, um nichts zu vergessen.
    Die Einschätzung der Haushälterin entsprach ihrer eigenen. Dass Sebastian die Fähigkeit besaß, Menschen ein X für ein U vorzumachen und die Dinge so hinzudrehen, wie er sie brauchte, hatte sie selbst schon bemerkt.
    War ihr Mann, wie Mrs Erskine angedeutet hatte, ein Lügner, Betrüger und Tyrann, der nur darauf aus war, seinen Bruder zu vernichten? Und war er auch sonst ein schlechter Mensch?
    Emilie musste an das Handydebakel denken, als Sebastian sie davon überzeugt hatte, dass ihre Aufregung, weil er sich nicht gemeldet hatte, lächerlich sei. Und obwohl er ihr einzureden versucht hatte, dass er mit ihr über seinen Plan, im Château vorbeizuschauen, gesprochen hatte, wusste sie, dass das nicht stimmte.
    Warum wollte er nicht, dass sie ihn nach London oder bei seinen Reisen begleitete, und ließ sie – die Frau, die er kaum einen Monat zuvor geheiratet hatte – allein hier in Yorkshire?
    Nein! Sie musste damit aufhören; ihre Phantasie drohte, mit ihr durchzugehen. Ihr Vater hatte das »Nachtkoller« genannt – er trat ein, wenn Körper und Geist müde waren und die Gedanken sich verselbständigten.
    Emilie kramte in ihrem Kulturbeutel nach den Schlaftabletten, die ihr der Arzt nach dem Tod ihrer Mutter verschrieben hatte, und schluckte eine. Jetzt musste sie schlafen. Am Morgen würde sie weiter versuchen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
    Am folgenden Abend klopfte Emilie, mit einer Flasche Rotwein unterm Arm, um sechs Uhr an Alex’ Tür, nachdem sie den Tag damit verbracht hatte, die Fakten in eine logische Ordnung zu bringen.
    »Ich bin am Computer«, hörte sie ihn rufen. »Leider haben einige meiner Kinder aufgrund der katastrophalen Zuckerrohrernte auf Fidschi schmerzliche Verluste erlitten. Kommen Sie rein.«
    »Hallo, Alex.« Emilie blieb, fasziniert von den rot und grün blinkenden Zahlen auf dem Bildschirm, an der Tür stehen.
    »Hallo«, antwortete er, ohne den Blick vom Monitor zu wenden. »Lange nicht gesehen.«
    »Ich habe etwas mitgebracht.« Emilie hielt die Flasche hoch.
    Als Alex die Flasche sah, fragte er: »Sicher?«
    »Ja.«
    »Na, das ist ja mal eine angenehme Überraschung«, sagte er, rollte zurück und drehte sich zu ihr. »Sie, meine ich, nicht der Wein«, fügte er schmunzelnd hinzu.
    »Tut mir

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