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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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nicht traute.
    »Der Wunsch, Sophia wiederzusehen, hat mich beflügelt. Aber ich weiß, dass mein Glück endlich ist. Es gibt einen Menschen, der mich so lange jagt, bis er mich hat. Egal, ich werde sowieso bald sterben, ob durch französische oder deutsche Hand. Ich wollte nur noch ein letztes Mal Sophia sehen. Bitte, Constance, sagen Sie mir wenigstens, ob es ihr gut geht. Ob sie lebt.«
    Frederik traten Tränen in die Augen.
    Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Frau, die er liebte, noch einmal zu sehen, statt einfach zu fliehen und die eigene Haut zu retten. Egal, welchem Land er angehörte, welcher politischen Überzeugung er anhing und was er in den vergangenen Jahren getan haben mochte: Er war ein Mensch, der Mitleid verdiente, dachte Connie.
    »Ja, es geht ihr gut«, antwortete Connie.
    Jacques warf ihr einen warnenden Blick zu, den Connie ignorierte.
    »Haben Sie Hunger? Vermutlich haben Sie in den vergangenen Wochen nicht allzu viel gegessen.«
    »Constance, wenn Sie etwas erübrigen könnten, wäre ich sehr dankbar, aber sagen Sie mir bitte zuerst: Ist Sophia hier? Kann ich sie sehen?«
    »Ich mache Ihnen erst mal etwas zu essen, dann reden wir weiter. Jacques, Sie können die Waffe weglegen. Frederik tut uns nichts, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Gehen Sie hinauf in den Speicher und sagen Sie unseren Freunden Bescheid, dass sie keine Angst haben müssen. Ein Verwandter ist zu Besuch gekommen; sie sollen sich aber lieber nicht blicken lassen.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Jacques und senkte zögernd die Waffe.
    »Ja.« Connie, die das Gefühl genoss, ausnahmsweise genau zu wissen, was sie tat, nickte. »Frederik, wir unterhalten uns in der Küche weiter, während ich etwas zu essen für Sie herrichte.«
    Frederik schleppte sich in die Küche.
    Connie schloss die Tür hinter ihnen und signalisierte ihm, dass er auf dem Holzstuhl an dem kleinen Tisch Platz nehmen solle.
    »Constance, bitte«, fragte er noch einmal, »ist sie hier?«
    »Ja.«
    »Dem Himmel sei Dank.« Frederik legte den Kopf in die Hände und begann zu weinen. »Wenn ich im Graben geschlafen oder im Müll nach etwas Essbarem gesucht habe, ist mir durch den Kopf gegangen, dass sie tot sein könnte. Ich …« Frederik wischte sich die Nase am Ärmel ab und schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie, Constance, ich kann verstehen, dass Sie kein Mitleid für mich empfinden, aber Sie ahnen nicht, durch welche Hölle ich gegangen bin, um sie zu finden.«
    »Hier, trinken Sie das.« Connie stellte ein Glas Wein auf den Tisch und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es wundert mich, dass Sie es lebend hierher geschafft haben.«
    »Sowohl die Franzosen als auch die Deutschen spüren, dass etwas in der Luft liegt. Das hat mir geholfen. In Frankreich herrscht Chaos, die Résistance wird immer stärker. Wir – sie …«, korrigierte Frederik sich sofort, »… haben Mühe, sie unter Kontrolle zu halten. Vielleicht ist Frankreich einfach nur der letzte Ort, an dem man mich vermutet. Doch einer weiß bestimmt, wo ich mich aufhalte …«
    »Essen Sie.« Connie stellte ihm einen Teller mit einer dicken Scheibe Brot und etwas Käse hin.
    »Wurde das Château durchsucht?«, fragte Frederik, als er das Essen hinunterschlang.
    »Ja, sie haben nichts gefunden. Jacques und ich haben sehr darauf geachtet, dass das Château unbewohnt wirkt und Sophia in ihrem Versteck bleibt. Sie ahnen nicht, dass sie hier ist.«
    »Und Édouard? Ist er auch da?«
    »Nein. Er weiß, dass seine Anwesenheit seine Schwester in große Gefahr bringen würde.«
    »Ich darf auch nicht lange bleiben. Mir ist klar, dass jede Sekunde, die ich hier bin, das Risiko für Sie erhöht.« Frederik spülte Brot und Käse mit großen Schlucken Wein hinunter. »Würden Sie mich jetzt zu Sophia bringen? Bitte, Constance.«
    »Ja. Folgen Sie mir.«
    Connie führte Frederik in die cave , in das Fass und durch den Gang.
    »Arme Sophia«, stöhnte er, als er mit dem Kopf gegen die Decke stieß. »Wie hält sie das nur aus? Spürt sie je die Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht?«
    »Ihr bleibt keine andere Wahl, als sich in ihr Schicksal zu fügen.« Connie erreichte die Tür. »Sie ist da drin; kann sein, dass sie schläft. Ich gehe zuerst hinein, damit sie nicht erschrickt. Und, Frederik …«, sie wandte sich ihm zu, »bitte erschrecken Sie auch nicht.«
    Connie klopfte dreimal an der Tür, bevor sie sie leise öffnete. Sophia saß auf dem Stuhl an dem kleinen Fenster, ein in Braille-Schrift

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