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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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gedrucktes Buch auf dem Schoß.
    »Constance?« Sie hob den Blick.
    »Ja.« Sie ging zu Sophia und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Keine Angst, Besuch für dich. Ich glaube, du wirst dich freuen.«
    »Sophia, ich bin’s, Frederik.«
    »Frederik?«, flüsterte sie. »Bist du das wirklich?«
    »Ja, Sophia.«
    Als Sophia die Hände nach ihm ausstreckte, fiel das Buch zu Boden.
    Connie beobachtete von der Tür aus, wie Frederik Sophia in die Arme schloss, bevor sie mit Tränen in den Augen den Raum verließ.

28
    Connie hielt in Jacques’ Wohnzimmer Wache. Als die Flieger um zwei Uhr morgens aufbrachen, gesellte sich Jacques gähnend zu ihr.
    »Wenigstens ein Teil unserer Sorgen ist aus dem Haus. Und was ist mit dem anderen?« Er deutete nach unten. »Ist er noch bei ihr?«
    »Ja.«
    »Sind Sie bei ihnen gewesen?«
    »Einmal. Ich habe sie reden hören.«
    »Entschuldigen Sie meine Frage, Constance, aber können Sie ihm wirklich vertrauen?«
    »Ja. Sehen Sie ihn sich doch an. Er ist seit Wochen auf der Flucht. Und wir wären jetzt nicht hier, wenn er uns in Paris nicht geholfen hätte. Er liebt Sophia über alles.«
    »Was ist, wenn jemand ihm gefolgt ist?«
    »Natürlich ist das gut möglich …«
    »Constance! Nach allem, was Sie mir über seinen Bruder erzählt haben, ist das nicht nur möglich, sondern höchst wahrscheinlich.«
    »Da unten sind die beiden doch sicher. Außerdem weiß Frederik, dass er so schnell wie möglich verschwinden muss. Ihnen das zu verwehren, was gut und gern ihre letzten gemeinsamen Stunden sein könnten, wäre grausam. Bitte, Jacques, lassen Sie ihnen das. Sie haben sich bestimmt viel zu erzählen.«
    »Er muss bald hier weg. Wenn bekannt werden sollte, dass wir einem Nazi Unterschlupf gewährt haben, ist das mein Ende.«
    »Bitte, Jacques, er macht sich morgen auf den Weg.«
    Sophia lag mit Frederik auf der schmalen Pritsche, die kaum breit genug für sie allein war, und streichelte sein Gesicht, seinen Nacken und seine Haare. Er war so erschöpft, dass er immer wieder einschlief.
    »Was sollen wir tun?«, fragte sie ihn. »Es muss doch einen Ort geben, an den wir fliehen können.«
    Frederik strich sanft über ihren Bauch, in dem sein Kind heranwuchs. »Du musst hierbleiben, bis unser Kind auf der Welt ist. Du hast keine andere Wahl. Ich verschwinde morgen und suche mir mit Gottes Hilfe bis zum Ende des Krieges einen Unterschlupf. Es wird nicht mehr lange dauern, das verspreche ich dir.«
    »Das höre ich nun schon seit Jahren, aber es nimmt kein Ende«, seufzte Sophia.
    »Doch, Sophia, der Krieg wird enden, daran musst du glauben«, widersprach Frederik ihr. »Und wenn er vorbei ist und ich einen Ort gefunden habe, an dem wir leben können, hole ich dich und unser Kind.«
    »Bitte geh nicht fort! Ohne dich halte ich es hier nicht länger aus, bitte …« Sie vergrub das Gesicht an seiner warmen Brust.
    »Nur noch ein paar Monate. Du musst stark bleiben für unser Kind. Eines Tages werden wir ihm vom Mut seiner Mutter erzählen können.« Frederik küsste zärtlich ihre Stirn, ihre Nase und ihre Lippen. »Sophia, ich habe dir schon einmal versprochen, zu dir zu kommen, und mein Versprechen gehalten. Ich werde dich auch in Zukunft nicht im Stich lassen. Bitte glaub mir das.«
    »Ja. Aber lass uns über fröhlichere Dinge sprechen. Erzähl mir von deiner Kindheit.«
    »Ich bin in Ostpreußen aufgewachsen, in dem kleinen Ort Charlottenruhe.« Bei dem Gedanken daran schloss Frederik lächelnd die Augen. »Unsere Familie lebte in einem wunderschönen Schloss, umgeben von fruchtbarem Land, das uns gehörte und das wir bewirtschafteten. Ostpreußen war als die Kornkammer der Region bekannt, und der Ackerbau machte die Menschen, die dort lebten, wohlhabend. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, mir fehlte es an nichts, ich wurde von meinen Eltern geliebt und erhielt die beste Ausbildung, die man sich wünschen kann. Der einzige Wermutstropfen war mein Bruder, der mich von Anfang an nicht leiden konnte.«
    »Zwei Brüder, nur eine Stunde auseinander, in ein und derselben Familie aufgewachsen und trotzdem so verschieden«, stellte Sophia fest und strich über ihren Bauch. »Ich kann nur hoffen, dass unser Kleines hier drin nach seinem Vater und nicht nach seinem Onkel kommt. Was hast du nach der Schule gemacht?«
    »Falk ist sofort zum Militär, während ich in Dresden Politikwissenschaften und Philosophie studiert habe. Es war eine interessante Zeit – der Führer war gerade an die

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